Zum 18. Januar

Heute ist eigentlich ein doppelt bedeutsamer Tag für mich: Vor genau einem Jahr nahm ich die letzte Dosis Azathioprin, des Wirkstoffs, der auch bei Transplantationen sowie im Kampf gegen Leukämien eingesetzt wird. Und eben auch bei anderen schweren Erkrankungen, die weniger bekannt sind und deren Betroffene mit dementsprechend weniger Verständnis umgehen (lernen) müssen.

Heute, ein Jahr später, sieht für mich „alles“ wieder viel besser aus: Ich habe keinen Rückfall gehabt, kein erneuter Krankheitsschub ist ausgebrochen. Das verbessert die Prognose eben wieder stark. – Zwar habe ich fast ständig kleinere Symptome, aber ich habe längst gelernt, mit ihnen zu leben: Gut zu leben sogar. So gut, dass Menschen, die nichts von meiner Krankengeschichte wissen, auch nichts merken und nichts davon ahnen.

A propos „längst gelernt…“: Es ist diesen Monat zudem zehn Jahre her, als ich ins dritte Trimester meiner zweiten Schwangerschaft eintrat und die Autoimmunerkrankungen zum ersten Mal ausbrachen. Darüber könnte ich natürlich vieles schreiben, aber irgendwie habe ich gerade nicht so Lust dazu. Vielleicht ein andermal…

Vorerst mal nur dies: Wenn ich damals gewusst hätte, was alles – in direktem wie in indirektem (!) Zusammenhang – auf mich zukommen würde, hätte ich von Anfang an für mich und meine Gesundheit geschaut und sie nicht nach, sondern vor die Arbeit gestellt. Insbesondere derjenigen an der Wirtschaftschule KV Winterthur: die Schule, an der Frauen sich beliebig früh in den Mutterschaftsurlaub verabschieden dürfen, ohne dass auch nur mit der Wimper gezuckt wird, während ich – mit mehreren Diagnosen von zum Teil schweren Erkrankungen – auf Facebook ausspioniert, zum (ach so unabhängigen (!) und ach so kompetenten) Vertrauensarzt geschickt und unter Generalverdacht gestellt wurde.

Keine einzige Frühgeburt kann durch Liegen verhindert werden, was jeder Gynäkologe und jede Gynäkologin weiss. (Ich verweise auf den schon einmal erwähnten Artikel in der „NZZ“ vom letzten September.) Abgesehen davon muss man ja nicht mal medizinisch ausgebildet sein, um zu realisieren, dass die Prozesse, die zu einer Frühgeburt führen, (leider…) viel zu komplex sind, als dass das Ausschalten der Schwerkraft sie aufhalten würde. Aber so lässt sich halt wunderbar doppelt so lang Mutterschaftsurlaub machen, sich wunderbar ausruhen und wunderbar alles für das neue Kind vorbereiten. Hab ich übrigens alles auch gemacht – einfach während meiner Freizeit und unbezahlt.

Genau, ich werde oben genannte Schule weiterhin in den meisten Beiträgen erwähnen und ihr zwei bis drei Abschnittchen widmen. Damit sie bei „Google“ auf Kurs bleibt. (Mein Blog ist da jedenfalls ganz gut mit dabei…) Bald stelle ich auch die über 200 in den Status „Entwurf“ zurückgesetzten Beiträge wieder auf „öffentlich“ und werde die Beiträge auch wieder bewerben. (So, wie betreffende Schule das mit ihrem superobermegatollen Weiterbildungsangebot ja auch tut…)

Zwischen Notenabgaben, Notenkonventen, Einkaufen, Kochen, Musik hören, Ferien buchen, dem Versuch, meinen Bürokram unter Dach und Fach zu halten, und einer Horde Flöhe im Klassen- und Compizimmer (Französisch am Freitag von 15.30 bis 17 Uhr: DAS Highlight im Leben einer Lehrerin!) habe ich es geschafft, heute bereits am Morgen nach S. zu P. zu fahren. Dafür gibt es auch einen Grund (nichts Schlimmes); dafür, dass ich mich dieses Wochenende ein bisschen mehr um ihn kümmern möchte, meine ich. Und darum schrieb ich zu Beginn dieses Beitrags, der Tag sei für mich doppelt bedeutsam.

Also bin ich jetzt schon zum zweiten Mal bei ihm. Wir haben zusammen zu Mittag und zu Abend gegessen und schauen gleich „Fack ju, Göhte“. Eine Lehrerin sollte diesen Film gesehen haben… 🙂

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