Verbrannte Flügel

Mein Blog scheint bekannter zu sein, als mir manchmal lieb ist – das musste ich vergangene Woche wieder erfahren, als mich gleich zwei Personen im Abstand von drei Tagen und völlig unabhängig voneinander darauf ansprachen. In einem Fall konnte ich dies, da ich müde war, nicht ganz so locker nehmen, wie ich gewollt hätte; im anderen Fall dafür, da ich ausgeschlafen und fit war, umso mehr.

Wie auch immer: Es freut mich natürlich, dass Leute, von denen ich es nicht erwartet hätte, meinen Blog kennen und mich darauf ansprechen. Zu verbergen habe ich nichts und zu befürchten eigentlich auch nichts: Wer ihn liest und auch nur einigermassen versteht, worum es geht, merkt sofort, dass da ganz viel Energie, Durchhaltevermögen, Kampfgeist, ein starker Wille und eine grosse Kraft dahinterstecken.

In mir steckt tatsächlich eine unversiegbare und unbesiegbare Quelle an Energie, die mich manchmal selbst erstaunt, die mir von gewissen Leuten total falsch ausgelegt wurde und die mich eben gerade ausmacht: So, wie das total falsche Auslegen eben dieser Energie in Bezug auf das Kranksein mich verletzt hat, so freut mich die Anerkennung derselben, die in zahlreichen Rückmeldungen ausgedrückt wird – sei es, wenn, wie vergangene Woche gleich zweimal, Personen mich in der direkten Begegnung auf meinen Blog ansprechen; sei es in Kommentaren, von denen ich aus Zeitgründen nicht alle freischalten und beantworten kann; sei es, wie die grosse Mehrheit der Rückmeldungen, in persönlichen Nachrichten auf Messenger, per E-Mail oder per SMS.

Der letzte Beitrag hat wie etliche andere, in denen ich über den Umgang mit mir seit Frühling 2015 an der Wirtschaftsschule KV Winterthur berichte, die vierstellige Grenze längst geknackt; der Brief an Herrn Kurmann wird, wenn ich ihn eine Woche lang bewerbe, in die fünfstellige Nähe kommen.

Er hatte die vierstellige Grenze nämlich schon ohne Bewerben geknackt und mich in der Folge mit ähnlichen Geschichten von anderen Betroffenen bekannt gemacht.

„Cool“, dass jedes Mal, wenn ich auf meinen Blog gehe, mindestens eine Person „online“ ist, oft sogar mehrere Personen „online“ sind, dass an Tagen, an denen ich keinen Beitrag veröffentliche, 250 Personen meinen Blog besuchen und die Anzahl der Aufrufe proportional dazu zugenommen hat.

Interessant ist überdies zu beobachten, welche Seiten auf meinen Blog verweisen. In weitaus den meisten Fällen durchaus erfreulich, in einzelnen Fällen eher etwas merkwürdig…, aber das gehört halt dazu – und damit kann ich leben.

Und den „Schnüfflern“ sei hier noch einmal gesagt: Ich kann Einsicht in die IP-Nummern eurer Geräte nehmen, sehe, was für ein Gerät und was für ein System ihr verwendet, welchen Browser ihr benutzt und in welchem Land ihr gerade seid, und könnte euch ausfindig machen. (Was ich bis jetzt aber noch nie getan habe – mir reichen oben stehende Angaben durchaus bzw. amüsieren mich manchmal auch… Vor allem, wenn so viel Android auf meinem Blog herumgeistert… Uff. (Anspielung)).

Na ja, die meisten schnüffeln ja nicht, sondern lesen aus echtem Interesse und melden sich ab und zu bei mir, was jedes Mal zu einem bereichernden Austausch führt, den ich nicht (mehr) missen möchte. Alle ausser den WSKVW-Schnüfflern… Die schnüffeln zwar oft darin, sind aber zu feige, sich bei mir zu melden – logisch.

A propos Bewerben: Die Wirtschaftsschule KV Winterthur, die ja absolut unerreicht überall obenausschwingt und gemäss Eigendarstellungen und Eigenlobhudeleien in nahezu jedem Lehrgang die besten Erfolgsquoten vorweist, schaltet, wie ich vor ein paar Wochen festgestellt habe, beispielsweise auch kostenpflichtige Promotionen auf Sozialen Medien wie Instagram und Facebook. Dazu reicht das Budget selbstverständlich aus – auch logisch. Sowie für viel anderes ebenfalls…!

