„Wo bist du?“,
schrieb er ihr,
nachdem er
ihren WhatsApp-Status
gesehen hatte.
„Im Floor“,
schrieb sie zurück.
„Warum hast du mir das nicht gesagt?
Ich wäre auch gekommen.“
WhatsApp-Nachricht,
grün
und
schön.
Ja,
sie wusste es selbst nicht so genau.
Sie hatte schon daran gedacht,
vergass es aber wieder.
Inmitten von so vielen anderen Dingen…
Nein,
sie hatte es natürlich nicht wirklich vergessen;
„einfach“ so viel anderes am Laufen,
dass es irgendwie unterging.
Wie es halt manchmal passiert…
Rein quantitativ;
qualitativ wäre es ihr wichtig gewesen,
ihn zu fragen.
Es tat ihr ein bisschen leid,
dass es untergegangen war.
Für ihn.
Und auch
für sie selbst.
„Wie lange bleibst du noch?“,
fragte er weiter.
„Wenn du auch noch kommst,
noch länger“,
antwortete sie.
Spät mit ihm zu tanzen,
war immer noch besser,
als gar nicht mit ihm zu tanzen.
Und sie wollte mit ihm tanzen.
Er hatte schon was getrunken,
liess sein Auto zu Hause stehen
und
organisierte sich einen Uber.
Sie freute sich auf ihn.
Und sie wusste,
dass er nicht nur mit ihr tanzen wollte
– das
hatte er
ehrlich & unverblümt
geschrieben.
Auch sie wollte mehr als
„nur“ mit ihm tanzen,
sodass das ja passte.
Sie freute sich auf beides.
Sein gutes Aussehen
und
sein junges Alter
lassen es bei ihr
jedes Mal
knistern.
Er tauchte mit seinem ehemaligen Chef auf,
was er ihr zuvor auch mitgeteilt hatte.
Sie begrüsste ihn an der Garderobe,
bevor sie zusammen hineingingen.
Er stellte sie Ali vor
und
fragte sie, was sie trinken wolle.
Er nahm ein Bier
und
sie fingen an zu tanzen.
Sie liebt es,
wie geschmeidig
südländische Männer
tanzen.
Und sie tanzt
mit ihnen
besonders
besonders
besonders
gerne.
Zwischendurch
setzten sie sich
ins Fumoir.
Er rauchte eine Zigarette
und
fragte sie,
was
ihr Tattoo auf dem linken Arm
bedeuten würde.
Sie erklärte es ihm
und
fragte ihn,
was
sein Tattoo auf dem rechten Unterarm
genau darstellen würde.
Dass es
von zwei verschiedenen Tattoo-Artists
gemacht worden ist,
hätte sie nicht gedacht.
Sie fuhr mit ihrer Hand darüber
und
schaute in seine schönen dunklen Augen.
Dann küssten sie sich.
Sie findet,
wenn der Mann schön ist,
rauchige Küsse
ganz anziehend.
Aber sie würde vieles darum geben,
dass er nicht rauchen würde.
Wie immer,
wenn jemand ihr viel bedeutet.
Danach gingen sie zurück auf die Tanzfläche.
Zuerst noch etwas im Hintergrund,
dafür heiss…,
darauf zentraler
und
etwas gezügelter,
aber immer noch eng.
Sie gaben sich hin
– wie damals im Bolero.
Der Musik,
dem Rhythmus,
den farbigen Leuchtkugeln,
dem Feeling,
dem Moment
und
der gegenseitigen Anziehung.
–
Sie verliessen den Club spät.
Mit einer Kollegin von ihr,
der sie versprochen hatte,
sie nach Hause zu fahren.
Gleiche Stadt,
wenn auch
gegen das andere Ende hin.
Die Kollegin ist ebenfalls Lehrerin.
Sie unterhielten sich angeregt.
Er sass hinten,
hatte
der Dame
den Platz vorne auf dem Beifahrersitz
lassen wollen.
„Lebst du noch?“,
fragte sie ihn einmal,
indem sie sich zu ihm umdrehte.
Er bejahte das
und
warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
„Musst nicht mehr lange warten“,
hätte sie beinahe zu ihm gesagt.
