Grüsse aus dem Connyland

 

Ich bin mit den Kids im Connyland.
Darüber bin ich glücklich – aus verschiedenen Gründen.
Ich liebe es, sie fröhlich, begeistert und ausgelassen zu sehen.
Ich liebe es, sie unbeschwert zu sehen.
(Das Schweizer Schulsystem kann aus Kindern auch „anderes“ machen – was traurig ist.)

Ich liebe es zu sehen, wie sie miteinander gut auskommen, miteinander lachen und miteinander Spass haben. Das ist, wenn sie „Publikum“ haben, eben oft anders. Was natürlich vollkommen normal und gesund ist, aber auch anstrengend werden kann. Auch darum sind solche Ausflüge wertvoll und wunderbar.

Ich liebe ihre Hilfsbereitschaft mir gegenüber, weil ich nach der zweiten Impfung von gestern Abend ziemlich kaputt bin:
Taieb hat am Bahnhof Weinfelden in der kurzen Umsteigezeit alles gegeben, um einen kalten Orangensaft für mich kaufen zu gehen – bzw. zu rennen. (Weil mir zuvor schlecht gewesen war und ich danach so eine „Gier“ auf kalten Orangensaft bekam…)
Taieb hat mich vor den Schienen des Connyland-Eisenbähnchens gewarnt.
Taieb ist für mich im Café fragen gegangen, was für Drinks sie hätten. (Später, als zumindest die Übelkeit vorüber war. 😉)

Ich liebe ihre Rücksicht anderen gegenüber, zum Beispiel wenn kleinere Kinder Mühe haben, den Vulkan hinaufzuklettern, und sie ihnen dabei helfen, oder wenn jemand ein Foto machen möchte, wobei niemand im Weg stehen sollte, und sie sich dafür einsetzen. Einem Grossvater fiel das auch auf und ich hatte dann beim Anstehen für die Wasserbahn noch zwei-, dreimal Spass mit ihm. Später begegneten wir einander im Restaurant und lächelten einander zu. Und wiederum später noch ein paarmal.

Überhaupt finde ich es grad besonders schön, so viele fröhliche Kinder, Eltern und Grosseltern hier zu sehen.

Ich habe an das meiste, was ich mitnehmen wollte, gedacht – insbesondere die Getränke.
Vergessen hab‘ ich „nur“ die Sonnencrème.
Sonneneinstrahlung kann einen Schub meiner Krankheit auslösen; daher ist es immer doppelt blöd, wenn ich den Sonnenschutz vergesse. Andererseits hat bei mir die Sonne noch nie als Trigger fungiert, was meine diesbezügliche Nachlässigkeit wohl erklärt.
Dafür andere „Dinge“ wie zum Beispiel negativer Stress.
Positiver Stress, von dem ich ständig reichlich habe, hingegen nicht, worüber ich froh bin.
Am schlimmsten war es im Herbst 2019; da waren die Entzündungswerte von inneren Organen so hoch, dass sie die Skala sprengten und nicht (mehr) gemessen werden konnten. Damals kamen etwa drei Negativ-Stressfaktoren zusammen; welcher davon am schlimmsten war und am meisten zu dem krassen Ausbruch führte, sei dahingestellt. Wir wissen es nicht und können nur vermuten.

Aber es ist auch nicht mehr so wichtig; es geht mir ja seit der damaligen Therapie relativ gut. Und die Chancen, dass es so bleibt, stehen ebenfalls gut: Mit dem Alter nehmen viele Körperfunktionen ab, was im Fall einer Autoimmunerkrankung, bei der der Körper (viel) zu heftig auf eigenes Körpergewebe losgeht, für einmal einen Vorteil darstellt.

Wie es aussieht, wenn ich die immunsuppressive Therapie absetze, wissen wir natürlich nicht. Doch ich bin optimistisch.
So oder so ist es nicht einfach, jeden Tag Medikamente, die auch in der Chemotherapie oder bei Transplantationen eingesetzt werden, nehmen zu müssen, als ob nix wäre.

