Ferienflash 9 – bevor es zu spät ist.

„You are far too generous!“, schrieb Natalia mir am Montag unserer ersten Ferienwoche, als sie sich nach dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant „Browns“ bei der Victoria Station in London für die Schokolade in verschiedensten Formen & Farben bedankte. Sie hatte es mir zuvor schon gesagt, als wir uns verabschiedeten. „Jedes Mal viel zu grosszügig“, sagte sie & schrieb sie.

Diese Eigenschaft sowie damit zusammenhängende Eigenschaften haben mich dieses Jahr besonders beschäftigt. Und ich bin allen, die mir das mal so deutlich gesagt oder geschrieben haben, besonders dankbar. Ich werde in anderen Beiträgen nochmals darauf eingehen.

Denn: Ich bin ein paarmal viel zu offen, viel zu ehrlich, viel zu flexibel & viel zu grosszügig gewesen. Das ist an sich ja sehr schön, das ist an sich ja eine grosse Stärke. Nur: Es ist eben auch ausgenützt worden – von den meisten nicht bewusst & nicht absichtlich, von ein paar wenigen aber sehr absichtlich & sehr bewusst.

In London hatte ich, wie schon einmal erwähnt, nicht nur Natalia, die sechs Jahre jünger als ich ist & Mitte der Neunzigerjahre in Birmingham meine Schülerin war, sondern auch ein paar Freunde, die ich seit der Begleitung der Sprachaufenthalte in Oxford 2011, 2012, 2013 & 2014 kenne, eeendliiich wieder getroffen. Und in Berlin haben wir, wie erwähnt, Elfriede, eine Freundin meiner Mutter, eeendliiich wieder getroffen – drei Male für jeweils mehrere Stunden.

Da ich sie immer sehr gemocht habe & sie logischerweise auch nicht mehr die Jüngste ist, waren mir diese Stunden besonders wichtig. Gründe dafür, dass ich alle so lange nicht mehr getroffen hatte, gibt es verschiedene: teilweise ganz „normale“, teilweise gesundheitliche. Und auch denjenigen, dass ich viel zu viel Rücksicht genommen & daher so einiges, was ich gerne gemacht hätte, eben nicht gemacht hatte.

Jetzt bin ich zufrieden & glücklich, diese Menschen wieder gesehen, mit ihnen gegessen & getrunken, mit ihnen geredet & gelacht zu haben. Jetzt bin ich froh, ohne ständigen Druck & ohne „schlechtes Gewissen“ andere mit in mein Leben, das eben immer ein sehr soziales gewesen ist, mitnehmen zu können. Jetzt freue ich mich schon, die nächsten Reisen zu planen: wieder nach Berlin, wieder nach London, aber auch in etliche weitere Städte, in denen Menschen wohnen, mit denen ich befreundet bin.

Wer es nicht verstehen sollte: Lest das Buch von Bronnie Ware. Und setzt um, was sie schreibt, bevor ihr am Sterben seid & alles viiieeel zu spät ist. Und falls ihr zu denjenigen gehört, bei denen es eh schon für vieles (viel) zu spät ist, dann seht zu, dass es nicht immer noch mehr & noch mehr & noch mehr wird, wofür es zu spät ist. Diese Gefahr ist bei euch nämlich sehr gross.

Gestern erkundeten wir noch den historisch besonders interessanten Teil von Berlin rund um den Alexanderplatz & das Brandenburger Tor. Auch das war für mich nicht das erste, auch nicht das zweite, dritte, vierte oder fünfte Mal, aber es war – auch zum sechsten oder siebten Mal 😅 – beeindruckend, faszinierend & bisweilen erschütternd. Wir machten auch, da die Kulissen zum einzigen politischen Song von ABBA passen, auch noch ein paar Videoaufnahmen für eine Berlin-Version von „Fernando“. 💖

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