„Sie sehen schön aus“, sagte eine Schülerin aus Ronnys Klasse am frühen Morgen zu mir.
„Pink steht Ihnen“, fuhr sie fort.
Ich schaute zu ihr, lachte & bedankte mich für das Kompliment.
Den pinken Pullover, den sie meinte, hatte ich damals in Genf gekauft.
Damals zu Beginn der Frühlingsferien, als wir unverhoffterweise im Hotel Auteuil unweit des Bahnhofs Cornavin übernachteten, weil Taieb erst in letzter Minute gemerkt hatte, dass sein Turnier nicht am Samstag, sondern am Sonntag stattfinden würde.
Das Wochenende werde ich für immer in bester Erinnerung behalten.
Ich selbst finde, dass Violett mir besser steht als Pink. Aber ich freute mich natürlich, den Arbeitstag mit eben diesem Kompliment beginnen zu können. Auch wenn das öfters so oder ähnlich vorkommt, ist es trotzdem jedes Mal sehr schön.
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Zur Zeit bin ich abartig beschäftigt…! 😱
Erstens gehen Ronny, Monika, Janine & ich von morgen früh bis Donnerstagabend mit meiner Klasse & Ronnys Klasse auf Klassenreise ins Diemtigtal. Das ist ein Seitental des Simmentals. Also im Berner Oberland, meiner Lieblingsregion der Schweiz.
Ich freue mich darauf, obschon es auch vieles zu organisieren gegeben hat & eine grosse Verantwortung mit sich bringt. Doch in dieser Zusammensetzung von Begleitpersonen sollte es recht chillig werden. Was überhaupt nicht selbstverständlich ist… – ich würde längst nicht mit allen Kollegen & Kolleginnen auf eine Klassenreise gehen wollen… Oh nein!
Da wir beide, Ronny & ich, nicht wahnsinnig gerne wandern, gehen wir auch auf keine lange Wanderung. Die Schüler & Schülerinnen sind uns deswegen, wie sich unschwer nachvollziehen lässt, gar nicht etwa böse… Und wir wissen beide nicht einmal, wo wir unsere eigenen Wanderschuhe ausgraben müssten…
Meine sind, vermute ich, in der Garage. Und würden mir wohl eh weh tun, vor allem der rechte Schuh seit den Operationen am rechten Fuss. Also ein Glück, dass ich nicht mit einem Wanderfreak auf Klassenreise gehe. So oder so gibt es für mich vieles, was ich in der Freizeit (viel) lieber mache…
Zweitens bin ich an der Zwischenfinanzierung für beide Häuser, was ebenfalls zeitaufwändig ist. Langsam aber sicher zeichnet sich eine gangbare Lösung ab. Aber ich hoffe, dass mein Haus bald verkauft wird, auch wenn man, was sich als der Nachteil schlechthin herausgestellt hat, nicht direkt mit dem Auto vorfahren kann.
Irgendwie bedenklich, welchen Stellenwert das Auto bei vielen Leuten hat…
Klar, ich bin für den Arbeitsweg auch froh drum. Das heisst, nicht nur froh drum, sondern darauf angewiesen.
Denn an jedem Arbeitstag über eine Stunde länger zu haben & am Morgen vor 5 Uhr aufstehen zu müssen, liegt für mich aus gesundheitlichen Gründen nicht drin. Schlicht nicht. Wer um meine Krankheit weiss & das dennoch nicht versteht, ist total empathielos. Und hätte in meinem Leben nie etwas zu suchen haben sollen…
Drittens bin ich absorbiert mit ein paar Schülern aus meiner Klasse. Sie beanspruchen mich zur Zeit mehr als meine eigenen Kinder. Da sie mir am Herzen liegen & ich es gut mit ihnen habe, versuch‘ ich, was ich kann, und setze mich für sie ein.
