„Nemo isch nöd da!“

„Sie haben eine schöne Frisur“, sagte eine Schülerin aus Marias Klasse zu mir, nachdem sie ihr Handy in die dafür vorgesehene Box neben meinem Pult gelegt & mich kurz angeschaut hatte.
Ich schaute sie ebenfalls an, lachte ihr zu & bedankte mich für die nette Feststellung.
Das war mal was Neues, nämlich zur Frisur. 😄

Ich hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, ähnlich wie im „Champs Élysées“-Video. Mach‘ ich jetzt wieder öfters so, ist für mich angenehmer, da die Haare sich so weniger ineinander verfangen & ich deswegen nicht jede halbe Stunde das Bedürfnis habe, sie zu kämmen. Das ist, da ich zwar keine dicken, aber viele Haare habe, sonst eben so.

Obschon das manchmal etwas nerven kann, bin ich froh, dass ich viele Haare habe. Also, dass immer wieder viele nachwachsen. Denn ich verliere auch viele. Und zwar wegen Imurek, einem Immunsuppressivum & Zytostatikum mit dem Wirkstoff Azathioprin, der beispielsweise auch nach Transplantationen oder bei Leukämien eingesetzt wird.

Wer sich medizinisch ein bisschen auskennt, versteht auch, dass das eine Art Chemotherapie „light“ darstellt. Dies schon seit über sechs oder sieben Jahren… – ich müsste selbst meine Ärztin fragen oder hier im Blog nachlesen. Jedenfalls seit damals, als ich die Kortisontherapien überhaupt nicht mehr vertrug.

In ein paar Jahren, wenn die Menopause vorüber ist & die Aktivität der Krankheit sich noch weiter zurückziehen sollte, werde ich versuchen, das Medikament abzusetzen.
Reduziert habe ich es bereits & werde es bald noch weiter reduzieren.
Zum Absetzen möchte ich den richtigen Zeitpunkt wählen. Und der ist grad noch nicht gekommen, da Hauskauf & -verkauf sehr viel Aufwand & Arbeit bedeuten, was auch mit Belastungen verbunden ist. Gut geht es mir trotzdem.

Unsere dreitägige Klassenreise nach Zwischenflüh im Diemtigtal war mit vielen schönen Begegnungen, süssen Aussagen & sehr wenig Schlaf 😱 verbunden.
Ich könnte sooo vieles darüber berichten, dass ich bis zu den Sommerferien nur noch darüber schreiben könnte.
Doch da mir diese Zeit fehlt bzw. da ich sie für so viel anderes, was in meinem Leben auch noch läuft, einsetzen möchte, habe ich entschieden, nicht gross über diese Klassenreise mit der B2b & der B2c, Ronny, Monika & Janine zu berichten, sondern sie – auch dank der Fotos – in Erinnerung & in meinem Herzen zu behalten.

Das einzige von sooo vielem, was es festzuhalten gäbe & wovon ich eben hoffe, dass ich es nie vergessen werde…, das einzige also, was ich hier kurz erwähne, ist mein rosaroter Eimerhut, den ich auf der Hinfahrt als Regenschutz & auf der Rückfahrt als Sonnenschutz trug. Der kam nämlich voll an, sodass ich gar nicht alle herzigen & witzigen Kommentare aufzählen könnte. Am meisten bleibt mir, was eine Schülerin aus Ronnys Klasse im Postauto zu mir sagte… 😊

Sowie, was der Wind von einer Kuppe, wo die meisten Schüler & Schülerinnen bereits standen & auf die Käsedegustation (Tschuggen) warteten, zur anderen Kuppe, auf der ich noch stand, um auf die langsameren Schüler zu warten, herübertrug.
Nämlich: „Nemo isch nöd da!“
Freundlich, fast schon liebevoll geäussert.

Damit war natürlich ich gemeint.
Dass ich es hörte, konnte der Schüler aus Ronnys Klasse nicht ahnen.
Ich musste für mich lachen & muss es immer noch, wenn es mir in den Sinn kommt.