Sie fuhr die Kollegin bis sozusagen vor die Haustür.
Als sie sich verabschiedet hatten,
fragte Karin ihn,
ob er hinten bleiben
oder nach vorne kommen
wolle.
Er wollte nach vorne kommen,
was Karin vermutet hatte.
Diese verschwand im leichten Regen,
währenddem er
auf dem Beifahrersitz
Platz nahm,
sich zu ihr drehte
und
sie intensiv küsste.
Sie spürte seine Begierde
an seinen Lippen,
seiner Zunge,
in seinem ganzen Mund;
sie spürte ihre eigene Begierde.
Mitten in der Nacht,
Tösstalstrasse.
VW Polo
– etwas zu klein,
als dass sie sich
voll
hätten ausleben können.
Darum
wendete sie
das Auto
und
sie fuhren
zu ihm nach Hause.
Dort angekommen,
begrüsste sein Kater sie.
Der kennt sie mittlerweile,
was er deutlich zeigt
und
was sie nicht nur süss findet,
sondern sie auch berührt.
Er zeigt das so,
wie ein Tier das eben zeigen kann:
ursprünglich,
unmittelbar,
unmissverständlich,
echt.
Er schnurrte so laut,
wie
sie
selten
eine Katze
schnurren gehört hatte,
schloss die Augen,
legte sich auf den Bauch
und
genoss es, sich kraulen zu lassen.
Glückseligkeit.
Diese Glückseligkeit
– so rein.
„Ich muss ihn zur Tierärztin bringen & kastrieren lassen“, meinte er zu ihr.
Das hatte er schon ein paarmal gesagt.
„Hmm, ja, er hat bestimmt schon ein paar Katzen im Quartier geschwängert“, gab sie zu bedenken.
Dann zog er sie aus,
sie fuhr mit der Zunge über seine Leisten,
mal schneller,
mal langsamer,
mal feiner,
mal fester.
Bisse, Küsse.
Sie sass nackt auf dem Sofa,
er kniete über ihr.
„Du bist mega sexy“,
flüsterte er ihr zu,
„mega sexy.“
„Danke,
du auch“,
flüsterte sie zurück.
Sie war vollkommen entspannt,
öffnete sich.
Er drang in sie ein,
sie schloss die Augen.
Sie spürte ihn tief in sich.
Sie hätte über vieles nachdenken können,
aber sie liess alle Gedanken los.
Sie hätte vieles fühlen können,
aber sie fühlte nur diese Augenblicke.
Sie war dankbarer denn je,
sie war freier denn je.
[…]
Er nahm ein sauberes Haushaltpapier
und
trocknete sie ab.
Dann legte er sich nicht nur in ihre Arme,
sondern so fest auf ihren linken Arm
und
auf ihr linkes Bein,
dass sie fast wie zusammengeschweisst dalagen.
Sie hätte, wenn sie gewollt hätte, gar nicht weggehen können.
Sie erinnert sich noch,
dass der Kater vom Sofa herunter
quasi über sie sprang.
Dass er sich unters Bett zum Schlafen zurückzog.
Und dass sie sich noch ein paarmal küssten.
Plötzlich spürte sie,
wie ein Rinnsal ihr linkes Bein hinunterlief…
Sie musste lächeln für sich.
„Nicht ganz alles erwischt vorhin“,
schlussfolgerte sie.
Später,
bevor sie ging,
deckte sie ihn noch zu.
So, wie sie das jedes Mal macht.
Vor allem die Füsse.
– – –
Und noch ein Quäntchen Literaturtheorie
in vereinfachter Form:
Autor(in):
Person, die den Text geschrieben,
also die Wörter, Sätze & Abschnitte aneinandergereiht hat
Erzähler(in):
kann die gleiche Person sein,
ist aber oft eine andere vom Autor/von der Autorin (erfundene und) eingesetzte Instanz,
die aus ihrer Perspektive erzählt
&
evt. auch kommentiert
Figuren:
Personen im Erzählten,
die realen Personen entsprechen können
oder
frei erfunden sein können.
Natürlich sind auch Mischformen möglich.
-> Also:
immer aufpassen
mit vorschnellen Schlüssen oder gar Urteilen…!