„Ich lache mit Ihnen, …“

„Vorgestern Morgen brachte mir die Pflegende frühmorgens zwei Kaffees und ein Brötchen, das ich einsteckte und mitnahm; ich duschte kurz, fuhr Felí mit der Hand über Stirn und Haare, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und rannte aufs Tram.“

So hörte der letzte Blog-Beitrag („Mache wasi will“) auf; so fängt dieser an. Denn mein Tag hörte ja nicht im Tram auf…

Dass ich rennen konnte, empfand ich schon als kleines Glück; lange genug hatte ich es nicht gekonnt. Und damit meine ich jetzt nicht die Operationsfolgen, die bis heute offenen und manchmal blutenden Stellen am noch immer leicht geschwollenen rechten Fuss oder die allgemeinen Probleme mit den (grossen) Gelenken, sondern die Tatsache, dass ich so lange so krank war, dass nicht nur keinerlei Sport, sondern auch keinerlei nur annähernd als sportlich zu bezeichnende Aktivität drinlag und meine Kondition auf dem absoluten Nullpunkt war, sodass ich, wenn ich 30 Sekunden auf den Zug rannte, völlig ausser Atem kam, fast keine Luft bekam und das, was an Einatmen noch möglich war, sehr schmerzhaft wurde.

Gleichzeitig gaben damalige Arbeitskollegen und -kolleginnen sich verschiedenen Arten (von Auswüchsen habe ich nichts gesagt…) von Extremsport hin; zum Teil die Gleichen, die später fanden, ich hätte zu aktiv und zu engagiert gewirkt, um (sehr) krank sein zu können: Wie unendlich verletzend und wie unendlich dumm solche Aussagen waren, kann ich leider auch nicht in Worten ausdrücken, sondern höchstens wiederholen, dass sie dumm und verletzend waren sowie eine grosse Ahnungs- und Empathielosigkeit zeigten.

Aber ok…; ich konnte also rennen und ich musste rennen. Das letzte Tram hatte ich verpasst, die darauffolgende Nacht in Felís Spitalzimmer verbracht (siehe letzter Beitrag), was mich, da ich mitbekam, dass er wegen der Schmerzen nicht gut schlafen konnte/kann, emotional gerade noch einmal herausforderte, das erste Tram musste ich erwischen:

Um 7.30 Uhr stand ich im Schulzimmer und unterrichtete Französisch. Es lief gut. Später trank ich zwei weitere Kaffees und machte mich auf den Weg an eine andere Schule, an der ich mich vorstellen konnte: Ich wusste, dass ich sehr gute Karten hatte; der Schulleiter hatte mir dies unmissverständlich kommuniziert und war von meinen interessanten Bewerbungsunterlagen sehr angetan. (Es stimmt schon: Sie zeigen, wenn jemand das Gespür dafür hat, auf jeden Fall einen Teil meines interessanten Lebens (siehe ebenfalls letzter Beitrag, Anfang und Schluss)).

Nach dem Arbeitszeugnis der Wirtschaftsschule KV Winterthur fragte er mich, wie übrigens schon andere zuvor, nicht einmal; all meine hervorragenden Zeugnisse und Referenzen hatten ihn genügend überzeugt. An dieser Stelle ein Dank an alle, wirklich alle, die mir im Verlaufe meines Lebens meine Fähigkeiten neidlos zuerkannten und sie zum Teil schriftlich bescheinigten:

Ich danke euch so, ich danke euch von ganzem Herzen! Wo immer ihr jetzt seid, ob noch unter uns oder schon auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke: Ihr könnt nicht ahnen, was ihr mir Gutes getan habt. Ihr habt eure Spuren hinterlassen, denn was ihr mir damit Gutes getan habt, wirkt sich auch auf meine Familie aus und gebe ich anderen Menschen zurück.

