„J’ai pensé que vous êtes Espagnole“, sagte der Angestellte im „wagon restaurant“ zu mir & lachte. Er hatte grad herausgefunden, dass ich Französisch spreche, und war begeistert. Offenbar ist er sich das nicht gewohnt, was mich nicht verwundert.
Er hatte mich schon angeschaut, bevor ich an der Reihe war. Das hingegen hat mich verwundert. Denn so verpennt, wie ich grad bin, ungekämmt, mit Haaren, die ich seit etwa drei Tagen waschen sollte (was man zwar tatsächlich nicht sieht, ich aber merke…) und völlig ungeschminkt, seh‘ ich jetzt für mein Empfinden nicht wahnsinnig attraktiv aus.
Sonst kommt das häufig vor & bin ich es mir gewohnt. Aber eben, im jetzigen Look hätt‘ ich es echt nicht erwartet. Irgendwie war das lustig.
Dass ich für eine Spanierin gehalten werde, ist nicht das erste Mal. Wobei mich „Griechin“ jeweils noch mehr freut. Stimmt ja auch fast.
Für eine Schweizerin werd‘ ich nie gehalten, worüber ich nicht traurig bin. Schönheit haben sie ja nicht grad für sich gepachtet. Und auch charakterlich ist die Bilanz durchzogen. (Damit meine ich, es gibt ein breites Spektrum.)
Nun gut, ich versuche grad, den fehlenden Schlaf mit „café double“ aus eben dem Speisewagen auszugleichen. Das hat auch schon etwas genützt, vielleicht blühe ich heute doch noch auf… Man weiss ja nie. 😉
Eigentlich brauche ich neun Stunden Schlaf. Wenn es mal nur siebeneinhalb sind – ich bin überzeugt von den eineinhalbstündigen Schlafeinheiten – geht es auch. Aber wenn es noch weniger ist, leide ich. Brutal sogar.
Das hat drei Hauptgründe:
* mein ständig auf Hochtouren laufendes Gehirn & die damit verbundenen quantitativ wie qualitativ (viel) intensiveren Wahrnehmungen
* der Job, der ununterbrochen totale physische wie mentale Präsenz fordert
* die langandauernden wie hochdosierten Kortisonbehandlungen, die meinen Schlafrhythmus & -bedarf nachhaltig beeinträchtigt haben
Diesbezüglich bin ich zuweilen auf Verständnis & Rücksicht meiner Mitmenschen angewiesen bzw. sollte es ja selbstverständlich sein. Wenn es fehlt, kann das weh tun & dazu führen, dass ich mich unverstanden, innerlich alleine & verzweifelt fühle. Grad auch, weil erstens ich ein sehr aktives, engagiertes & involviertes Leben führe & zweitens mich punkto Krankheit & allem, was sie mit sich gebracht hat, immer sehr zurückgenommen habe.
Momentan ist es für mich nicht so schlimm, dass ich müde bin, da der Grund dafür ein schöner Abend in Barcelona ist. Die Gemüse-Paella in der „Bodega de Tapas“ in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Sants war die beste, die ich je gegessen habe. Auch Naila war mit ihrem Burger (ausser mit den caramelisierten Zwiebeln, die ich ass…) sehr zufrieden & hätte beinahe einen zweiten bestellt. 😅
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Vor uns sitzt eine Familie mit einem Jungen, der das Downsyndrom hat. Der macht halt manchmal laute Geräusche, was zum Glück niemanden hier verärgert, aber für die Familie nicht einfach ist. Ich spüre das…
In Perpignan gab es eine Polizeikontrolle. Wir konnten beobachten, wie zwei Männer auf dem Perron angehalten wurden. Keine hellhäutigen – klar.
Sie taten mir leid. Sie hatten wohl einfach ihr Glück versucht. Aber Frankreich bietet ihnen keine Perspektiven…
Frankreich hat – ich weiss es nicht erst seit Nahels Tod Ende Juni letzten Jahrs – ein verdammtes Rassismus-Problem… 😢