Wir standen um 2 Uhr morgens auf. 😮
Kurz nach 2.30 Uhr fuhren wir mit unserem Fahrer für heute, einem unglaublich lieben jungen Mann, der sich tausendmal für irgendetwas entschuldigte, wofür er nicht mal was konnte, los.
Und zwar nach Lovina
– zwei Stunden durchs Landesinnere an die Nordküste.
Wir hatten ja schon am letzten Sonntag, also genau vor einer Woche, auf der Fahrt von Amed nach Gilimanuk, in Lovina gestoppt,
und zwar zum Mittagessen direkt am Strand.
Heute für eine frühmorgendliche Ausfahrt mit einem Jukung
– sozusagen privat, nämlich nur unser Fahrer, der höflichste Mensch, der mir je begegnet ist (ehrlich höflich, muss ich anfügen), der Steuermann, Naila und ich.
Die Morgenstimmung mit dem Vollmond auf der einen, der sich ankündigenden und dann aufgehenden Sonne auf der anderen Seite war unbeschreiblich schön.
Jukung sind sehr schmale Holzboote, meist bunt bemalt, mit zwei seitlichen Auslegern aus Bambus oder Holz, die für Stabilität auf dem Meer sorgen.
Ursprünglich wurden sie von Fischern genutzt,
heute eben auch häufig für Ausflüge.
Früher wurden sie mit Segeln angetrieben,
heute häufig mit einem kleinen Aussenbordmotor.
Wir kannten sie schon von Sansibar her.
Dort (sowie überhaupt an der ostafrikanischen Küste) heissen sie Ngalawa, zur Dhow-Familie gehörend.
Ich berichtete im Sommer 2022, als wir für drei Wochen auf Sansibar waren (exklusiv zwei Reisetage) darüber;
die Beiträge werden demnächst wieder öffentlich sein.
Es hatte viele Jukung, die hinausfuhren;
die beiden Einheimischen auf unserem Boot meinten, das habe mit dem Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha zu tun, also dass deswegen (viel) mehr Touristen und Touristinnen nach Bali kommen würden.
Was gut sein kann…
So oder so waren es mir zu viele Boote
– auf Sansibar damals
wie auch
auf den Malediven im Februar 2023
waren es deutlich weniger
bzw. war es deutlich ruhiger, beschaulicher, friedlicher und entspannter,
um ehrlich zu sein.
Trotzdem war es schön.
Nur schon,
wie bereits erwähnt,
die unbeschreiblich schöne Morgenstimmung.
Auch lustig
mit unserem Fahrer,
dessen Name ich mir leider nicht merken konnte
und
der zuvorderst sass,
sowie den asiatischen Touristinnen,
die nicht in ihren Booten sassen,
sondern standen,
und
jedes Mal kreischten,
wenn sie Delfine erblickten…!
„Die sehen zum ersten Mal Delfine“,
schlussfolgerten Naila und ich.
So konnten wir ihnen ihr Gekreische auch nicht übel nehmen.
Und mein Eindruck war, dass die Delfine sich dadurch auch nicht beeindrucken liessen.
Vor dem Hinausfahren hatte ich einen „Bali Kopi“ getrunken; er schmeckte sehr gut.
Ohne Zucker, ohne Milch,
aber eben rund, voll, ausgewogen und harmonisch.
So, wie guter Kaffee halt schmecken sollte
-> siehe Beitrag „Kopi, Kopi, Kopi“.
Nach der Ausfahrt frühstückten wir am selben Ort. Die Bananen-Pancakes und der Früchteteller sahen hübsch aus und schmeckten fein. Naila ass Garlic-Toast und war begeistert über den reichlich auf den Toast gelegten frischen Knoblauch. 😁
Danach fuhren wir zur „Sea Turtle Hatchery“,
etwa eine halbe Stunde von Lovina entfernt.
Die dort aufgezogenen Meeresschildkrötchen, in die Naila sich sofort verliebte, werden alle frei gelassen, sobald sie genug gross und genug stark dazu sind.
Die nächsten am kommenden Sonntag, dem 17. August, dem Tag der Unabhängigkeit Indonesiens von der Niederlande (1945).
Wir sahen, wie sie die Eier in Eimern mit Sand hegen und pflegen.
In Becken oder Steintrögen die kleinen Schildkröten: die jüngsten vier Tage alt, andere eine Woche alt, wiederum andere eineinhalb Monate alt.
Besonders herzig ist es, eines kurz herauszunehmen, sorgfältig zu streicheln und danach wieder ins Wasser zu entlassen…
– die meisten stellen sich dann nämlich für mindestens fünf Minuten „wie tot“. 😅
Es hat mich sehr berührt, dem ganz jungen Mann zuzuhören und seine Liebe zu den Tieren und zum Meer zu spüren.
