Von Freundschaft und einem Frosch

Sommer-Flash 3:

Taiebs Geburtstag oder eben Geburts-Nacht ist der 25. Juli, für mich ist es aber eher der 26. Juli. Er war, vor zehn Jahren, der erste Morgen, an dem ich nach einer schnellen und komplikationslosen, für mich jedoch heftigen Geburt – wie im letzten Beitrag kurz erklärt – und drei Stunden Schlaf als Mutter erwachte. Damals schrieb ich manchmal kurze Gedichte – auch für Menschen, die mir nahestanden. An jenem frühen und hellen Sommermorgen notierte ich für Taieb: „Die Zeit stand still, die Welt stand still, du warst da.“

Heute, zehn Jahre später, trat ich am Morgen aus der Ferienwohnung bei meiner Freundin Nora in Golino. Taieb und Naila sassen am Tisch auf dem Gartensitzplatz und hatten einen mit Wasser gefüllten Becher zwischen sich auf dem Tisch stehen. Im Wasser war ein toter Frosch. Sie wollten ihm gut zureden und ihn wiederbeleben. Aber da war nichts mehr zu machen. Er hatte drei Wunden auf dem Körper. Sie hatten ihn entdeckt, als sie Tischtennis spielten und Taieb den Ball in der Wiese suchte. „Wir haben einen toten Frosch gefunden!“, riefen sie mir zu. „Oje, der Arme ist bestimmt vertrocknet.“, antwortete ich. „Sagt es Nora, wenn sie zurückkommt.“ Dass sie einen Becher hinausnahmen, bemerkte ich schon. Wofür sie ihn brauchten, stellte ich jedoch erst fest, als ich auf den Gartensitzplatz trat und die beiden friedlich und nachdenklich am roten Tisch sitzen sah, den toten Frosch zwischen sich.

Nora war mit Hjalmar unterwegs, er hatte Schwimmkurs. Hjalmar ist genau zehn Tage älter als Taieb. Wir waren also zur gleichen Zeit schwanger. Sie mit ihrem zweiten Sohn, ich mit unserem ersten Kind. „Willkommen im Club.“, schrieb Nora mir zurück, als ich ihr Ende November 2006 als einer der Allerersten mitteilte, ich sei schwanger. Als sie mir an einem heissen Sonntagabend, dem 15. Juli 2007, mitteilte, Hjalmar sei soeben zur Welt gekommen, war ich auf dem Balkon bei meiner Mutter und dachte, es werde mir langsam zu heiss und ich würde auch gerne gebären. Aber ich hatte ja den 1. August als errechnetes Datum und also noch 16 Tage Zeit, mich in Seen oder Flüssen abzukühlen…

Gestern feierten wir Taiebs Geburtstag gemeinsam. Im „Lido“ von Locarno, wo die Kinder auf den Looping-Rutschen und in den verschiedenen Pools voll und ganz auf ihre sowie Nora und ich mit „Apérol Sprizz“ auf unsere Rechnung kamen. Zum Mittagessen bestellte ich Pizza für die beiden Jungs und Chicken Nuggets für Naila. Beim Anstehen überlegte ich mir, was ich essen sollte. Der griechische Salat war mir zu klein und zu teuer. Dann las ich „Vegane Pizza“ auf der Tafel und versuchte mir vorzustellen, woraus sie bestehe. Wie sie aussehe… Wie veganer Mozzarella wohl schmecke… Wozu sie existiere bzw. welche Vorzüge sie den „konventionellen“ Pizzen gegenüber habe…

Ich musste ziemlich lange anstehen; die zahlreichen Gäste im „Lido“ hatten Hunger. Doch ich fand keine befriedigenden Antworten auf meine Fragen. Also bestellte ich keine vegane Pizza, sondern einen Cheeseburger. 🙂

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