Mehr gebe ich hier nicht preis & konkreter werde ich schon gar nicht. Warum, dürfte klar sein. Aber es hilft natürlich, mit meinen Freundinnen darüber reden zu können. Und auch mit Amir*. Die Sicht eines Mannes, der sich mit Jugendlichen auseinandersetzt & auskennt, ist wichtig & wertvoll.
Wir, also Amir* & ich, waren gestern Abend in Zürich & schauten uns im Kino Houdini den italienischen Schwarz-Weiss-Film „C‘è ancora domani“ an. Den hatte Monika mir empfohlen; sie war ihn mit Andreas anschauen gegangen. Und ja, es ist ein sehr interessanter, aber auch trauriger & sehr berührender Film. 😢
Zuvor waren wir, da es gleich neben dem Houdini liegt, wieder im Bebek gewesen. Also wie eine Woche zuvor schon. Doch gestern konnten wir hinten sitzen, sodass wir direkt in die Tram-Remise blicken konnten. Das hatte ich Amir* nämlich zeigen wollen…
Wir bestellten nicht nochmals die Mezze-Platte für zwei. Sie ist zwar ausgesprochen hübsch angerichtet & die Mezze schmecken köstlich, aber es ist auch echt viel. Man muss wirklich sehr hungrig sein, damit es sich lohnt. Und das waren wir gestern Abend beide nicht.
So bestellten wir einfach ein paar einzelne Mezze, die wir teilten, und Amir* nahm noch eine Suppe aus Grünerbsen. Er fragte sogar, ob sie vegetarisch sei. Voll süss.
Das fiel mir erneut mega positiv auf. Erwarten würde ich es nie. Aber es zeigt Rücksicht & sagt eben (viel) mehr über einen Menschen aus, als man vielleicht so annehmen könnte…
Nun gut, es war ein sehr schöner Abend.
Wir können uns über viele verschiedene Themen unterhalten & austauschen, sodass ja auch sehr schnell, das heisst bereits bei unserem ersten Treffen, eine mentale Verbindung entstand. Meine Liebe zu Marokko hat da sicherlich mitgeholfen, ist aber bei weitem nicht das einzige, was uns verbindet.
An dieser Stelle, weil es grad so schön passt, auch noch ein öffentlicher Dank an Monika für ihre wunderbaren Aussagen zum Kennenlernen zwischen Amir* & mir.
Dass dieses langsame & behutsame Herantasten auf der mentalen Ebene wunderschön sei.
Dass es für den Mann spreche.
Für seinen Charakter.
Für sein Gefestigtsein.
Für sein Ruhen in sich selbst.
Für sein Selbstbewusstsein.
Für sein Selbstwertgefühl.
Dass diese Phase doch eine der schönsten sei…
Dass man sich so ja immer wieder freuen könne…
Dass sich auf diese Art vieles entwickeln könne…
– ohne Druck, ohne Zwang & ohne Ängste.
Dass es so immer mehr & Neues gebe…
Dass so jeder Schritt, jede Entwicklung, jede Steigerung möglich sei…
Dass sie sich am liebsten an genau solche Phasen erinnere…
Dass ihre schönste Kennenlernphase diejenige gewesen sei, wo sie & ihr damaliger Freund sich über ein halbes Jahr mental angenähert hätten, bevor die körperliche Ebene hinzugekommen sei…
Ja klar. Sie hat so recht. Eigentlich wüsste ich das ja alles von früher her. Aber ich hatte es irgendwie vergessen…
Darum umso besser läuft es jetzt wieder so. Geb‘ ich mich niemals mehr mit weniger zufrieden, als ich verdiene. Hab’ ich mich selbst wieder vollkommen gefunden. Wie Nemo es so schön besingt.
Freu‘ mich auf den Auftritt am Freitag. 💚
Und dann ist auch noch „Arabique – 1001 Nacht“ mit einem ägyptischen DJ im Mascotte. 😁
And hey, you look so good.
Yes, you.
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* Name geändert