„Hast du diesen Duden bestellt?“, fragte Cédric* mich durchs halbe Schulzimmer, nachdem er in mein Klassenzimmer geplatzt war. „Ich hab’ den in den Bestellungen gehabt & weiss nicht mehr, wer ihn bestellt hat“, fuhr er fort.
Ich war grad am Reden… Ich rede zu viel im Unterricht – ich weiss. 😅
„Nein, hab‘ ich nicht… Aber ich nehm‘ ihn schon, wenn du ihn nicht loswirst. Einen Duden kann man immer brauchen.“ Wir lachten beide.
„Und zu deiner Frage“, meinte er dann, „nein, wir haben keine Band an der Schule. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.“ Worauf wir, bevor er sich wieder aus meinem Zimmer verabschiedete, über Gesang & Instrumente sprachen.
Solch‘ spontane, unkomplizierte & ungezwungene Begegnungen liebe ich. Und ich glaube, er weiss noch gar nicht, wie sympathisch er mir ist. Nicht nur wegen seiner Hingabe zur Musik & dem unerwarteten Hereinplatzen, sondern auch wegen der Tatsache, dass er nicht mehr weiss, wer diese gelbe Bibel für Deutschlehrer & -lehrerinnen bestellt hat, und es sich offenbar ja auch nirgends notiert hat. Dieses ein bisschen Chaotische ist mir so, so, so viel sympathischer als das Überbeflissene, Übervorbereitete, Überstrukturierte & Überordentliche.
Letzteres ist mir zumeist suspekt. Es kompensiert oft Mängel an natürlichem & echtem Selbstvertrauen, natürlicher & echter Selbstsicherheit sowie an Spontanität & Souveränität. Es offenbart oft (grosse) Unsicherheiten & Ängste. Oder zeigt ein Streben nach „im Beruf um alles in der Welt immer perfekt sein“ auf. Das lässt mich jeweils daran zweifeln, ob diese Person sich schon je einmal wahrhaftig mit dem Sinn des Lebens auseinandergesetzt hat…
Anyway: Arbeitskollegen wie Cédric* sind wertvoll. Und auch für die Klasse war unser Gespräch vorbildlicher als jede Theorie oder jedes Modell – und zwar auf verschiedenen Ebenen. Mal sehen, ob es mit der Schulband klappt. (Oder ob er dann doch zu chaotisch ist… 😄)
Das wäre auch nicht „schlimm“ oder so. Ich bin ja erstens sehr glücklich über meine Zusammenarbeit mit Musikern in nächster Nähe. Und zweitens hab‘ ich heute Morgen, als wir grad frühstückten & Kaffee tranken, die dritte Anfrage als Hobbysängerin bekommen. Das hat mich wirklich voll „geflasht“.
Die ersten beiden waren Anfragen, „Carry me (like a fire in your heart)“ an je einer Beerdigung zu singen. Was ich auch tat – einmal kurz vor den Sommerferien, einmal kurz danach. Zum Glück habe ich die Erfahrung vom Konzert von Ende Oktober 2018 vor fast 100 Leuten in mir gespeichert; das hilft.
Aber nervös war ich, obschon ich, Persönlichkeit & Beruf sei Dank…, eine sehr gute Auftrittskompetenz habe, schon. So sehr, dass ich es nicht ausgehalten hätte, wenn gefilmt worden wäre. Aber da das an Beerdigungen ja auch nicht üblich ist, musste ich mich gar nicht gross dafür einsetzen.
Eigentlich wollte ich es für mich behalten, da ich den Blog ja etwas weniger eindeutig persönlich gestalten möchte (Fotos, Videos, Namen… u. a.). Aber nachdem mir heute Morgen ein Musiker aus meiner Schweizer Lieblingsstadt geschrieben hat, möchte ich es jetzt doch hier festhalten.
Und ja, ich schaffte das oktavierte „C“ gegen Ende des Songs beide Male. Uff… 😅
…* : Name geändert
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