Un vaso de vino tinto

Der Optiker wird, nebst Brille und Sonnenbrille, noch einen dritten Auftrag erhalten: eine Taucherbrille!

Meerwasser brennt sowieso in den Augen; wenn sie von einer Entzündung gereizt sind, noch mehr. Also schaute ich Taieb beim Schnorcheln und Tauchen in der kleinen Bucht zu, was ich auch genoss. Vielleicht kann ich übermorgen mit ihm hineingehen und schwimmen.

Naila kletterte mit Sanja von einem Felsen zum nächsten, ich sah ihre dunklen, gelockten Haare in der hellblau-sandig schimmernden Luft fliegen. „Papas Tochter“, dachte ich für mich. Und Sanjas Grossmutter meinte zu Taieb: „Mamas Sohn.“

Am Abend bestellte ich ein Glas Rotwein an der Bar – auf Spanisch. Ich bemerkte das Lächeln, das über das Gesicht des Kellners huschte: ganz schnell, aber für mich unverkennbar. Denn ich bemerke es fast jedes Mal, wenn ich mich bemühe, meine Bestellung auf Spanisch aufzugeben oder ein kurzes Gespräch auf Spanisch zu führen. Am Abend unserer Ankunft beim Bestellen der Empanadas zum Beispiel.

Oder vor einem Jahr in Alicante, wo ich mit Taieb seinen verlorenen Schulfreund Luís besuchen ging. In Redován, eine Zugstunde und zehn Taximinuten von Alicante entfernt. Zum zweiten Mal.

Bereits im Frühling letzten Jahres reiste ich mit ihm dorthin, weil er nicht aufhörte, von Luís zu reden, und ihn vermisste. Er vermisst ihn immer noch. Er wird ihn noch lange vermissen.

Mamas Sohn…
Vielleicht reisen wir dann wieder einmal zusammen dorthin.
In the middle of nowhere…

Ich sehe, wie die Spanier und Spanierinnen sich freuen, wenn ich mich um ihre Sprache bemühe. Ihre Geduld, bis ich einen Satz zusammengebaut habe, scheint grenzenlos zu sein. Es dauert nämlich wirklich lange…

Spanisch zu verstehen, ist etwas anderes: Beim Zuhören verstehe ich einiges, beim Lesen verstehe ich sogar vieles. Latein sei Dank. 🤓

Zudem belegte ich während meiner Studienzeit in Zürich einen zweisemestrigen Spanischkurs. Dieser war vorlesungsmässig aufgebaut, weshalb das Sprechen viel zu kurz kam. Das war etwas schade.

Abgesehen davon war er aber super. Der Professor war (bzw. ist) ein Schweizer. Er war (bzw. ist) so begeistert von der Sprache und vom Land und so lebendig und quirlig, dass eigentlich nur sein Name verriet (bzw. verrät), dass er kein Spanier war (bzw. ist).

Ich erinnere mich gerne an die beiden Semester Spanischkurs wie auch an den Französischkurs, den ich vor bald einmal 20 Jahren mit meiner Freundin Nora besuchte. Das Niveau war natürlich viel höher als im Spanisch und wir waren die einzigen Sprachstudentinnen. Die anderen waren Naturwissenschaftler.

Monsieur Duval hatte seine helle Freude an uns. Woran es lag, entzieht sich meiner Kenntnis… Aber ich vermute natürlich, nur an unseren beeindruckenden Französischkenntnissen. 😉

Es sind auch Erinnerungen wie diese, die mir helfen, herausfordernde Zeiten durchzustehen, nicht aufzugeben und an den Erfahrungen zu wachsen. Es sind auch Menschen wie Nora, die mir viel mehr bedeuten, als ich auszudrücken vermag. Menschen, die nicht neidisch sind; Menschen, die nicht meinen, eine Krankheit und deren Folgen zu kennen, wenn ihnen jegliche Basis dafür fehlt; Menschen, die zuhören, aufnehmen und mich mit ihren eigenen Gedanken und Ansichten inspirieren.

Nora und ich hätten wohl niemandem geglaubt, dass wir 2006/2007 gleichzeitig schwanger sein würden. Hjalmar und Taieb sind zehn Tage auseinander. Und trotz der örtlichen Distanz gute Freunde.

Meine Erkrankung hat – wie weitaus die meisten Autoimmunerkrankungen – mit der Ernährung nicht viel zu tun und lässt sich durch sie auch nicht gross beeinflussen. Doch wie gestern schon erwähnt, entzieht Kortison dem Körper gewisse Nährstoffe, was zu weiteren Störungen führen kann. Diese sollten dann vermehrt zugeführt werden.

Andererseits sollte ich, wie ebenfalls erwähnt, wenn bestimmte Organe entzündet sind, gewisse Nährstoffe meiden, um die betroffenen Organe nicht noch mehr zu belasten. Also kann ich das, was fehlt bzw. durch das Kortison entzogen wird, nicht so einfach ersetzen. Eben: ein paar kleinere Teufelskreise.

Ich mache mir trotzdem keine grossen Sorgen deswegen, sondern geniesse lieber das Essen mit der Familie. Das Barfussgehen im warmen Sand. Das Klettballspielen mit Taieb und Nailas Tanzen auf der Bühne.

Papas Tochter?

Auch Mamas Tochter! 😊

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