Gratwanderung

Gestern Morgen sagte mir eine Person, ich könnte aus dem Blog ja zusätzlich ein Buch machen. Die Idee gefällt mir und überhaupt danke ich ihr für die motivierende Rückmeldung und dafür, dass sie nicht nur an sich selbst denkt, sondern sich für das Leben anderer interessiert. Die Idee mit dem Buch ist längst nicht der einzige weiterführende Input.

Ob ich es wirklich ohne Imurek schaffe, bezweifle ich heute mehr noch als in den vergangenen Wochen. Die Augenentzündung hielt ich für eine von mehreren, die ich im Jahr habe und die zwar mit der Erkrankung zusammenhängen, aber oft isoliert auftreten, also ohne dass innere Organe ebenfalls entzündet wären. Ich hoffe immer noch, dass es so ist, bin mir aber nicht (mehr) sicher.

Wenn sie ein Vorbote für einen erneuten Schub sein sollte, komme ich um Imurek wohl nicht mehr herum. Wenn die monatelange Kortisonbehandlung mit allen beschissenen Nebenwirkungen nicht mehr als ein paar Wochen „Ruhe“ gebracht haben sollte, bringt Kortison auch aus dem Grund nichts mehr. Wenn die Bemühungen, andere Verfahren zu vermeiden, umsonst gewesen sein sollten, muss ich mir noch ein paar grundsätzliche Fragen stellen. Am Ende der Gedanken stehen dann immer der Satz meiner Hausärztin und die grosse Operation.

Jedes Mal wird daraus nicht Malta…

Aber vielleicht waren diese typischen Schmerzen und die Tatsache, dass mir heute Morgen jemand sagte, ich sei so bleich, auch ein Zufall. Das kann sein und ich hoffe es. Ich hoffe es unter anderem, damit die unguten Gefühle, die ich ein paar Leuten gegenüber verspüre, nicht noch eine weitere Dimension annehmen. Ich wollte mich nämlich vor allem auf die anderen, denen ich dankbar bin, konzentrieren.

Zum Beispiel Nora, mit der ich einen grossen Teil der Sommerferien verbrachte. Damals machte ich mir einen Spass daraus, jeden Tag Fotos auf Facebook zu posten: für mich total übertrieben, aber es war Absicht. Ich wollte das falsche Bild, das ein paar Leute haben, bestätigen und zementieren.

Absichtlich.

Weil es so falsch ist, dass ich gar nichts anderes entgegenhalten kann. Es war lustig, es hat erleichtert. Die Postings und Fotos waren alle ehrlich.

Aber sie waren (längst) nicht alles. Die Blogbeiträge zeigen jetzt auch die andere Seite. Von der ich damals schon wusste, dass ich sie auch zeigen würde.

Das braucht Mut, aber ich habe im Hintergrund Menschen, die mich unterstützen, und vor allem den „Vorteil“, dass organische Krankheiten meist „beweisbar“ sind. Manchmal denke ich an Menschen, die psychische Krankheiten haben. Wie ungleich schwerer noch muss es für sie sein…

Rechtfertigen müsste ich mich für gar nichts. Weil diejenigen, die mich dazu bringen könnten, auch diejenigen sind, die nie tauschen würden. Oder diejenigen, die nach zwei oder drei Wochen des Tauschens aufgeben würden.

„Wer A kann, kann auch B.“

Nein.

Wer A kann, kann A. Ob er oder sie auch B kann, ist eine komplett andere Fragestellung, die mit A nichts zu tun hat. Das habe ich schon einmal geschrieben, schon einmal so formuliert. Und mache es jetzt ganz bewusst noch einmal.

Ich will diese Operation nicht. Viel lieber möchte ich noch einmal an ein eigentlich ausverkauftes Konzert eingeladen werden. Wer es mir missgönnt oder wer meint, etwas anzweifeln oder gar urteilen zu müssen, tut mir nicht nur Unrecht, sondern „denkt“ (sehr) eng und undifferenziert.

Für diese Leute schreibe ich auch nicht. Ich kann daran ja eh nichts ändern. „Du kannst einem Pinguin das Fliegen nicht beibringen.“, hat mir jemand gesagt.

Das hat mir die Augen geöffnet. Darum schreibe ich nicht für Pinguine. Ich schreibe für Menschen, die bereit sind, neue Einsichten zu gewinnen und neue Zusammenhänge zu erkennen.

Beispielsweise gibt es Erkrankungen, die das Leben zu einer ständigen Gratwanderung machen zwischen Glücklichsein und Unsicherheiten. Dass dabei äusserlich oft nichts zu sehen ist, hat ja vielleicht auch mit der inneren Stärke der betroffenen Person zu tun. Nur so als Gedankenanstoss…

Ich habe einen sehr schönen Abend verbracht. Danke, Karina. Ich freue mich auf unser nächstes gemeinsames Abendessen im November. Dann indisch. 🙂

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