Liebe

Das vorangehende Beitragsbild und dieses hier gehören zusammen. Sie zeigen die Einladung zur Musicaltheater-Aufführung von Taiebs Klasse am nächsten Mittwoch. Er freut sich sehr darauf, kann seine Rolle schon lange auswendig und hat auch Spass an den Liedern. In Belgien hat er uns seine Rolle der Fledermaus Batsy aufgesagt und vorgetragen, indem er versuchte, uns einen kleineren Schrecken einzujagen.

Einen kleineren Schrecken eingejagt haben mir auch die zehn bestellten „A better world“-CDs. Sie waren als eingeschriebener Brief, für den ich 29.85 Franken zu bezahlen hätte, deklariert. So stand es auf dem Zettel der Post, den ich im Briefkasten vorfand. Ein eingeschriebener Brief, für den ich auch noch fast 30 Franken bezahlen sollte? Seltsam und unerklärlich… Wenn „Paket“ angekreuzt gewesen wäre, hätte ich natürlich schon an die CDs und den Zoll dafür gedacht. Aber ein Brief?

Heute Nachmittag auf dem Postschalter erfuhr ich, dass bis zu zwei Kilogramm alles Brief genannt wird: wieder etwas gelernt, auch wenn ich es nicht verstehe. Ich holte den Brief also ab, bezahlte den Zoll und nahm den Brief nach Hause. Er steht jetzt auf unserer Holzbank und wartet darauf, geöffnet zu werden. Er besteht aus Karton, ist dreidimensional und sieht aus wie eine Schachtel. Aber er ist ein Brief.

Eigentlich wollte ich ja noch einmal zehn Alben bestellen. Entweder sollte ich dann wohl nur je drei – geht irgendwie nicht auf… – auf einmal liefern lassen und den Wert unter 50 Franken halten oder die bessere Welt in der Schweiz bestellen… 🙂
So oder so freue ich mich über die Alben und freue mich darauf, sie zu verschenken. Der Titel des Albums sowie der Titel des zweiten Stücks eignen sich sehr gut für ein Weihnachtsgeschenk: „A better world“ – „Bethlehem“. Und ja, leider, leider ist der Weg so lange von hier nach Bethlehem: örtlich und zeitlich, aber vor allem in Bezug auf die Weltlage. Seit vorletztem Mittwoch ist er wohl noch länger geworden.

Morgen um 10 Uhr habe ich den Termin beim Optiker.
Am 24. Oktober war die Augenentzündung zwar vorbei, aber noch nicht alles in Ordnung, sodass er verschiedene Messungen nicht durchführen konnte. Wenn ich daran denke, schaudere ich immer noch beim Begriff Skleritis; einerseits weil die Entzündung schon nach innen gegangen war und ich ein weiteres Mal zu lange gewartet hatte, andererseits aber vor allem wegen dem „Skler“, wie in vorangegangenen Beiträgen erläutert. Der Begriff Konjunktivitis verbindet für mich Medizin und deutsche Grammatik, und dass keine Uveitis daraus wurde, war Glück im Unglück.

Ich hoffe, dass morgen alles klappt und ich bei der nächsten Augenentzündung eine Brille haben werde. Naila ist entzückt von dem Gedanken, dass ich dann vier- bis sechsmal im Jahr für ein paar Tage eine Brille tragen werde. Ich hoffe auch, dass es sich meistens eben um ein paar Tage und nicht wie letztes Mal um fast vier Wochen handeln wird. Sooo gut steht mir eine Brille wohl auch nicht… Wobei es ja eigentlich nicht darum geht, sondern um die Entzündungen und – damit zusammenhängend – um den Krankheitsverlauf.

Am 1. Dezember habe ich den nächsten Termin bei meinem Arzt in Zürich. Er ist zwar Internist, aber es ist wichtig, dass ich ihm von der ungewöhnlich langen und ausgeprägten Augenentzündung sowie von den Gelenkschmerzen erzähle, da sie mit meiner Erkrankung in Zusammenhang stehen. Eine feste Augenärztin habe ich jetzt ja; vielleicht müsste ich zudem einmal zu einem Rheumatologen.

Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Zeit ich in den letzten Jahren für Arzttermine gebraucht habe. Aber ich habe im Zug und in den Wartezimmern jeweils gelesen, im Auto Musik gehört. So konnte ich die Zeit doch meistens erfüllend nutzen.

„Nobody knows what tomorrow may bring, or how life will be every day.“

Glück im Unglück. – Glück im Glück empfinde ich an Konzerten, auf Reisen, am Meer. Glück im Glück empfinde ich beim Essen und Reden mit Freundinnen, bei Familienausflügen oder wenn Naila hinter Taieb in der Küche steht und zu ihm sagt: „Ich han dich imfall immer gern; au wenn mir schtriitet, ich han dich trotzdem gern.“ Dann möchte ich den Moment am liebsten festhalten. Oder als sie zu mir sagte, sie träume jedes Mal, wenn sie etwas Böses träume, dann auch gleich, dass sie die beste Mama habe, die sie beschütze. Das berührt mich.

Dass ich nicht mehr ich selbst war, dass ich die Nerven öfter und schneller verlor, bekamen die Kinder auch zu spüren.
Erklärungen wie „siehe Beipackzettel Prednison“, massiver Schlafmangel, gravierender Mangel an wichtigen Nährstoffen sowie mangelnde bis keine sportliche Tätigkeiten als Ausgleich kommen bei den Kindern noch nicht wirklich an. Bei gewissen Erwachsenen zwar ebenfalls nicht, aber diese sind mir mittlerweile egal.

Die Kinder sind mir hingegen alles andere als egal. Sie hätten Erklärungen verdient, und ich werde sie ihnen nachliefern. Vorläufig aber ist das Geniale an dieser Sache, dass die Kinder die Liebe spüren. Sie spüren, dass sie über alles geliebt werden. Sie brauchen noch gar keine Erklärungen, sie brauchen Liebe. Und diese stand nie in Frage. Auch unter 100 Mg Kortison nicht.

 

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