Wer?

Ich bin froh, dass das Wochenende doch keines im Bett, sondern lediglich eines zu Hause ist. In der Nacht vom Freitag auf den Samstag sah es noch anders aus & fühlte es sich noch anders an, aber umso besser so. Das Gefühl, vor allem in der kälteren Jahreszeit ständig ausgebremst zu werden, ist nämlich nicht das, was ich gerne habe.

Lieber stellte ich gestern mit N. „Grittibänzen“-Teig her & formte, als T. von Yannik zurückkam, mit beiden zusammen „Grittibänzen“. Dann bestrichen wir sie mit Eigelb & backten sie. Lieber habe ich den Duft von frischem Brot & Zopf im ganzen Haus. Lieber spielte ich mit Naila Weihnachtslieder, sie auf der Blockflöte, ich auf der Querflöte; lieber schaute ich mit ihr zusammen einen Zeichentrickfilm & liess mich von ihr belehren, wer jetzt dann gleich was sagen oder machen würde. 🙂

Ja, wenn ein „Käfer“ nach Hause getragen wird, bekomme ich die volle Breitseite ab. Das schrieb mir gestern jemand so & formulierte es damit treffend. Und ja, es tut immer gut, wenn Menschen schnell verstehen; ich bin immer erleichtert & dankbar. Auch wenn es um das Verschieben von Terminen geht: Den nächsten Termin für Fussreflexzonenmassage haben wir um ein paar Tage verschoben, weil es nicht schlau ist, krank hinzugehen; die auf morgen abgemachte Gesangsstunde haben wir um eine Woche verschoben, weil ich so wirklich nicht singen kann.

Das Querflötespielen hätte ich auch weiterpflegen können; es wäre schon gegangen. Aber ich hatte die Musse dazu nicht, manchmal die Zeit nicht – Arzttermine können locker einen halben Arbeitstag beanspruchen. Und nach Absetzen des Kortisons & damit des Aufputschmittels, das den extremen Schlafmangel sowohl verursachte wie auch wettmachte, auch die Energie nicht. Das ist nicht weiter schlimm; die Fertigkeiten auf der Querflöte sind genügend gefestigt, um einen Unterbruch von einem Jahr (oder auch mehr) gut zu überstehen & beim Wiederbeginn gleich wieder abrufbar zu sein.

Anders verhält es sich mit Sport & Kondition. Da war ich auf dem Nullpunkt & regelmässig, wenn ich zum Bahnhof rennen musste, komplett ausser Atem. (Wir wohnen sehr nahe beim Bahnhof!)
Ich war nicht nur ausser Atem, sondern merkte auch, dass ich nicht genügend Luft bekam & somit nicht genügend Sauerstoff in die Lungen & also in den Körper ging, dass etwas fehlte, etwas Lebenswichtiges, dass der Atem zu kurz & zu wenig tief war & dass es zudem weh tat. Das Gefühl dabei ist beklemmend; gesehen hat man davon nichts.

Dafür bin ich froh, dass die Gelenkschmerzen sich auch beim „Fahren“ auf dem „Hometrainer“ im durchaus erträglichen Rahmen halten. Das ist zwar meistens so – ausser manchmal während eines akuten Schubs. Wenn ich mich bewege, gehen sie oft ganz weg. Das tönt vielleicht etwas seltsam; ich bin auch gespannt, was der Rheumatologe dann dazu meint. Aber zu ihm gehe ich erst im neuen Jahr…
Jedenfalls ist es auch darum viel besser, dass das Wochenende doch keines im Bett wurde; die Knie- & Fussgelenke schmerzen im Liegen manchmal schon ziemlich stark.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich gar nie so in einem (einzigen) Text über mein Schreckdatum, den 30. Januar 2016, schreiben kann, sondern eher – wie bis anhin – in verschiedene Beiträge Einzelheiten einfliessen lasse. So, wie ich mich jetzt auch (noch) nicht bewusst & eingehend an den letzten Dezember erinnern möchte, weil er (noch) viel zu nahe ist & weil das, was damals begann, noch nicht wirklich vorüber ist, vielleicht nie ganz vorüber sein wird, weil der letzte Dezember irgendwie in den jetzigen hineinläuft, als ob nichts dazwischen gewesen wäre: kein Frühling, kein Sommer, kein Herbst; keine Blätter, keine Blumen, kein Blut.
Keine Konzerte, keine langen Abende, kein Sonnenschein.
Keine Freundschaften, keine Freude, kein Frieren.
Kein Lachen, kein Weinen, kein Reisen, kein Glück.

Aber es war alles da – intensiv. Und noch viel mehr war da. Es war alles da, nur die Zeit verging viel zu schnell; der letzte Dezember läuft in den jetzigen hinein, sodass ich den letzten (noch) nicht als vergangene Einheit empfinden kann & wohl darum mich (noch) nicht bewusst & eingehend daran erinnern möchte.

So werde ich weiterhin assoziativ vorgehen & weiterhin schreiben, was kommt; schreiben, worüber ich kann & will.
In dem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal betonen, dass ich meinen Blog eröffnet habe, um auf bestimmte Thematiken aufmerksam zu machen & sie anhand verschiedener Vorkommnisse immer wieder einzubauen. Ich habe ihn nicht eröffnet, um mein ganzes Privatleben offenzulegen.
Seien wir ehrlich: Wer würde das schon wollen? Wenn ich also gefragt werde, warum ich gewisse Lebensbereiche weglasse oder wie die Diagnose lautet, muss ich Grenzen setzen.

Ich bin der Meinung, dass es schon Mut braucht, so viel, wie ich preisgebe, preiszugeben. Wir alle brauchen eine Privat- & Intimsphäre.
Zudem gibt es Kulturen, wo noch viel weniger in der Öffentlichkeit über Privates gesprochen wird als bei uns. Mein Mann ist, wie ich schon einmal geschrieben habe, aus einer solchen Kultur; auch darum ziehe ich an bestimmten Punkten meine Grenze. Und noch einmal die oben gestellte Frage: Wer von uns würde alles aus dem Privatleben an die Öffentlichkeit tragen wollen? Wer?
Eben
Seien wir (alle!) doch ehrlich.

Eines Tages werde ich versuchen, den Link zum Blog bei verschiedenen Organisationen sowie Selbsthilfegruppen zu Autoimmunerkrankungen unterzubringen. Denen ich selbst nie beitreten werde, da ich befürchte, dass die Krankheiten dann im Vordergrund stehen, vielleicht sogar fast den ganzen Austausch beherrschen & das einzige verbindende Element darstellen.
Das möchte ich nicht, das wäre nichts für mich.
Mich interessieren Lieder, die Liebe und das Leben.

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