Ein Arzt und drei Ärztinnen aus vier unterschiedlichen Spezialgebieten haben längst bestätigt, dass meine Erkrankung beträchtliche Auswirkungen auf meine Leistungsfähigkeit hatten sowie dass die Nebenwirkungen der Therapien meine Persönlichkeit veränderten, dass ich nicht mehr schlafen konnte und – liegt auf der Hand… – nach sechs Jahren mit zwei bis vier Stunden Schlaf pro Nacht keine Nerven für gar nichts mehr hatte:

Darin habt ihr mich am meisten verletzt; darin, dass ihr keine Ahnung habt, was das wirklich bedeutet und wie ausgeliefert, hilflos und verzweifelt ich in jener Situation war. Darin, dass ihr glaubt, eure Form von Müdigkeit sei mit derjenigen, die chronische Erkrankungen und harte Therapien verursachen, vergleichbar. Darin, dass ihr euch wichtig und witzig vorkamt, wenn ihr nach den Ferien am zweiten Arbeitstag herumposaunen konntet, wie müde ihr schon wieder seid und wie sehr ihr schon wieder Urlaub nötig hättet.

Uaaahhh! Ihr habt wirklich keine Ahnung, welche Formen von Müdigkeit es auch noch gibt und wie diese sich auf sämtliche Lebensbereiche auswirken. Und vor allem: Seltsamerweise, äusserst seltsamerweise konntet ihr trotzdem immer gut arbeiten, wart immer leistungsbereit und leistungsfähig und hattet keinerlei Einbussen weder in der Vorbereitung noch im Unterricht noch in der Nachbereitung noch im Korrigieren:

Weil eure Müdigkeit nicht echt war, nicht gross war, nicht umfassend war, nicht niederschlagend war… Weil sie ein Schauspiel, ein Theater, ein Achsocoolseinwollen war, ein Ringen um ein bisschen Aufmerksamkeit, ein Zeichen auch, dass ihr nicht wisst, was Menschen, die wirklich todmüde sind, durchmachen und wie euer beschissenes Müdespielen auf sie wirkt.

Ja, richtig: Genauso beschissen, wie eure Dauerdiäten und euer Dauerkasteien für Menschen, die wissen, wie es ist, wenn man wirklich nicht essen kann, sind: so beschissen, so unendlich beschissen, dass ich gar nie imstande sein werde zu beschreiben, wie solch Theater-Verhalten, sei es punkto Essen und erkämpftem (!) Schlanksein, sei es punkto zu wenig Schlaf, auf mich wirkte, was es bei mir auslöste und wie ich damit umgehen musste.

Abgesehen von den vier ärztlichen Bestätigungen haben wir auch den Beipackzettel von Prednison, das ich hochdosiert über lange Zeiträume nehmen musste, beigelegt. Darin steht Schwarz auf Weiss, dass das Medikament Persönlichkeitsveränderungen bis hin zu Psychosen zur Folge haben kann… Was extrem lustig ist – ungefähr so lustig wie eure Witzig- und Wichtigtuerei mit dem Schonwiederachsomüde sein…!

Uaaahhh! Nicht auszuhalten, echt nicht auszuhalten. Ich hätte nicht „nur“ vier, sondern doppelt oder dreimal so viele ärztliche Bescheinigungen beschaffen können – „easy“. Aber wir sind der Meinung, dass – vorerst – vier sowie der Beipackzettel reichen dürften: Schauen wir mal, wie die Schulleitung dieser Schule reagiert.

Angedeutet habe ich schon einiges: jahre- und jahrzehntelange Mobbing-Geschichten, Zickenkriegchen, einmalige Privilegien seit 15 oder noch mehr Jahren für die Mitarbeitende, die sich als Polizei und Kontrollstelle sieht und fast ausschliesslich damit beschäftigt ist, was ihre „Opfer“ alles falsch machen, anstatt vor der eigenen Türe zu kehren (Aber da gibts so viel zu kehren, da hätte ich auch keine Lust damit auch nur zu beginnen…!), Handlungen, Versäumnisse, Fehler, Aussagen, Kommunikation usw. usf.

