Wir sind auf der fünften von sechs längeren bzw. langen Busfahrten durch den Balkan. Dazu kommen die beiden langen Zugfahrten von Winterthur nach Zagreb & zurück. Da ich es liebe, so viel von den jeweiligen Landschaften zu sehen, geniesse ich eine solche Reise sehr.
Wie bereits im gestrigen Beitrag erwähnt, verbrachten wir in Durrës vier Nächte. Auch in Dubrovnik, wo wir heute hinfahren, werden wir vier Nächte bleiben. Am Schluss dann nochmals eine in Zagreb, und zwar im gleichen Hotel wie zu Beginn unserer abenteuerlichen Reise.
In den drei anderen Hauptstädten (Belgrad, Sarajevo & Podgorica) haben wir je zwei Nächte geschlafen. Das hat locker gereicht, um einen guten Eindruck der Stadt zu bekommen, ein paar Sehenswürdigkeiten zu entdecken & das Flair der Stadt beim Bummeln aufzunehmen. Jedenfalls komm‘ ich wieder mal überhaupt nicht nach mit Schreiben…, aber das macht ja nichts, es ist alles in meinem Herzen & meiner Erinnerung gespeichert.
In Belgrad fuhren wir sogar zweimal mit dem kleinen Touristenzug, weil mich der Ausblick auf die Flussmündung, wo die Save in die Donau mündet, so beeindruckte. Dabei fuhren wir auf dem Gelände der alten Festung herum & bestaunten die altehrwürdigen Gemäuer. Ausserdem hatten wir einen schönen Blick auf die Kathedrale des heiligen Erzengels Michael, die sich in der Innenstadt befindet.
In ebendieser gingen wir auch ein bisschen shoppen. Gehört in grossen Städten auch dazu & macht, auch wenn es vor allem ein Zugeständnis an Naila war, uns beiden Spass. Wir mögen Kleider, wir mögen Mode & wir haben Stil.
Mein Stil ist Amir* von Anfang an aufgefallen.
Was er mir auch immer mal wieder gesagt oder geschrieben hat…
„Wählst du eigentlich alles selbst aus oder lässt du dich beraten?“, fragte er mich in Tirano, als wir nebeneinander auf dem Bett lagen & uns von der Hitze erholen wollten.
Daraus wurde dann nix;
man kann sich wohl denken, warum… 😜
Ich antwortete ihm, ja, ich würde alles selbst auswählen.
Mich vielleicht mal von Influencerinnen auf Instagram inspirieren lassen, aber selten.
Und ich bedankte mich für das indirekt ausgedrückte grosse Kompliment.
Wenn ich mit ihm irgendwo rumlaufe & auch nur einen flüchtigen Blick in eine Kleiderboutique werfe, merkt er es.
Und fragt sofort nach, ob ich hineingehen möchte.
Immer vollkommen herzlich & ehrlich gemeint.
Er wäre sehr gerne mit mir in Tirano ein Bikini aussuchen gegangen.
(Denn dasjenige, das ich online bestellt hatte, kam erst nach unserem Aufenthalt in Norditalien an…)
Da wir jedoch nicht baden gingen, kam es nicht dazu. Aber wir werden den gemeinsamen Bikini-Kauf bestimmt nachholen. So was ist doch eine Win-Win-Situation. 😁
Vor ein paar Tagen schrieb er mir, er freue sich, mit mir in ein Kleidergeschäft in Winti (das Naila mir empfohlen hat) zu gehen, um nach einem Kleid für die Hochzeit eines Kollegen von ihm, zu der wir im September eingeladen sind, zu schauen.
Hab‘ zwar in der Zwischenzeit ebenfalls eines online bestellt, da es farblich so gut zum Motto (orange-weiss-gold) passt & auch sonst cool aussieht. Aber wer weiss, vielleicht find‘ ich noch ein cooleres & passenderes. So oder so werden wir zusammen in Kleidergeschäfte gehen – das ist klar.
Kein abschätziges & abwertendes Gehabe gegenüber dem Shoppen mehr.