Wir steckten dann ein grosszügige Spende in das fast unscheinbare Metallkästchen.
Und ich sagte ihm, dass ich seine Arbeit sehr wichtig und sehr wertvoll fände, worüber er sich ebenfalls freute.
Danach fuhren wir weiter zu den
„Banjar Hot Springs“
(Air Panas Banjar)
natürlichen heissen Quellen im Dorf Banjar.
Sie werden durch vulkanische Aktivität gespeist.
Das natürliche, mineralreiche, schwefelhaltige Wasser gilt als wohltuend für die Haut und entspannend für Muskeln und Gelenke.
Umgeben sind sie von tropischen Gärten mit einer ruhigen, fast dschungelartigen Atmosphäre.
Es gibt drei Hauptbecken,
das obere mit Ausläufen in Form von Nagas (mythische Schlangendrachen).
Die Naga-Speier sind von der balinesischen Hindu-Symbolik inspiriert und verleihen dem Ort eine spirituelle Note.
Währenddem ich die dschungelartige Atmosphäre genoss, hatte Naila grossen Hunger und konnte es kaum erwarten, im dazugehörigen Restaurant „Nasi Goreng“, das sie hier kennen und lieben gelernt hat, zu verspeisen. Dazu bestellte sie einen mehrfarbigen Drink. Und ich nahm wieder einen Drachenfruchtsaft, und zwar ohne (hinzugefügten) Zucker, um den vollen Geschmack der hier neu entdeckten Frucht zu haben.
Unserem Fahrer, der kurz nach 2.30 Uhr mit Bananen und Mineralwasser für uns angefahren war, bot ich auch einen Drink an;
so, wie ich das fast jedes Mal mache.
Aber er wollte nichts.
Er ist nicht nur der höflichste, sondern auch der bescheidenste Mensch, der mir je begegnet ist
– sogar das Geld für die 13-stündige Ausfahrt mit uns mussten wir ihm im wörtlichen Sinn praktisch nachwerfen.
Ja, es gibt sie,
die guten, wirklich, wirklich guten Menschen.
Auch wenn ich bisweilen daran zweifle,
es gibt sie.
Ohne sie wäre es
auf dieser Welt
unerträglich.
Auf der Rückfahrt ins wunderschöne Puri Taman Sari Resort in Tabanan, wo wir für fünf Tage sind und ein Badezimmer im Freien haben, was ebenfalls wunderschön ist (duschen unter dem Sternenhimmel oder dem (Voll-)mond… ☺️) stoppten wir in Baturiti für unser sechstes (!) „Coffee- and Tea-Tasting“.
Die Dame erklärte uns den Unterschied zwischen Arabica- und Robusta-Bohnen sowie den Mix aus beiden für den geschmackvollen Bali-Kaffee.
Auch sahen wir riesige Papayas an Bäumen hängen, die wir aber, da wir beide keinen Akku mehr hatten, nicht fotografieren konnten.
Das Tasting hoch über der grünen Weite war ausgezeichnet. Zum ersten Mal waren auch noch Peanut Coffe und Lemon Tea (nicht nur Lemongrass Tea) dabei; ausserdem schmeckten uns die dazu verabreichten „Kripik Singkong“ (knusprige Maniokchips) sehr. Und ihr leuchtendes Gelb ist auch für die Augen eine Freude.
Auf unserer nächtlichen Hinfahrt sowie auf der nachmittäglichen Rückfahrt überquerten wir den wichtigsten Gebirgspass über das zentrale Hochland, den Bedugul. Wir fuhren die Hauptstrecke von Tabanan, das im südwestlichen Landesinnern fernab vom Massentourismus liegt, über Mengwi, Baturiti, Bedugul und Gitgit nach Lovina (an der Nordküste). Der höchste Punkt des Passes liegt in Bedugul, nahe dem Bratansee (Danau Bratan), auf ca. 1‘300 Metern über Meer (je nachdem, wo genau und wie gemessen wird).
Kühle Bergluft, üppige Vegetation, Gewürzgärten, Kaffee- und Erdbeerplantagen (Strawberry Hill).
Panoramablicke auf die Seen Bratan, Buyan und Tamblingan.
Kurvenreiche und teilweise steile Strasse, mit vielen Serpentinen.
Die Gitgit-Wasserfälle
spare ich mir
für meine nächste Indonesienreise
(siehe letzter Beitrag)
auf.
Das grösste buddhistische Kloster von Bali,
Brahmavihara-Arama,
ebenfalls.
Und vielleicht kommt noch etwas dazu
– wer weiss?