Meine persönliche Genugtuung

Sein Lachen & sein Winken werd‘ ich nie vergessen. Nie, wirklich nie. Beides hat sich in mir eingeprägt, für immer eingeprägt.

Wir waren, als wir in Paris ankamen, beide hungrig. Naila hatte Lust auf einen Burger oder Lasagne, ich hatte, da ich die ganzen Ferien über keine gegessen hatte, Lust auf Teigwaren. Und wir brauchten bei dem trüben Wetter etwas Warmes.

Also gingen wir ins Restaurant des Hotels Terminus, wo wir ja im letzten Sommer & im letzten Herbst übernachtet hatten. Dort kamen wir beide auf unsere Rechnung: Sowohl Lasagne mit Salatbouquet wie auch Spaghetti Stracciatella (Stracciatella di bufala) schmeckten sehr gut.

Als ich hörte, wie der Serveur & die Serveuse sich unterhielten, sagte ich zu Naila, das sei doch Marokkanisch. Was er später, als er zu uns an den Tisch kam & ich ihn fragte, bestätigte. Er kommt aus Agadir, wo ich auch schon mal gewesen bin, und sie kommt aus Algerien.

Ich sagte ihm, dass wir sozusagen von Marokko kommen würden, per Fähre & Zug, und, als er daraufhin nachfragte, dass wir in Casablanca & Marrakesch gewesen seien. Er war überrascht & erfreut, wie viele marokkanische Städte ich kenne. Und ich hatte eine Art Flashback an die ganze Reise. 😊 ☀️ ❣️

Bevor wir rausgingen, drehte ich mich nochmals um. Er schaute ebenfalls zu uns, lachte & winkte mir zu. Dieses Bild als Abrundung unserer Reise ist so berührend & so schön, dass es mir eben für immer bleiben wird.

Nach dem frühen Abendessen kaufte ich Naila im unteren Stockwerk des Gare de Lyon noch ihren geliebten Bubble Tea. Der ist dort irgendwie obligatorisch geworden. Was an diesen Schlabberkügelchen so geil sein soll, entzieht sich hingegen meiner Kenntnis. 🤷🏻‍♀️

Im Koffer liegt unter anderem eine violette Hose vom Bahnhof Tanger Ville. Die hatte ich noch gekauft, bevor wir mit dem Taxi zum Hafen fuhren. Auf der Suche gewesen war ich aber nach einem Pulli, und zwar, um auf der Fähre wiederum die ganze Zeit draussen sein zu können & um in Spaniens schlecht beheizten Hotelzimmern nicht erfrieren zu müssen… „Aaah, Mama, das ist jetzt ein Pulli“, nahm Naila mich hoch. 😄

Ich fand denn am Schluss auch noch einen Pulli, der mehr oder weniger mit meinem Stil vereinbar ist, aber ins Auge gestochen war mir die Hose. Es ist eine Schlaghose, so halb zumindest, und das Violett ist kräftig. Sie gefällt mir sehr & ich werde sie morgen in die Schule anziehen.

„Die Schüler & Schülerinnen brauchen ja auch etwas fürs Auge“, meinte mein Kollege, der Fotograf, mit dem ich das Shooting machte, beim anschliessenden Besuch in der Münster Bar. Zu Recht. Und zwar so was von.

Ständig so eine graue Maus vor sich zu haben, muss einem ja grad ganz ablöschen. Und stellt überdies kein gutes Vorbild dar. Freude am Frausein, an der Weiblichkeit zeigt sich in verschiedenen Facetten.

Nein, bitte kein Gelabbere von „es gehe um innere Werte“. Es geht um beides. Nur weil man auf der einen Ebene nicht viel zu bieten hat, heisst das noch lange nicht, dass diese nicht auch zählt & nicht auch wichtig ist. Erst beides zusammen macht eine Person vollständig, erst beides zusammen macht eine Person zu einer Persönlichkeit.

Eine schöne Person ist nie geizig.
Eine geizige Person ist nie schön.

Das eine schliesst das andere aus.

Übertrieben sparsame & geizige Personen sind extrem unattraktiv. Wer möchte sich schon näher auf solche Personen einlassen…?! Vielleicht Menschen, die von sich selbst so wenig halten, dass sie meinen, nichts Besseres zu verdienen, und genau deshalb auch nichts Besserem gewachsen scheinen…?!

Dem Taxifahrer zum Hafen gab ich, obschon er „nur“ 50 Dirham wollte, 60. Und den beiden Frauen, die für die Toiletten zuständig sind, gab ich dann noch die beiden Münzen, die ich noch hatte. „Shukran“, sagten beide, als ich rausging. „Afwan“, erwiderte ich & lachte ihnen zu.

Die Überfahrt von Afrika nach Europa war sehr angenehm. Es war sehr mild & ich wurde (im Gegensatz zur Hinfahrt) nicht nassgespritzt. Die Fähre hatte zwar nur einen sehr kleinen Bereich, wo man draussen sein konnte, aber da die meisten das nicht wollten (was ich zwar nicht verstehe…, mir aber in dem Fall nur recht sein konnte) reichte der Platz dennoch.

So konnte ich die ganze Zeit am Geländer stehen & mich Knoten um Knoten oder Seemeile um Seemeile von Marokko verabschieden. Tanger verschwand immer mehr…, Tarifa kam (auch wenn ich es nicht sah) immer näher. Ich fragte mich, wie die Marokkaner & Marokkanerinnen auf dem Schiff sich wohl grad fühlen & wohin sie fahren würden… Was ihr Schicksal sei…

In Tarifa angekommen, waren die Karneval-Feiern voll im Gange. Das war bunt & laut. Der Inhaber oder Gerant eines Restaurants erklärte Naila den Weg zu unserer Unterkunft.

Loris, über den ich bereits berichtet habe, hat, so jedenfalls mein Eindruck, ein sonniges Gemüt. Ausser in Bezug auf den vor bzw. unter unserem Fenster liegenden Hof, der gefällt ihm gar nicht. Verständlicherweise, denn der Hof ist unordentlich & voll mit Abfall. Sie seien immer wieder am Streiten mit dem Ayuntamiento (Bürgermeisteramt, Stadtrat), aber es nütze nie was, seufzte er.

„Macht nichts, wir schauen einfach oben durch“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Oben durch war die Aussicht auch tatsächlich imposant, insbesondere das Castillo (Kastell). Dieses konnten wir vor dem Schlafengehen von der kleinen Dachterrasse aus, wo es auch einen (zur Zeit leeren) Pool hat, noch besser bestaunen. Zudem war ja Fast-Vollmond.

Zu Abend assen wir im „Archivo“, einer kleinen, feinen Bodega in der Nähe. Wir hatten Glück, ein Tischchen für uns zu ergattern, denn später kamen die Karneval-Feiernden in die Restaurants. Wohl auch, weil es regnete…

Die zweite Ferienwoche, also letzte Woche, war bzw. ist auch eine persönliche Genugtuung für mich. Die einen wissen, warum, andere nicht. (Aber ich würde es natürlich persönlich erzählen oder schreiben, klar.)

Es hat nichts direkt mit meinen Ferien zu tun, sondern… Nein, jetzt schreib‘ ich nicht weiter…, man weiss ja nie, wer hier mitliest. Auch wenn es bei weitem nicht mehr so krass ist wie damals, als rund 25‘000 Personen meinen „Brief an Herrn K.“ lasen, pass‘ ich doch lieber ein bisschen auf.

Sonst lande ich dann doch noch im Gefängnis. 😂

 

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