Kein nur auf sich selbst bezogenes Vorbeihasten an voll lässigen Kleidergeschäften mehr.
Keine arroganten Aussagen mehr wie: „Das ist nicht meine Welt.“
Die übrigens nicht nur in Bezug aufs Shoppen, sondern auch auf weitere Aktivitäten oder Interessen fielen.
Zum Beispiel in Bezug auf Lesungen!!!
Man muss sich das mal reinziehen…!
Total fixiert auf die eigene Blase.
Total verschlossen allem anderen gegenüber.
Total entwicklungsresistent.
Letzteres zeigt(e) sich in tausend Dingen…
Anyway – natürlich nehme ich die diametralen Gegensätze extrem wahr.
Natürlich sind sie für mich extrem frappant.
Natürlich versuche ich, obschon es mir nie auch nur annähernd abschliessend gelingen wird, sie zu benennen.
Wer es mir übel nehmen sollte,
fühlt sich entweder entlarvt & streitet dies logischerweise in höchstem Grad ab
oder
hat selbst nie einen persönlichkeitsgestörten Partner, insbesondere einen narzisstisch veranlagten, gehabt.
Alle anderen wissen: Man erholt sich nie vollständig davon. Irgendein (wenn auch noch so kleiner) Rest bleibt immer. Es gilt herauszufinden, warum man (oder frau ;-)) sich auf eine solche Person eingelassen hat.
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Uiii…, das war „beyond crazy“ über die Grenze!!! 🙉 😲 🙉
Wegen des (langen) Staus versuchten nicht wenige, sich auf der Gegenfahrbahn vorzudrängen, sodass dann die regulär fahrenden Fahrzeuge grad nochmals nicht vorwärts kamen. Das wiederum führte dazu, dass das Temperament in unserem Chauffeur erwachte… Echt unterhaltsam; er hat Lehrerqualitäten… 😄
Überdies gab es einen Streit zwischen Automobilisten… – wenig verwunderlich bei dieser Vordrängmethode! Davon machten ein paar Fahrgäste (und ich bin ganz sicher nicht so doof & schreib‘ noch dazu -gästinnen… 🙈 🙈 🙈) von unserem Bus Videos, was ich keine gute Idee fand. Kaum hatte ich dies zu Naila gesagt, sorgte auch schon der Chauffeur dafür, dass sie aufhörten.
Landschaftlich war es wiederum äusserst eindrucksvoll, vor allem dem Skutarisee entlang, zuerst noch auf der albanischen, dann auf der montenegrinischen Seite. Ein weiteres Mal staunte ich, was die Balkanhalbinsel auch punkto Natur zu bieten hat. Als wir (lange) im Stau standen, beobachtete ich viele Wasservögel in den Sumpfgebieten.
Hier unten ein kurzer Auszug aus Wikipedia, den ich Amir* schickte:
„Der Skutarisee ist der grösste See der Balkanhalbinsel und der grösste See Südeuropas. Die hier verwendete Bezeichnung hat der See nach dem früher verwendeten italienischen Namen der an der Südostspitze des Sees gelegenen albanischen Stadt Shkodra. Der See liegt im Grenzgebiet zwischen Montenegro und Albanien, der montenegrinische Anteil an der Fläche des Sees ist etwas größer als der albanische. Nach Südwesten ist er durch das bis zu 1600 Meter hohe Gebirge Rumija von der nur 20 Kilometer entfernt liegenden Adria getrennt, während sich an der Nordostseite ein weit gedehntes, teilweise versumpftes Flachland anschliesst.“
Er las das nicht nur interessiert & ging darauf ein, er googelte sogar noch mehr & informierte sich noch weiter. Und er schickte mir wieder einen wunderschönen Text, in dem er sich vorstellt, wir seien gemeinsam unterwegs. Schöner, wärmer, berührender & ergreifender kann ein Mann einer Frau nicht schreiben – das ist nicht möglich.
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Beitrag gestern (Freitag) geschrieben, aber erst heute (Samstag) veröffentlicht.
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* Name geändert