„Dann stecken wir einander gegenseitig an“,
meinte sie,
nachdem sie ihm mitgeteilt hatte,
dass sie erkältet sei,
und er geantwortet hatte,
dass er ebenfalls ein bisschen erkältet sei.
Halb ernst,
halb zum Spass
gemeint.
Er verstand es auch so,
was sie seiner Reaktion anmerkte.
WhatsApp.
Kurze Zeit später
stand sie vor seiner Wohnungstür.
Sie ist immer noch
jedes Mal
geflasht,
wenn er öffnet
und
vor ihr steht.
Die weissen Zähne,
die dunklen Augen,
das Strahlen
von tief drinnen,
als ob die Sonne aufginge
– das hat sie
in der Kombination
und
in der Intensität
noch nie erlebt.
Auch sein Kater
tauchte sofort auf
und
strich ihr um die Beine.
Sie ging in die Knie
um ihn zu begrüssen.
Wie er seine Freude
über ihr Kommen
zeigt,
berührt sie jedes Mal.
Danach legte
„Silber“
(auf Türkisch)
sich
auf die breite Sofalehne,
schloss zufrieden die Augen
und
liess sich
später
irgendwie anstecken.
Von den Zärtlichkeiten,
von den Intimitäten,
von der Lust.
Lustig zum Beobachten…
Am Fernsehen
lief
noch
ein
in einem Swinger-Club
spielender Film.
Why not?
Antörnend…
Obschon
sie das
an sich
beide
nicht bräuchten…
Sie erinnerte sich an
den Thriller-Action-Film mit
Angelina Jolie
und
Johnny Depp,
der in Venedig spielt
und
den sie mal zusammen schauen wollten.
„The Tourist“.
Woraus dann nicht allzu viel wurde,
da die gegenseitige Anziehung
zu gross
und
zu stark
war.
Vage erinnert sie sich auch noch an
weitere Filme, von denen sie einen Teil
zusammen geschaut haben.
An
einen türkischen Film.
Oder
„Bon Schuur Ticino“.
Bei letzterem
kamen sie
am wenigsten weit…
fimreife Szene
(fast schon) Hollywood
bei ihm zu Hause.
Doch
diese Geschichte
erzählt
der Erzähler
oder
die Erzählerin
ein anderes Mal.
Nämlich dann,
wenn die Autorin
das will.
Sie hat selbst keine Ahnung,
wann das sein wird.
„Du hast ein Kind, oder?“,
vergewisserte sie sich nochmals bei ihm.
Er hatte ihr
schon ein paarmal
von seinem Sohn
erzählt,
auch Fotos gezeigt.
Darum auch Betonung auf „ein“.
„Ja, eines,
aber ich will noch eines.“
Sie wusste nicht so genau,
wie ernst er das meinte.
Er hätte es auch einfach
zum Antörnen
gesagt haben können.
Wobei
wie erwähnt
das nicht wirklich nötig war…
Ein paar Minuten später
sass sie auf dem Küchentisch,
er stand vor ihr.
Sie rutschte nach vorne
ganz zur Kante
und
umfasste seine Hüften.
Langsam
spürte sie ihn
immer mehr
in sich,
ebenso langsam
senkte sie ihren Rücken
auf die Tischplatte.
Sie schloss die Augen,
genoss den Moment,
draussen
laue Sommernacht
drinnen
der Geruch des türkischen Apfeltees,
den sie ihm mal geschenkt hatte
und
von dem er zwei Tassen
zubereitet hatte.
Später,
so erinnert sie sich,
lag sie auf ihm
auf dem Sofa.
Etwas Kleines lag
auf seiner rechten Leiste.
Sie schaute es genauer an,
bemerkte,
dass es glänzte,
und fasste sich ans linke Ohr.
Sie musste für sich lächeln.
Wie viele Ohrringe
sie schon
bei Liebesspielen
verloren hat,
weiss sie nicht (mehr).
Jedenfalls viele…
Aber der war,
für einmal,
nicht verloren.
Der glänzte
auf seiner rechten Leiste.
Sie nahm ihn
sanft
weg
und
drückte dann
einen Kuss
auf die Stelle,
wo der Ohrring gelegen hatte.
„Wann hast du eigentlich Geburtstag?“,
fragte sie ihn.
Es nahm sie wunder,
ob er
in der Zwischenzeit
vielleicht
38 geworden war
oder
ob er
bald 38 werden würde.
Doch dem war bzw. ist nicht so;
er war erst kurz,
bevor ihre Wege sich
zum ersten Mal kreuzten
damals im April
im Bolero
37 geworden.
Sie redeten ein bisschen
über Geburtstage
und
Sternzeichen,
bevor sie plötzlich
unter ihm lag
und
seine Zunge
spürte.
Es war,
als ob sie
tief ins Polster
versinken würde.
Aus dem linken Augenwinkel
erblickte sie den Kater;
der hatte sich,
wie bereits erwähnt,
irgendwie anstecken
lassen,
was sie amüsierte.
Abgesehen davon
vergass sie alles
um sich herum,
konzentrierte sich
nur noch
auf seine Zunge
und
hob,
gleichzeitig,
wie sie
das Gefühl
hatte,
im grauen Polster des Sofas
zu versinken,
ab.
Durch die Decke,
durch das Dach,
die luftigen Wolken,
die zarten Sonnenstrahlen,
den Abendhimmel,
die Weite,
die Ferne…
Durch
alles
hindurch
zum
Göttlichen
hin.
[…]
Sie weiss nicht mehr,
wie sie wieder zurückkam;
sie weiss nur noch,
dass sie einander
in die Augen
schauten,
einander
zulächelten
und
ihr Bauch
nass
gespritzt
wurde.
„Also so
wird das nix
mit dem Kind“,
meinte sie zu ihm.
Sie lachte.
Und er auch.
– – –
Und noch ein Quäntchen Literaturtheoriein vereinfachter Form:
Autor(in):
Person, die den Text geschrieben,
also die Wörter, Sätze & Abschnitte aneinandergereiht hat
Erzähler(in):
kann die gleiche Person sein,
ist aber oft eine andere vom Autor/von der Autorin (erfundene und) eingesetzte Instanz,
die aus ihrer Perspektive erzählt
&
evt. auch kommentiert
Figuren:
Personen im Erzählten,
die realen Personen entsprechen können
oder
frei erfunden sein können.
Natürlich sind auch Mischformen möglich.
-> Also:
immer aufpassen
mit vorschnellen Schlüssen oder gar Urteilen…!