Musik: so viel mehr als Geschmackssache

Und hier unten jetzt also das ganze Video zum Song „Borderline“ von Chris de Burgh, den ich leicht umgeschrieben habe, um ihn aus der Sicht der (zurückgelassenen) Frau singen zu können. Den Song als Soldat, der in den Krieg ziehen muss, zu singen, hätte ich mir nicht gut vorstellen können.

Ich könnte natürlich ganz viel zu diesem Video und zu seiner Entstehung schreiben, aber ich fasse mich lieber kurz:

Um das Video zu schätzen, sollte man sowohl den Original-Song kennen und dessen Lyrics verstehen wie auch sich mit Musik (zumindest ein bisschen) auskennen. Das ist natürlich ein weites Feld und – gleichzeitig – ein Fettnäpfchen. Denn (allzu) viele meinen, Musik sei einfach Geschmackssache und daher völlig subjektiv. Das ist Bullshit.
Und dass sich in der Folge (allzu) viele als Experten sehen und meinen, alles in der Musik sei verhandel- und austauschbar, ist ebenfalls Bullshit.

Natürlich spielt Geschmack eine Rolle und ist Geschmack individuell – das ist ja logisch. Aber es gibt in der Musik zahlreiche handfeste Kriterien, an denen Können sich messen lässt. Und deren Abwesenheit Können in Frage stellt – sehr sogar.

Ich könnte jetzt anfangen sie aufzuzählen. Aber das würde zu weit führen; sie sind nämlich, wie erwähnt, zahlreich. Ausserdem interessieren sie diejenigen, die gerne mit dem billigen „Geschmack-Argument“ kommen, wohl eh nicht. Darum lass‘ ich es bleiben und freu‘ mich umso mehr über den musikalischen Austausch mit Menschen, auf deren musikalische Aussagen ich viel gebe: Und das sind einige. Gefreut hab‘ ich mich bereits über positives und wertvolles Feedback von Arbeitskollegen sowie (sogar) von Lernenden. Und morgen habe ich – endlich (!) – wieder eine Gesangsstunde. Ich freue mich darauf, den im letzten Beitrag erwähnten Song von Randy Van Warmer einzuüben. Er bedeutet mir viel.

Ach ja, ich habe letzthin zufällig eine Aussage dieser sehr jungen, amerikanischen Depro-Emo-Sängerin mit ihrem ewigen Depro-Emo-Blick (um mal so ein bisschen die Jugendsprache zu benutzen…) gelesen, die sie in einem Studio vor einer Live-Aufnahme gemacht hatte: Sie musste erwähnen, dass der Song zwei Oktaven umfasse und dass es schon an einem guten Tag nicht einfach sei, die Töne in dem Umfang zu treffen. Geschweige denn an einem nicht so guten Tag…

Na ja, ich weiss nicht so recht… Die zwei Oktaven schaff‘ ich auch – die meisten der Songs, die ich bereits aufgenommen habe, umfassen zwei Oktaven. Es wäre mir zuvor nie in den Sinn gekommen, das speziell zu erwähnen – ich finde das ziemlich normal. Dass ich ein tiefes „D“ – und mittlerweile auch ein tiefes „C“ – noch zum Klingen bringen kann, ist zwar schon speziell – und das wusste ich auch. Das hatte Sandra mir schon ein paarmal gesagt. Aber trotzdem: Zwei Oktaven – das schaffen andere auch. (Dessen sollte sich die B. E. vielleicht schon mal bewusst werden; so eine Aussage ist echt peinlich.)

Das Ausblenden (Ausklingen) der Stimme ist ein weiterer Punkt, den Sandra bei mir immer wieder hervorgehoben hat. Daran hab‘ ich auch Freude und setze es bewusst ein.

Und eben – ich könnte noch so viel erwähnen… Denn: Musik ist soooooo viel mehr als Geschmackssache.

Aber ich merke ab und zu, dass solche billigen Ansichten auch mit Neid zu tun haben – von Leuten, die anderen eigentlich nichts gönnen können: kein privates Glück, keine intensiv betriebenen Leidenschaften, keine beruflichen Erfolge. Von denen muss man sich irgendwann im Leben verabschieden, sie tun einem nie gut. Und sich mit denen freuen, die sich mit einem freuen können und wollen.

Wir fahren bald nach Weinfelden an ein Konzert von Kieran Goss und Annie Kinsella. Darum höre ich jetzt mit Schreiben auf, obschon ich, wie fast immer, noch vieles zu berichten hätte.

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