„Sie ist sehr süss & macht sehr gut mit!“, schrieb Sandra mir früh am Morgen. Mit „sie“ ist meine Tochter gemeint. „Schön zu lesen! Auch schön, dass sie ihre Pubertät nicht bei jedem & jeder ausleben muss…“ 😅, schrieb ich ihr zurück.
Auch wenn ich immer wieder erfreuliche Rückmeldungen zu meinen Kids bekomme (und damit meine ich ganz sicher nicht, dass sie genormt, folgsam, immer anständig & immer brav sind… – darauf wär‘ ich nämlich gar nicht stolz… 🙈), freut es mich, das zu lesen. Sie hatte gestern Nachmittag eine Gesangsstunde bei Sandra. Und ja, ich bin tatsächlich froh, wenn sie die Pubertät nicht alle spüren lässt, sondern sich vor allem an & mit mir aufreibt. Das ist nämlich ein gutes Zeichen – ein sehr gutes sogar. Und zwar für beide Seiten, für sie wie für mich.
Sie gibt mir auch immer wieder Style-Tips. Das ist echt praktisch. Seit ein paar Tagen hilft sie mir am Morgen sogar, mich zu schminken. Sie weiss, wie Lidschatten schön aufgetragen wird, und macht mir das jetzt jeweils. Das ist super. Ich habe nämlich keine Nerven für YouTube-Tutorials… 😅 Aber ich habe Lidschatten in 16 verschiedenen Farben, wirklich schön… 😊 Das macht jetzt voll Spass, damit ein bisschen zu spielen, und ich schätze die Hilfe meiner Tochter.
An der Schule sagen ihr viele, sie sei mega hübsch… Das stimmt natürlich. Trotzdem freut es mich, wenn andere das neidlos anerkennen können. Als Lehrerin mit einer halben Ewigkeit an Erfahrung scheue ich mich auch nicht (mehr) zu sagen, dass Schönheit in gewissen Ländern sehr viel grosszügiger angesiedelt ist als in anderen. Ist einfach so – da brauchen wir gar kein Gelabbere von „ist doch subjektiv“ oder „Schönheit ist innerlich“ oder was es sonst noch so alles gibt…
So, wie ich als Lehrerin mit einer halben Ewigkeit an Erfahrung auch ganz klar sagen kann, dass gewisse Charaktereigenschaften oder Verhaltensweisen auf die Herkunft schliessen lassen. Uuuuuiiiii – ganz, ganz schlimm rassistisch. Ich hör‘ sie alle (auf)heulen…
Aber: Es ist mir egal. Denn erstens weiss ich, dass ich mit diesen Beobachtungen alles andere als alleine dastehe, und zweitens ist mir in meinem Alter immer mehr „egal“, was andere von mir denken. Ich gehöre nicht zu diesen angepassten Leisetretern, diesen furchtbar verstrickten People-Pleasern, die ihren Kindern ein ebenso furchtbares Vorbild abgeben, wie Jesper Juul prägnant formulierte. Und am meisten: Ich weiss, dass ich anderen Kulturen gegenüber extrem offen & tolerant bin – vollkommen natürlich & vollkommen ehrlich. Ohne artifizielles „Etepetete“.
Darum leiste ich mir das eben: Ja, so dieses distanzierte, kühle, arrogante & herablassende Verhalten ist halt „einfach“ so, so typisch für …
Nein, nicht für die Albaner, auch nicht für die Serben, die Türken, die Eritreer oder die Nigerianer…, um nur ein paar mit tendenziell nicht so gutem Ruf in der Schweiz aufzuzählen. Nein, nein & nochmals nein. In wie vielen Klassen ich das schon beobachtet habe, weiss ich selbst nicht mehr. Jedenfalls in vielen & immer wieder.
Kann ja jede(r) für sich überlegen…
In der Zwischenzeit geh‘ ich mich abschminken.
–