Spätsommerflash 3 – Kunst ist frei.

 

„Schön, dass Sie wieder zurück sind!“, rief Jayla* mir zu, als ich vorgestern Nachmittag zum zweiten Mal das Schulhaus betrat. Die Schüler & Schülerinnen hatten grad Pause. Sie waren draussen.

Ich hatte am Morgen von 7.30 bis 9.55 Uhr (drei Lektionen) unterrichtet. Und unterrichtete nochmals von 15 bis 16.35 Uhr (zwei Lektionen). Zwischendurch war ich beim Kardiologen in unserer Wohnstadt & danach noch zu Hause, um etwas zu essen. Darum betrat ich an dem Tag das Schulhaus zweimal.

Es war schön, so begrüsst zu werden. So wahnsinnig gut drauf war ich nämlich nicht. Erstens regnete es die ganze Zeit & war grau & trüb, obschon die Wettervorhersage viel besser gewesen war. Und zweitens hab‘ ich jetzt einen Herzklappendefekt.

Betonung auf „jetzt“. Den hatte ich nämlich vor dem letzten Krankheitsschub nicht. Den hab‘ ich jetzt als Resultat der Entzündungen. Den hab‘ ich jetzt als Überbleibsel des heftigsten Krankheitsschubs, den ich je gehabt habe. Vielleicht auch des letzten heftig(er)en; das kann sein.

Wie schon ein paarmal erwähnt, werden Autoimmunerkrankungen mit dem Alter besser – bei Frauen insbesondere nach der Menopause. Vielleicht hab‘ ich den jetzt auch so quasi als Erinnerung an diesen Schub, der alle vorangegangenen übertraf. Als Erinnerung an die Gründe für diese Heftigkeit auch.

Und nein – nicht aufheulen & nicht herumheulen; ich gehöre nicht zu denjenigen, die immer sofort Schuldzuweisungen machen müssen. Und damit nicht viel anderes, als dass sie selbst grosse Probleme haben, aufzeigen. Ich mache so gut wie nie Schuldzuweisungen.

Sie sind dumm & destruktiv. Und offenbaren viel mehr über die Person, die sie macht, als über die Person, die sie zugeschoben bekommt. Starke Frauen sind für unreife & feige Männer sowieso auserkorene Zielscheiben.

Das ist das erste Mal überhaupt, dass ich so etwas wie Schuld sehe. Schuld eines Systems – eines überaus hässlichen & hochtoxischen Systems. Und ich stehe dazu – fadengerade. Da ändert kein Heulen etwas dran. Solche Systeme heulen eh immer. Die können nur heulen.

Diesen Herzklappendefekt hab‘ ich jetzt also. Aber ich weiss: scheissegal. Für die verfuckte Dauersimulantin wäre auch mein Tod nicht zu teuer gewesen. Und ja – das ist die Wahrheit. Die explizite Wahrheit sozusagen.

Schreiben tut gut, Schreiben ist auch Kunst. Und Kunst ist frei. Frei zu äussern, was Sache ist… Wer das nicht kapiert, soll irgendeinen 0815-Blog lesen. Davon gibts ja mehr als genug.

Aber hey – ich lebe ja auch mit einer Vorstufe von Leukämie. Da kann ich jetzt „easy“ auch noch mit einem Herzklappendefekt leben. Genau in der gleichen Art: nämlich, ohne dass ich etwas sage, ohne dass ich mir etwas anmerken lasse. Ohne dass ich es thematisiere. Ohne dass sogar die Menschen, die eng mit mir zusammenarbeiten oder zusammenleben, je etwas davon gemerkt hätten. Wenn ich es nicht gesagt, wenn ich nicht darüber geschrieben hätte, wüsste keine Sau ‘was davon.

Voll „easy“ – das wird von so richtig „toughen“ Frauen ja auch erwartet, nicht?!?

Und wer jetzt denkt, mir gehe es nicht gut, täuscht sich. Mir geht es gut.

Mehr zum Befund beim Kardiologen am Wochenende. (Wenn ich vor lauter Singen & Musikmachen überhaupt zum Schreiben komme… (Und sonst ein anderes Mal.))

Bis bald.

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