Es gibt Phasen, wo es mir kaum ‚was ausmacht, dass viele Leute in Bezug aufs Kranksein ganz andere Relationen haben als ich. Beispielsweise ist der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn für ein paar Wochen wegen „Corona“ für sie schon eine halbe Katastrophe, über die sie offenbar gerne reden – sei es am Arbeitsplatz oder sonstwo.
Für mich und andere Betroffene einer chronischen und schweren Erkrankung ist das zwar (auch) unangenehm, aber mehr nicht – echt nicht.

Und es gibt Phasen, in denen es mir mehr ausmacht. Das liegt natürlich an mir bzw. an meinem Zustand, aber die „anderen“ hätten auch ganz viel zu lernen. Ob sie das je merken und sich damit auseinandersetzen, bezweifle ich.

Die zweite Impfung von gestern Abend hat dazu geführt, dass ich als einzige hier im Connyland bei 26 Grad Celsius einen Pullover trage (was immerhin für meine beiden Tattoos, die ich Ende Juni/anfangs Juli nachstechen liess, gar nicht das Dümmste ist… 😁), dennoch friere, mich im Tempo einer 100-Jährigen bewege und kaum Appetit habe. Auch gehe ich auf keine Bahn – dazu fehlt mir die Energie.
Aber wie erwähnt – ich bin trotzdem sehr zufrieden hier.

Ich habe eine sehr anstrengende Zeit „hinter mir“ – und ich sage oder schreibe das „nur“ dann, wenn es wirklich, wirklich stimmt.
Nicht, weil ich mir dadurch wichtig, vielbeschäftigt, gefragt und bemitleidenswert vorkomme – im Gegenteil.
Aber ich habe grad das Bedürfnis es festzuhalten, werde ich doch ab und an mit Menschen konfrontiert, die ziemlich dramatisch und irgendwie unüberlegt und unsensibel von ihrem Burnout oder demjenigen einer Bekannten erzählenbei – beispielsweise – 20% Arbeit und mit einem Kind.
Klar – man weiss nie, was sonst noch so alles im Leben von jemandem ist. Aber das ist bei denjenigen, die – beispielsweise – 80% arbeiten und vier Kinder haben, genau gleich. (Eine Überlegung wert, oder?)

Anyway, ich schreibe hier nicht auf, was ich in dem soeben zu Ende gegangenen Schuljahr alles gemacht habe – beruflich wie privat. Darum geht es mir ja auch gar nicht. Sondern eher darum, mich übers Schreiben von gewissen „Lebensstilen“ und Verhaltensweisen  abzugrenzen und mich auf diejenigen zu konzentrieren, die ebenfalls sehr leistungsbereit und leistungsfähig sind – vielleicht sogar trotz einer chronischen organischen Erkrankung.
Sie tun mir gut – darum schreib‘ ich das hier.
(Und nicht um böse Vergleiche zu machen und böse Urteile zu fällen, wie die „ich-habe-keine-Meinung-zu-gar-nix-und-wäre-eh-zu-feige-mich-zu-einer-zu-bekennen“, meistens esoterisch angehauchten und sich wahnsinnig differenziert vorkommenden „Gutmenschen“ wahrscheinlich sofort aufheulen…)

Was ich im soeben zu Ende gegangenen Schuljahr alles gemacht habe, würde ein Buch füllen. Da ich aber kein Buch schreiben möchte, sondern mit dem Blog, der ja auch eine Art Tagebuch darstellt, zufrieden bin, schreib‘ ich hier nicht mehr darüber.
Ausser, dass ich mich auf die drei Wochen in Marokko freue – mehr und vor allem in anderer Weise, als ich hier beschreiben kann: tiefergehend. Das vor allem – tiefergehend.

Naila fragte auf der Hinfahrt, wie viel Zeit wir im Libanon zum Umsteigen hätten.
Na ja – wir steigen in Lissabon um. 😄

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Mittlerweile ist Montag.
Der Samstag mit den Kindern im Connyland wird für imemr in meinem ♥️ bleiben.
Ich wünschte, eine versteckte Kamera hätte sie / uns gefilmt. 😊

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