Dank euch konnten die Rachegelüste der Schulleitung von oben genannter Schule keinen grösseren Schaden anrichten; dank euch konnten die Folgen der absolut kranken Rachsucht, die sich im Übrigen darauf bezog (und bezieht), dass ich mit einer Haupt- und elf (!) Nebendiagnosen von zum Teil schweren Erkrankungen ein Jahr Zeit bekam, um mich in einem total umgekrempelten Leben zurechtzufinden, in (engen) Grenzen gehalten werden:

Auch dank euch stehe ich wieder voll motiviert, mit sehr viel Energie (trotz ständiger Krankheitssymptome, ihr Superschlauen und Supernetten…!) , mit vielen Ideen und grosser Tatkraft im Schulzimmer; auch dank euch habe ich meine diesbezügliche Sicherheit und mein diesbezügliches Selbstvertrauen, das oben genannte Schule beinahe vollständig und für immer zerstört hätte, wiedergefunden; auch dank euch kehre ich jeden Tag mit schönen, witzigen und bereichernden Begegnungen, die ich hier im Blog nur andeute, von denen ich aber jeweils die wichtigsten auf Facebook poste, damit ich sie abgespeichert habe und mein Glück ein bisschen teilen kann, nach Hause; auch dank euch habe ich vergangene Woche zwei Kolleginnen, die krank waren, locker vertreten können, vertrete ab morgen immer noch mindestens eine und unterrichte somit fünf verschiedene Fächer: Deutsch, Französisch, Englisch, Geschichte und Geographie.

Alles, was ihr Gutes für mich getan habt, ist letztlich stärker als das grosse Unrecht und die grossen Verletzungen, die ich an der Wirtschaftsschule KV Winterthur erfahren habe. Ich kann euch nicht alle mit Namen nennen; ihr seid zu viele. Wie gerne würde ich euch allen persönlich danken; wie gerne würde ich euch, falls ihr nicht mehr auf dieser Erde seid, in einem anderen Leben wieder begegnen, um mich bei euch zu bedanken.

Bei der Wirtschaftsschule KV Winterthur bedanke ich mich auch schon einmal dafür, dass mein längster und schwerster Krankheitsschub, der sogar meinen erfahrenen und sowohl fachlich wie menschlich kompetenten Internisten in Zürich für eine Weile in eine gewisse Ratlosigkeit versetzte (während ihr mich auf FB ausspioniertet…!), höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen war, dass S. B., die, wie auch schon erwähnt, Sonderprivilegien, wie sie wohl kein zweites Mal an irgendeiner Schule in diesem Land anzutreffen sind, geniesst, mit ihren Intrigen und Sticheleien, ihrem Ignorieren von allem, was sie nicht hören oder sehen wollte, und ihrem gleichzeitigem Aufbauschen von dem, was ihr in ihrem grenzenlosen Neid und ihrem feinen, gezielten Mobbing diente, ungestört und unbehelligt weiterfahren durfte und dass die Schulleitung, die ganz genau wusste, dass sie ihre Fürsorgepflicht aufs Gröbste verletzt bzw. zu Null Komma Null wahrgenommen hatte, sich in einer grenzenlosen Feigheit und Gemeinheit in die an- und nachgeplapperten „anderen Bilder“ flüchtete:

„Anderes Bild“? Was für ein „anderes Bild“…?! Wer war denn S. B.s Hauptopfer? (Nebst zahlreichen Nebenopfern, die sich alle geäussert haben und deren Aussagen ich alle – wie noch so einiges mehr… – öffentlich machen werde, wenn es denn so weit kommen muss.) Wie unendlich feige ist es denn, von einem „anderen Bild“ zu sprechen, wenn es einem scheissegal ist, wie es dem Opfer geht, und wenn man nichts unternommen hat, um das Mobbing zu stoppen…?! Wie billig, wie unendlich billig ist denn eine solche Ausrede…?!

Bei der Wirtschaftsschule KV Winterthur bedanke ich mich ebenfalls für die den ganzen letzten Winter über dauernde Gastritis, von der sowohl Ärzte als auch Freundinnen klar sagen, dass ich sie bestimmt nicht in dem Ausmass und für die Dauer gehabt hätte, wenn diese Schule von ihrer bis heute andauernden Sturheit und Besessenheit hätte abrücken und endlich, endlich wenigstens ein paar ihrer zahlreichen Versäumnisse und groben Fehler hätte zugeben können: Ich bedanke mich dafür, dass ich drei Monate lang kaum etwas essen konnte und literweise völlig überzuckerten Punsch trank, um nicht wieder mit ausgeprägtem Untergewicht im Spital zu landen.

