Fotokamera und Kaffeemaschine

Sommer-Flash 5:

Heute nahm ich – seit zwei Jahren und zwei Monaten – meine Fotokamera wieder hervor. Weil ich morgen zum kurzen Zeitungsartikel, den ich verfassen werde, auch ein paar Bilder hätte schiessen müssen. Hätte. Ich muss jetzt nämlich doch keine Bilder schiessen, sondern nur schreiben. Was mir ein bisschen besser liegt…

Denn der Fotograf hat morgen Zeit und wir haben uns soeben verabredet. Ich bin froh darum. Erstens kann ich so etwas sanfter einsteigen und muss nicht gleich alles auf einmal selber machen; zweitens lerne ich wieder jemanden aus dem Medienbereich kennen und kann mein Netzwerk ausbauen. Am Telefon tönte er jedenfalls sehr sympathisch. Mit dem Netzwerkausbauen gebe ich nach den Ferien Vollgas; während der Ferien möchte ich vor allem Zeit für die Kinder haben.

Meine Kamera habe ich trotzdem wieder in Stand gesetzt – für kommende Male. (Es macht sich einfach nicht so gut, mit dem i-pad vor dem Gesicht Menschen an einer Veranstaltung oder einem speziellen Ort abzulichten.) Nachdem ich den Akku aufgeladen und wieder in den Apparat eingesetzt hatte, kam die Meldung „Karte gesch.“. Ich überlegte, was „gesch.“ bedeuten könnte. Mir kam immer „gesperrt“ in den Sinn – phonetisch und semantisch wäre dies tip top aufgegangen.

Orthografisch aber leider nicht. „Geschperrt“? Genau wie die vegane Pizza liess mir die gesch. Karte keine Ruhe. Ich brachte das Ding in ein Elektronikgeschäft. Das heisst, ich war sowieso in einem Elektronikgeschäft, weil unsere Kaffeemaschine, anstatt Kaffee zuzubereiten, die Küche unter Wasser setzt. Also war ich voller Hoffnung, das Rätsel um die gesch. Karte lüften zu können. Geschlossen? (Aber dann müsste doch „geschl.“ stehen.) Gescheitert? (Arme Karte, so hatte ich es nicht gemeint mit dem i-pad.) Geschunden? Geschlagen? (Noch schlimmer.) Gestohlen? (Nein, ich stehle ja nicht, ich schiesse nur. (Und die Orthografie wäre auch wieder falsch.))

Der Fachmann im Geschäft hatte die Karte und damit die Kamera schnell wieder zum Funktionieren gebracht. Meine Frage, was „gesch. Karte“ bedeute, konnte er allerdings auch nicht beantworten. Gut, seinem Namen und seinem Akzent nach ist er Italiener. Er erklärte mir dafür allerlei anderes, zeigte mir die Speicherkapazität und erinnerte mich daran, dass unsere Grossväter mit viel weniger Speicherkapazität auskommen mussten. Diese Erkenntnis steigerte meine Dankbarkeit ins Unermessliche. (Obschon mir lieber wäre, die Kaffeemaschine würde am Morgen unaufmüpfig Kaffee zubereiten.)

Gesch.? Geschieden? Vielleicht war die Karte geschieden. Vom Apparat. Oder von mir. Aus lauter Verzweiflung über das Nichtmehrgebrauchtwerden. Wie auch immer: Jetzt zeigt sie sich jedenfalls wieder solidarisch und freut sich auf einen baldigen Einsatz. 🙂

 

(Solidarisch zeigte sich auch mein rechtes Auge mit dem linken, wie meistens bei Augenentzündungen und Blutungen in der Bindehaut. So harmlos wie bei den meisten Menschen ist das in meinem Fall nicht, und die sonnigen Tage im Tessin waren genau richtig. Insbesondere, da es in der Deutschschweiz nicht gerade sommerlich war… Jetzt freue ich mich auf ein paar Tage hier, dann auf die baldige Rückkehr ins Tessin und wünsche allen (weiterhin) schöne Ferien. :-))

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