Fortsetzung von: Geschmackssache

Das Konzert von Kieran Goss und Annie Kinsella am Sonntagabend war wunderschön: Ich liebe Kierans Stimme, ich liebe die Lyrics der Songs, ich liebe das Storytelling. Und ich liebe die Ehrlichkeit der beiden.

Das wahre Können fasziniert mich: seine Stimme und die Gitarre – mehr braucht es nicht, mehr braucht er nicht.
Das können nicht allzu viele von sich behaupten: Heutzutage ist so gut wie alles möglich, so gut wie alles kann verändert und angepasst werden.
Die Autotune-Stimmen tönen alle gleich; das einzige, was man noch knapp heraushört, ist, ob es ein Mann oder eine Frau ist, der oder die hinter dem Autotune steht. Und auch bei Stimmen, die nicht autogetunt worden sind, ist oft vieles verändert und angepasst worden. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Beispielsweise werden in so gut wie allen Songs, die wir am Radio, Fernsehen oder in den „Official Videos“ auf YouTube zu hören bekommen, die Tonhöhen korrigiert – und zwar bei jedem einzelnen Ton. „Pitchen“ oder „anpitchen“ nennt sich das. Wenn es nicht zu stark betrieben werden muss, hört man das nachher nicht: Die meisten Zuhörenden glauben wohl, die könnten alle so perfekt singen. Nun ja, das ist sehr gutgläubig, um nicht zu sagen naiv.

Und wenn stark „gepitcht“ oder „angepitcht“ werden muss, hören es dann doch einige: Es tönt nämlich, als ob Schlümpfe singen würden. Ein Beispiel dafür ist Cher; man spricht sogar vom sogenannten „Cher-Effekt“: eben so stark „gepitcht“, dass es wie singende Schlümpfe tönt und eigentlich (!) jede(r) hören müsste, dass da etwas nicht stimmen kann.
Aber eben: Auch bei den meisten anderen Sängern und Sängerinnen werden die Töne im Nachhinein mit dementsprechender Software „angepitcht“. Ob jemand einigermassen singen kann, weiss man oft erst, wenn mal die ganze Technik versagt oder ausfällt.

Vor genau sechs Jahren war ich an einem Konzert von Chris de Burgh in St. Christoph (Arlberg), wo das passierte. (Und es war nicht mein einziges Konzert von ihm, wo so etwas eintrat.)
Anyway: Für diejenigen, die einen bis drei Song(s) von ihm kennen und meinen, über seine Musik „urteilen“ zu können, sag‘ ich jetzt „nur“: Erstens kann er – im Gegensatz zu vielen Sängern und Sängerinnen – auch ganz ohne Technik gut singen. Und zweitens hat er ca. 300 eigene Songs geschrieben, sodass man mit drei Songs gerade mal 1% (!) kennt und sich nicht wirklich für ein „Urteil“ qualifiziert.

Ach ja, meine Song-Aufnahmen sind übrigens komplett natürlich und unbearbeitet – mal so am Rande bemerkt.
Das einzige, was wir am Schluss jeweils machen, ist, einen Hall (oder zwei verschiedene Halle) darüberzulegen. Aber an der Stimme verändern wir gar nichts; kein einziger Ton ist je auch nur das kleinste bisschen „angepitcht“ worden.
Leider sind heutige Ohren sich vor allem veränderte, angepasste, „gepitchte“ und perfektionierte Stimmen gewöhnt, die mit der Realität, mit Natürlich- und Ehrlichkeit nicht mehr viel zu tun haben. Das ist schade.