Und ich bedanke mich bei der Wirtschaftsschule KV Winterthur, dass sie weiterhin mit meiner Gesundheit spielt, dass sie in ihrer bedauernswerten Charakterschwäche nichts Besseres als hinzuhalten, zu verzögern und zu zermürben wusste, dass sie mich so weit bringt, dass ich mit meiner Hausärztin, bei der die Fäden zusammenlaufen, besprechen muss, wie ich in der zweiten Novemberhälfte die Verhandlung vor dem Friedensrichter durchstehen und die potentielle Begegnung mit dieser furchtbaren Schulleitung aushalten soll, ohne dass dadurch ein erneuter Krankheitsschub ausgelöst wird. (Aber vielleicht erscheint sie ja gar nicht, die bisher an den Tag gelegte Feigheit spräche dafür; vielleicht möchte sie uns tatsächlich zum nächsten Schritt zwingen und die Schlagzeile, für die ich ziemlich „easy“ sorgen könnte, provozieren: Schule vor Gericht.)

Die Rechnungen für diese Arzttermine und Vorsorgemassnahmen müsste eigentlich ebenfalls diese Schule übernehmen… Sie wären sonst nämlich nicht notwendig. Und falls ein Schub ausbricht, nachdem „Imurek“ mir wirklich gute Dienste erwiesen hat und es, wie im letzten Beitrag erwähnt, für mich wieder ganz gut aussieht, dann kenne ich gar nichts mehr. Dann kennen aber auch einige meiner Ärzte und Ärztinnen nichts mehr und wären sogar bereit, öffentlich zu reden. Drei haben mir das schon gesagt: Mal sehen, was diese Schule noch will. (Und in erster Linie natürlich hoffen, dass die durch diese Schule verursachte (grosse) Belastung keinen erneuten Schub auslösen wird…)

(Hab ich was von Anschuldigungen gehört, ihr armen, armen Angeschuldigten?)

Zurück zu meinem vorletzten Freitag und zum Vorstellungsgespräch: Ich wusste also, dass ich sehr gute Karten hatte, und wollte es nicht verkacken. Am Nachmittag kam Remo, Taiebs Freund, für zwei Tage und zwei Nächte zu uns, und ich musste noch einkaufen gehen… Am darauffolgenden Montag, als ich immer „nur“ hoffte, dass Felipe nach Hause könne, erfuhr ich, dass ich es nicht verkackt hatte. Das war schon mal ein gutes Omen…

Um 12 Uhr fand ich, als ich das Schulzimmer verlassen wollte, einen Zettel einer Schülerin vor der Türe (siehe Foto hier ganz unten), freute mich darüber und hielt ihn für das zweite gute Omen… Und tatsächlich: Nach einer Zitterpartie, weil er plötzlich Fieber bekommen hatte und der Arzt zuerst sicherstellen musste, dass dieses nicht von einer Infektion an oder in der operierten Stelle am rechten Arm her kam, durfte er nach zehn Tagen in zwei verschiedenen Spitälern nach Hause. Ich war erleichtert.

Sein jüngerer Bruder war am Nachmittag noch bei ihm gewesen, sein älterer Bruder holte ihn ab. Er hatte es sich zum Glück so einrichten können, dass er darauf zwei Tage bei ihm zu Hause bleiben konnte; danach schauten Nachbarinnen ab und zu vorbei und brachten ihm allerlei Essbares und anderweitig Aufmunterndes. Und am Freitag übernahm ich, weil ich das auch so gewollt hatte: Unterricht bis 8.15 Uhr (kein Witz 😉), noch schnell einen Kaffee im Lehrerzimmer, Material zusammensuchen und einpacken und zu ihm.

Es geht ihm den Umständen entsprechend: Er ist müde von den Medikamenten, die er wegen der starken Schmerzen, die so ein kompletter Unterarmbruch und insbesondere die Rückenverletzungen (Stauchungen von Lendenwirbeln, Prellungen) verursachen, nehmen muss, und schläft natürlich (viel) mehr als sonst. Zum Glück kann er liegen; das ist nämlich nicht selbstverständlich. D. h. auf dem Rücken geht nur mit speziellen Kissen bzw. einer speziellen Polsterung. Sitzen ist am schmerzhaftesten; auch darum liegt er oft im Bett und ich sitze bei ihm.

