Naila fährt morgen ins Reitlager in Lottstetten, Baden-Württemberg. Wir fahren sie am Morgen hin und holen sie am Freitagabend wieder ab. Sie macht das schon zum dritten Mal und freut sich sehr. Zum zweiten Mal mit ihrer Freundin aus Wallisellen, wo meine Mutter wohnt.
Wo wir vom nächsten Samstag an für sieben oder acht Tage sein werden, ist noch nicht entschieden. Ob ich es mit Kreta noch ein letztes Mal versuchen soll? Oder ob wir einfach ein gutes Last-Minute-Angebot nach irgendwohin nehmen sollen?
Taieb hat über die Ferien eine kleine Hausaufgabe: fünfmal das Tagebuch hervornehmen und einen Satz hineinschreiben. Das passt ihm nicht. Ich verstehe nicht so ganz, warum, denn er schreibt spannende und detaillierte Geschichten. Aber ich vermute, das Schreiben an sich ist für ihn noch anstrengend. Ich habe versucht, ihn zu ermutigen, und habe ihm von meinen Tagebüchern erzählt: von früher und vom jetzigen in Form des Blogs.
Die Augenentzündung beunruhigt mich ein bisschen, da sie seit mehr als einer Woche andauert und vom linken aufs rechte Auge übergegangen ist. Bei einer Bindehautentzündung ist das oft so. Aber eben: Bei mir sind es höchstwahrscheinlich autoimmun bedingte Reaktionen. Dieses Mal habe ich Fotos gemacht; dieses Mal sieht man das viele Rot, wo sonst Weiss ist.
Warum und wozu ich sie gemacht habe, weiss ich selbst nicht so genau – vielleicht für den Vertrauensarzt, der zu faul war, meine Krankengeschichte zu lesen und die Unterlagen zu studieren, und im letzten Moment meine Hausärztin anrief, um sich zu erkundigen, was ich denn hätte. Das ist ein bisschen spät, wenn es um eine siebeneinhalbjährige Geschichte geht. Ein bisschen spät – und unverzeihlich.
Die Fotos könnte ich, falls ich sie aus diesem Grund gemacht haben sollte, auch gleich wieder löschen. Es existieren nämlich andere Bilder: solche vom Inneren des Körpers. Man müsste sie einfach hervornehmen und anschauen, wenn man sie schon erhalten hat und darüber urteilen darf oder muss. Zu urteilen gibt es zwar kaum etwas; die Entzündungen waren noch im Mai – nach viermonatiger Behandlung (!!) – schwer und ausgeprägt. Genau so hatte es der Facharzt notiert. Man müsste es nur lesen.
Lesen wollen.
Wie auch immer hoffe ich, dass die Augenentzündung bald zurückgeht und keine weiteren Entzündungen entstehen. Ich bin zuversichtlich. In die Ferien werde ich so oder so fahren bzw. fliegen – nicht in den Dschungel, nicht in die Wüste, nicht auf einen Viertausender. Sondern irgendwohin, wo medizinische Versorgung gewährleistet und innert nützlicher Frist zu erreichen wäre.
Heute Mittag spielte das Schweizer Radio „Falling Rain“, einen Song aus dem neuen Album von Chris de Burgh. Am liebsten hätte ich angerufen und gesagt, wie cool ich es fände, dass sie neben „Lady in Red“, „Missing you“ und „Living on the island“ einen vierten Song von Chris entdeckt zu haben scheinen. Es gäbe noch +/- 300 weitere…, viele davon „besser“ als die erwähnten – musikalisch und inhaltlich.
Wobei ich „Living on the island“ sehr gerne höre. Es handelt vom Leben auf Kreta. Nicht von demjenigen der vielen, viel zu vielen Touristen, sondern von demjenigen der Inselbewohner, vom bunten Treiben an den Häfen, vom Traubenernten in den Bergen und vom Wein. Vom griechischen Wein… Womit wir bei Udo Jürgens angelangt wären, an dessen letzter grossen Geburtstagsgala Chris „When I’m 66“ gesungen hatte.
Ob ich es mit Kreta doch noch einmal versuchen soll?!