Da kommt dann auch das irgendwie ja auch lustige „Geschmackssache“-Argument wieder ins Spiel: Wer damit kommt, hat oft keine Vorstellung davon, wie all‘ die gemachten Stimmen ganz ohne Technik tönen würden. (Was ja vielleicht besser ist…)

Meine Gesangsstunde am Montagnachmittag war ein Highlight: Es kommt gut mit dem neuen Projekt „Just when I needed you most“ von Randy Van Warmer.
Die „Off-beat“-Einsätze sind nicht ganz einfach, aber wenn ich von Sandra darauf aufmerksam gemacht werde, kann ich sie schnell.
Ausserdem hat sie wiederholt betont, der Sound meiner Stimme sei mega cool (ihre Worte) und meine Stimme habe an Frequenzen dazugewonnen, was sehr schön und voll klingen würde, vor allem in der Kopfstimme. Aber auch die Brust- bzw. Mischstimme ist ganz gut in Form.

Und da fallen mir die zwei Oktaven, die für die B. E. sogar an guten Tagen offenbar eine Höchstleistung darstellen, wie sie in einem Studio-Interview zum Besten gab, wieder ein: Wenn sie sie denn also schafft, ihre zwei Oktaven, dann aber nur in der Kopfstimme. Das ist wirklich keine grosse Kunst – sorry. (Und mit Geschmack hat es schon gar nix zu tun. (Warum ich jetzt zweimal ein bisschen über Geschmack geschrieben habe? Weil ich das halt schon ein paarmal gehört habe in Bezug auf Musik. Und weil damit meistens gesagt wird: Ich kenne keine Kriterien für gute Musik / für Können. Oder: Diese interessieren mich nicht. Oder: Ich muss auf Teufel komm raus exzentrisch wirken. Oder: Ich kann nicht zugeben, wenn etwas gut ist, und bin vielleicht auch neidisch. Oder: …))

Die „Steigerung“ von höchstens in der Kopfstimme einen höheren Ton zu treffen, ist vielleicht noch das Gesäusel der K. M.
Wenn die am Radio gespielt wird, spring‘ ich jedes Mal auf und wechsle den Sender.
Das mach‘ ich auch bei denjenigen der Schweizer Sängerinnen, die einzig und allein durch ihren (Walliser, Berner oder Bündner) Dialekt auffallen oder mehr schreien als singen und Produkte des Schweizer Radios und Fernsehens sind.

Was man – und das ist ganz übel – zur Zeit mehr denn je merkt: Sie vertreten nämlich alle ganz brav, ganz folgsam, sich wichtig, richtig und sehr gescheit vorkommend die einseitige und unselige „Corona“-Linie der Staatsmedien.
Schon klar: Von dort fliesst das Geld, um das es ihnen vor allem geht, von dort kommen die Aufträge und Engagements, von dort kommt der grösste Teil der (dennoch eher bescheidenen) Bekanntheit. Wie heisst es doch so schön: Man beisst nicht die Hand, die einen füttert.
(Genau.)

Darum machen sie die „Corona“-Hysterie mit, darum weibeln sie fürs Impfen. Und merken offenbar nicht einmal, wie feige sie sich verhalten und wie unendlich gross die Kluft zwischen ihnen und den wirklich grossen und grossartigen Künstlern und Künstlerinnen (geworden) ist.
Ich denke jetzt grad nicht in erster Linie an einen Sänger, sondern an meinen Lieblingsschriftsteller Max Frisch.
Natürlich gäbe es noch viele weitere Beispiele für wahrhaft intellektuelle und wahrhaft mutige Menschen.
Da sind die oben gemeinten – wie auch die ach so witzige (ha, ha, ha) Schweizer Komikerin H. B. mit ihrer ewig gleichen Miene, die stolz verkündet hat, sie würde sich nur noch mit Geimpften treffen (🤮) – nichts dagegen – wirklich nichts.
Das gibt mir manchmal schon zu denken…

Ja, ich weiss; es ist nicht alles nett, was ich sage oder schreibe. Aber ein netter Blog wäre ein langweiliger Blog – und irgendwie auch ein unnützer Blog. Darum bin ich nicht immer nett. Aber wenn ich es bin, ist es dafür immer ehrlich – und darum wertvoll.

Und es gibt natürlich auch viele grossartige Künstler und Künstlerinnen.
Und auch immer noch mutige Menschen.
Vor ihnen habe ich grösste Achtung.

 

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