Das, was er für mich schon ein paarmal getan hat, tue ich jetzt für ihn: Wir reden viel; wir lachen zusammen, zum Beispiel über die Katze seines Nachbarn, die, in der Hoffnung, ich sei so grosszügig zu ihr, wie Felí es zu sein pflegt, auf seinen Balkon springt und ihre schwarze Nase an der Glastüre plattdrückt; ich lese ihm sogar aus Toni Vescolis Buch, über das er sich sehr gefreut hat (siehe letzter Beitrag), vor, da Lesen für ihn noch anstrengend ist und ich ihn ja auch ein bisschen ablenken und unterhalten möchte:

Wir hören zusammen Radio und Musik und freuten uns gestern Morgen, als wir Radio 1 einschalteten, besonders über „Alice“ von „Smokie“, weil die „twenty-four years“ auch auf uns zutreffen („nur“ haben wir das Ganze etwas geschickter angestellt… 😀); wir sehen, solange er sitzen kann, ein bisschen fern; ich koche für ihn, wir essen zusammen, ich spüle Geschirr und Besteck und versorge es, wenn es trocken ist, in den Küchenschränken. Wenn er schläft, bereite ich meine Montagslektionen vor, lese oder schreibe, wie jetzt, diesen Text.

Was ich nicht für ihn tun kann, ist putzen, saugen und bügeln…, weil ich da ja selber eine Dauerverordnung von meinem Internisten habe und jede Woche Svenja von der Spitex vorbeikommt und das eben übernimmt. Sie ist super! Auch ihre beiden Vorgängerinnen, Gabriella und Michaela, waren super. Gabriella hörte auf, weil sie eine Stelle in einem Altersheim antrat; Michaela reduzierte ihre Einsätze, weil sie eine Weiterbildung begann und damit mehr als erwartet ausgelastet war.

Es wäre mit den Diagnosen einfach zu viel, und die Entlastung ist notwendig. Dass ich es für Felipe ebenfalls nicht tun kann, macht ja auch nichts: Erstens würde er das nie und nimmer wollen, und zweitens hat er, wie erwähnt, ein paar wirklich nette und hilfsbereite Nachbarinnen, die einspringen und helfen.

Aber ich bin sowohl am Freitag, als ich bei ihm ankam, als auch gestern Samstag  einkaufen gegangen, hab mich um seine Blumen gekümmert und für ihn gewaschen. Dann hab ich gekocht und wir haben zusammen ein spätes Mittagessen gegessen: Red Curry, Basmatireis und Gemüse. Er muss jetzt ja alles links machen, was für ihn als Rechtshänder zusätzlich erschwerend dazukommt. Ich hoffe für ihn, dass es bald besser geht, da es bis zu einem halben Jahr dauern kann, bis diese Knochenbrüche verheilt sind, und bis zu einem Jahr, bis er mit dem rechten Arm wieder alles machen kann.

Am blödsten ist das natürlich mit dem Malen, und das tut mir auch am meisten leid für ihn. Na ja, wer weiss, vielleicht malt er bald einmal ein Bild mit der linken Hand und schenkt es mir. (Zum Spass hat er das jedenfalls bereits gesagt…)

Gestern machte ich Lasagne und Salat, und nachher versuche ich mich mit Fleisch, mit Steaks, um genauer zu sein. Ihr könnt mir schon mal Glück wünschen damit: Ich hab schon seit einer halben Ewigkeit kein Fleisch mehr zubereitet; das macht bei uns jeweils mein Mann. Er hat es viel lieber und kann es viel besser als ich.

Zum Frühstück habe ich gestern Porridge gemacht und heute Morgen Pancakes zubereitet. Felipe hat da die gleichen Vorlieben wie Taieb, irgendwie lustig. Und ich mag das ja auch, ich giesse immer extra viel Ahornsirup darüber… 🙂 Felí meinte vorhin zu mir: „Zum Glück musst du morgen zurück an die Arbeit, sonst nehme ich so richtig viel zu.“

Stimmt schon…; wenn man so viel liegen muss und ständig bekocht wird, gerät die Energiebilanz wohl schnell aus dem Lot. Da er aber – auch dies haben wir gemeinsam – von Natur aus schlank ist, muss er sich keine grossen Sorgen machen. Und allzu viel liegen darf er ja auch nicht; sonst nimmt die Thrombose- und Emboliegefahr zu:

Also das, was bei mir sofort und immer, wenn ich mehr als für die Nachtruhe liegen muss, eine erhebliche Gefahr darstellt, weil eine meiner Erkrankungen das Risiko für Thrombosen und Embolien stark erhöht. Darum war ich nicht im Bett, als Medizinbanausen von der Wirtschaftsschule KV Winterthur mich dort haben wollten.