Klar, trage ich den Hut wegen Nemo.
Das merkten am Freitagabend auch viele Menschen – ganz junge, junge, mittlere & ältere… – am Pride-Festival auf der Landiwiese.
Bzw. schon vorher auf der Zug-, Tram- & Busfahrt dahin.
Und am Samstagnachmittag an der Pride-Demo.

Nein
, ich lief nicht mit. Aber ich schaute mir die ganze Demo an. Vom Anfang bis zum Schluss.

Auch wenn ich durch & durch Frau bin, was ich sehr lebe & sehr geniesse, und auf Männer stehe, am meisten auf schöne Marokkaner… 😜, so wollte ich mich dieses Jahr mit denjenigen, die sich anders fühlen, solidarisieren & ein Zeichen setzen gegen diese verknöcherten & verstaubten Systeme weisser, konservativer & wohlhabender Leute. Gegen die gesellschaftlich starren Vorgaben & furchtbar engen Normen hierzulande. In die ich ja auch nicht hineinpasse.

Zum grössten Glück der Welt nicht.

Mir ist in den vergangenen Wochen wieder einmal aufgefallen, wie viele Haters das Internet verunstalten & verschmutzen. Total lächerlich & total peinlich. Frustriert, verbittert, kleinkariert & neidisch. Wie sonst lassen sich beispielsweise Hasskommentare gegen Nemo erklären…?!?

Der Song ist genial komponiert & genial gesungen, der Auftritt war grandios & die Botschaft ist wunderbar. Gerne würde ich ja mal die Haters auffordern, den künstlerischen Auftritt nachzumachen…!!! Oder den Song zu singen…! Oder – man denke mal ein bisschen nach (für die, die das können…) – beides zusammen & gleichzeitig…!!!!!

Das ist abartig gut. Und hat nichts mit Geschmack zu tun. Wer das nicht anerkennen kann & will, hat ein Problem. Mit sich selbst. Nichts mehr, nichts weniger. Nur das: ein grosses Problem mit sich selbst.

Der „LGBTQIA+“-Community gegenüber hatte ich, da ich im privaten Umfeld eine sehr schwierige Erfahrung gemacht habe & mit hochgradig gestörten Verhaltensweisen konfrontiert war, eine grosse Skepsis. Das gebe ich unumwunden zu. Auch jetzt nehme ich es noch so wahr, dass es gewissen lediglich um Aufmerksamkeit & Zuwendung geht. Wofür sie ihren Körper instrumentalisieren. Was ebenfalls riesige Probleme mit sich selbst aufzeigt…

Aber: Nicht alle sind so. Logisch nicht. Viele fühlen sich tatsächlich anders. Weder als Mann noch als Frau. Oder anders als heterosexuell orientiert. Und das, finde ich, ist vollkommen in Ordnung. Das darf genauso sein wie die heterosexuelle Liebe. Das darf genauso Raum bekommen.

Nemo hat mich diesbezüglich (sehr viel) offener gemacht.
Weil ich halt eben meistens bereit bin, meine Meinung zu überdenken & gegebenenfalls anzupassen.
So das pure Gegenteil von „ein-“ & „festgefahren“.
Letzteres betrifft ja sehr oft unsichere, unabgelöste & in einem pubertären Stadium steckengebliebene Personen, die sogar noch negieren, wie unreif, unabgelöst & unsicher sie sind.

Nemo hat diesbezüglich eine Wandlung in mir angeregt.
Weil Nemo ein wunderbarer Mensch ist.
Das spürte ich von der ersten Minute an.

Persönlichkeitsentwicklung.
Jeden Tag ein Stückchen.
Etwas vom Wichtigsten im Leben…

Amir* hatte am Nachmittag beruflich in Herisau zu tun & fuhr demnach zweimal durch Winterthur.

„Ich finde das uuu schön, wie ihr euch kennenlernt“, hatte Monika auch auf der Klassenreise wieder betont.

Langsam, weil selbstbewusst.
Oder selbstbewusst, darum langsam.

Heute Abend haben wir noch das islamische Opferfest, das Eid al-Adha, gefeiert. 😊

Eid Mubarak. 🌙

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