Oder beispielsweise, wie die Rollen beim Mobbing umgedreht werden, im Übrigen eine bekannte und beliebte Masche, damit man ja nicht hinschauen, ja nicht einschreiten, ja kein Zeichen setzen und kein Exempel statuieren muss und sich in einer unglaublich feigen Passivität verstecken kann. Wie feige und wie fies das ist, spüren ja „nur“ die „Opfer“.

(Ich setze das Wort jeweils in Anführungs- und Schlusszeichen, weil ich mich, wofür ich unendlich dankbar bin, wehren kann. Viele können das aber nicht, und da wäre das Wort dann eben nicht in Anführungs- und Schlusszeichen zu setzen.)

Wie verletzend die Behauptung mit der Selbstverschuldung der Kündigung war, werde ich nie in Worte fassen können – auch wenn ich sprachlich so richtig gut bin. Diese Verletzung ist unermesslich und unbeschreiblich und ich werde gar nie versuchen, sie zu beschreiben…

So, das war jetzt ein etwas anderer und vielleicht etwas „langweiliger“ Beitrag. Aber ich habe ihn gebraucht für mich. Um meine Gedanken zu ordnen, meinen Blog selbstbewusst weiterzuführen und mich nicht beirren zu lassen, wenn ich merke, dass er bekannter ist, als ich mir manchmal wünschen würde.

An der neuen Stelle gefällt es mir gut. Eigentlich sogar sehr gut; es ist einfach noch vieles neu und darum anstrengend. Aber das wird sich mit den Wochen und Monaten legen, sodass ich wohl bald ohne „eigentlich“ sagen kann: sehr gut. Ich hab fast jeden Tag schöne oder lustige Begegnungen mit Schülern und Schülerinnen. Alle in den Blog einfliessen zu lassen, würde zu weit führen, aber auf Facebook habe ich die meisten davon (natürlich ohne Angaben von Namen) gepostet, weil ich glücklich und stolz bin, wieder unterrichten zu können.

Was es mir wirklich bedeutet, werde ich, sobald ich innerlich bereit dazu bin, genauer zu erzählen versuchen… – nicht jetzt, aber irgendwann. Wer Widersprüche zu entdecken meint, soll sich persönlich bei mir melden. Gerne versuch‘ ich zu erklären…: Es hat – leider – ebenfalls mit der grossen Verletzung, die ich an erwähnter Schule erfahren habe, zu tun und war eine Art Trotzreaktion. (Mehr dazu entweder persönlich oder nächstes Jahr im Blog.)

Am Freitagnachmittag musste ich noch einmal ein paar Untersuche und Therapien an der Schulthess Klinik über mich ergehen lassen. Anschliessend ging ich mit einem Freund im Café Mandarin etwas trinken. Das hat mir gutgetan, hat mich abgelenkt, da die Geschichte mit den Gelenken sowie meine ganze Krankengeschichte eine „Never-ending-story“ ist.

Zur Zeit spüre ich auch das linke Handgelenk immer wieder, kann aber trotzdem Klavier spielen. So, wie ich trotz chronischer Halsschmerzen und Medikamenten, die auf die Stimme schlagen, trotzdem gut singen kann. Bald zeige ich euch das neue Video zu Nailas und meiner Version von „Lonely Sky“, und danach nehme ich “Carry me (like a fire in your heart)“ auf und mache ein Video dazu: die beiden Songs, die ich auch am Herbstkonzert singen werde. Sobald ich den Rhythmus mit Üben, Aufnehmen und Drehen einigermassen gefunden habe, möchte ich mit einer gewissen Regelmässigkeit Songs präsentieren. 😊

Hört mal den Song „Elle“ von Didier Barbelivien.
Felipe sagt immer:
„Das bist du
– ausser dem Herzen wie ein Diamant.“

„Elle, c‘est un loup, une tourterelle, c‘est…“

„Loup“ heisst übrigens Wolf…

„Elle a déjà brûlé ses ailes.“ – Sie hat schon ihre Flügel verbrannt.

Die hab ich mir tatsächlich schon ein paarmal verbrannt…

Auch bei den beiden Lebensmittelvergiftungen, die ich im Ausland (Marokko und GB) hatte…

In der Zwischenzeit
hoffe ich,
mir
die Flügel
nirgends
anzubrennen,
und …

… segle neben dir in deinem einsamen Himmel.

💜

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