Wisst ihr eigentlich, dass genau dadurch auch mein Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag zu erleiden, deutlich erhöht ist…?! Wisst ihr das, ihr Medizinbanausen? Ja oder nein…?! Und was denkt ihr, warum ich versuche, jeden Tag so zu geniessen, als ob es der letzte wäre?! Ja, was denkt ihr?! Denkt ihr überhaupt irgendetwas? Oder plappert ihr nur nach?! (Wohl eher Letzteres…)

„Wohl eher Letzteres…“ liesse sich in Bezug auf euch fast beliebig wiederholen…; im letzten Beitrag habe ich die Sache mit den Pflastern, Gazen oder Ähnlichem angesprochen, die ich relativ häufig brauche, weil weiter unten genannte Krankheit zu offenen Stellen auf der Haut (und leider auch auf sämtlichen Schleimhäuten im Körperinnern) führt.

Die Schulleitung der Wirtschaftsschule KV Winterthur, die später, um sich aus allem herauszustehlen, für nichts geradezustehen und jegliche Verantwortung von sich zu weisen, einen auf „Wir-haben-von-gar-nichts-gewusst-und-wissen-immer-noch-von-nichts“ machte (wozu mehrere Schriftlichkeiten, die im Minimum äusserst absurd wirken, existieren), hatte ich auch darüber informiert. (E-Mail existiert.) Aber da war sie schon im vor-kranken Stadium des Ignorierens und ich kam mir ziemlich verarscht vor.

Übrigens habe ich auch jetzt wieder so eine Wunde am linken Handgelenk und zwei Schülerinnen haben mich gefragt, was ich hätte. Da ich das ja immer wieder habe, macht es keinen Sinn, ungeschicktes Verhalten in der Küche vorzutäuschen, sodass ich versucht habe, eine für sie halbwegs verständliche Erklärung abzuliefern… Und siehe da: Sie reagierten herzlich und einfühlsam; auch das ist möglich!

Felipe war übrigens derjenige, der immer darum besorgt war, dass ich mich, auch wenn es mir schlecht ging, genügend bewegte. Er war derjenige, der nach der Operation im Februar mit mir spazieren kam, damit ja nichts in Richtung Gefässverstopfung passierte. Er war derjenige, dem ich nicht erklären musste, was eine Kollagenose und eine damit zusammenhängende Vaskulitis bedeuten. (Anmerkung: Er ist nicht Arzt. (Sein älterer Bruder ist Arzt.) Er ist Mikrobiologe.)

Er war derjenige, der mich beruhigte, als meine Blutwerte zeigten, dass ich eine Vorstufe von Leukämie habe; der mir damals schon zu erklären versuchte, dass diese Blutveränderungen höchstwahrscheinlich eben mit „SLE“, der fast alles im Körper, also auch das Blut angreifen kann, zusammenhängen und sich zu keiner echten Leukämie entwickeln würden. Was der Hämatologe und Onkologe später ja bestätigte…

Aber für die Ex-Kollegen und Ex-Kolleginnen wäre meine Vorstufe von Leukämie ja eh nur so ein kleiner Scheissdreck (weil es ja meine ist…). Dafür macht ihr bei jeglichen Bagatellen ein Riesentheater: Mein Gott, wie ich euch dafür bemitleide…! (Keine Ironie – wirklich nicht. Mich haben die verdammt harten Erfahrungen bezüglich Kranksein nämlich an einen ganz, ganz anderen Punkt gebracht…)

Und wie geht es eigentlich euren Strukturen…?! Ha, ha, ha. Um diese bemitleide ich euch nämlich noch vieeel mehr. Ihr seid so wunderbar gefangen darin, in euren vermeintlich Sicherheit verleihenden Strukturen; ihr habt offenbar noch nie eine Erschütterung im Leben erlebt, die jegliche von Menschen geschaffenen Strukturen ins Wanken bringt…:

Klammert euch nur weiterhin an euren vermeintlich sinnstiftenden Strukturen fest; am Ende des Lebens wird der Fall erbarmungslos sein – das kann ich euch sagen. Habs erlebt, am 30. Januar 2016 am Strassenrand zwischen Rorbas und Eglisau. (Als ihr mich für eine Simulantin hieltet, ihr Dreckskerle.) Habs erlebt und lebe seither noch vielmehr als zuvor schon (womit ihr komplett überfordert wart…!) Toni Vescolis Motto: Mache wasi will (siehe letzter Beitrag).

Zurück zu Felipe: Jetzt gerade sorge ich dafür, dass er sich an die ärztlich angeordneten täglichen Spaziergänge hält, und versuche, ihn aufzumuntern. Wir sind froh, dass das Wetter so schön und sonnig ist und wir etwas ausgedehntere Spaziergänge unternehmen können. Diese tun ihm auch wirklich gut:

Wir spazierten über Felder und Wiesen, dem Wald entlang und durch die Ortschaft, in der er wohnt. Wir beobachteten, da es, als wir am Freitag vor dem Abendessen sogar ein zweites Mal rausgingen, bereits am Eindunkeln war, ein Reh; wir bewunderten die sich langsam, aber sicher verfärbenden Blätter an den Bäumen, die in der Bise hin- und herschaukelten; wir assen die ersten Marroni. Ich half ihm, die Jacke an- und wieder auszuziehen, ich half ihm, sie zu schliessen und wieder zu öffnen, ich schälte ihm die Marroni.

Wir diskutierten auch die „Ferienfrage“: Eigentlich hatten wir ja spontan ein paar Tage zusammen in Barcelona verbringen wollen; den Rest der Ferien wollte ich mit der Familie verbringen. Aber aus Barcelona wird nichts; er ist nicht „fit“ genug und muss zu oft in die Kontrolle: Röntgenaufnahmen, Computertomographien, Magnetresonanztomographien hatte er alles im Spital; bei den regelmässigen Kontrollen sind weitere Röntgenaufnahmen vorgesehen, um den Heilungsverlauf zu überwachen sowie um zu überprüfen, ob die Schrauben, Platten und Drähte, die er jetzt im rechten Arm hat, am korrekten Ort geblieben sind. Überdies muss er regelmässig in die Physiotherapie, damit am Schluss keine Bewegungseinschränkungen zurück bleiben.

Für mich war – und ist – das alles ziemlich schwierig; ich wollte bei ihm bleiben, weiss aber schon, dass ich mich auch ein bisschen erholen und die zweite Stelle ausgeruht und entspannt antreten sollte. Ich wollte bei ihm bleiben, und er will, dass ich in die Ferien fahre (oder fliege – nicht so „grün“, ich weiss schon). Jetzt habe ich fünf Tage im Tessin reserviert; Naila wird in dieser Zeit sowieso in Lottstetten im Reitlager sein.

Für die zweite Woche buchen wir vielleicht spontan noch etwas im Süden/am Mittelmeer, denn soeben hat Felís Schwester aus Spanien, die sowieso mindestens zweimal im Jahr für mindestens zwei Wochen in die Schweiz kommt, am Telefon gesagt, dass sie in den beiden Wochen kommen könnte, was mich natürlich sehr beruhigen und entspannen würde. Wir sind am Planen der Einzelheiten… 😉

So, jetzt muss ich, bevor Felipe aufwacht und wir wieder spazieren gehen, noch ein bisschen singen üben. Mein Lieblingsschüler (bitte nicht gerade wieder falsch verstehen…!) hat am Dienstag Geburtstag und hat mich, da ich ja so gut singen könne, gefragt, ob ich dann also „Happy Birthday“ für ihn singen würde.

Ich antwortete: „Ja, aber auf Französisch. Joyeux anniversaire.“ (Weil er bei mir Französisch, nicht Englisch lernen sollte…) Das ziehe ich jetzt auch durch; ihr könnt mir nicht nur mit dem Fleisch nachher, sondern auch mit dem Singen am Dienstag schon mal Glück wünschen…

Ach ja, es ist der gleiche Schüler, der mir zu „activité orale“ auf meinem Übersichtsblatt eine witzige Frage stellte und dann von meiner ebenso witzigen Antwort derart überrascht war, dass er in langsamer, gewählt betonter und fast schon dramatischer Weise meinte:

„Frau Baumann,

ich lache mit Ihnen,
ich weine mit Ihnen
ich sterbe mit Ihnen.“

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