Intensität

Die Flamingos auf dem Beitragsbild leben im Connyland, einem Freizeitpark nahe beim Bodensee. Er hat eine überschaubare Grösse. Das macht einen Ausflug dorthin ganz erholsam.

Die Kinder waren in ihrem Element. Wir haben viel mehr von ihnen, wenn wir weggehen. Zu Hause haben sie so viele Nachbarskinder, mit denen sie gerne spielen, dass wir sie kaum zu Gesicht bekommen. Das ist wichtig und schön. Aber um sie „für uns“ zu haben, eignen Ausflüge sich besser.

Taieb war von den Seelöwen angetan und meinte zu mir: „Du willst ja den Beruf wechseln; kannst du nicht Seelöwenwärterin hier im Connyland werden?“ Ja, warum nicht? Seelöwen und Seehunde gehören zu meinen Lieblingstieren.

Oft bin ich knapp dran; das ist meine Art. Darum wäre Taieb beinahe im Zürichsee zur Welt gekommen – am Mythenquai. Das ist kein Witz und keine Übertreibung; ich war am Hineingehen, als eine bereits ziemlich starke Wehe (nicht Welle!) mich davon abhielt und meinem Mann endgültig recht gab, dass ich verrückt sei.

Oft bin ich knapp dran. Das ist einerseits meine Art, hängt andererseits aber auch mit zeit- und energieaufwendigen Behandlungen zusammen. Und mit durch Schlafentzug entstehenden Handlungsblockaden.

Vielleicht darum habe ich erst heute geschafft, Chris de Burghs neues Album zu bestellen. Na ja, besser etwas später als gar nie. Und Alexandra hatte mir schon aus einem der neuen Songs eine Zeile, die ihr besonders gefällt, geschrieben:

When superwoman begins to cry, something has to change.“

Die Zeile hat auch mich fasziniert, und ich freue mich auf diesen Song. Auch auf die weiteren Songs natürlich. Auf die Lyrics wie die Musik. Erst der Mix macht einen Song so richtig gut.

Naila liebte das Piratenschiff im Connyland. Einmal sass sie ganz an einem Ende, war also dann ganz oben, fast senkrecht, und ihre Haare standen ebenso senkrecht in den Himmel hinauf. Es sah so lustig aus, dass die andere Mutter, die zuschaute, und ich jedes Mal lachen mussten. So mit „fremden“ Menschen zusammen zu lachen, hat etwas Verbindendes und Befreiendes.

Offenbar so befreiend, dass ich beim folgenden Mal selbst mitfuhr. Was ich sogleich bereute: Auf solchen Bahnen habe ich Angst. Die Kinder jedoch amüsierten sich umso mehr.

Und ihnen zuliebe begleitete ich sie zweimal auf den „Space Trip“. Der junge Herr mit dem polnischen Akzent gab Anweisungen durch und wünschte viel Spass. Taieb war der Einzige, der „danke“ rief. Beide Male.

Nein, ich war nicht stolz, ich hatte einfach Freude. Und nein, ich stimme nicht in den Kanon ein, dass dies mit der Erziehung zu tun habe. Es ist seine Art, sein Naturell.

Er war auch derjenige, der seinem Schulkameraden Finan am Tag nach Nahoms Tod beim Aufräumen half. Finan war ein Freund von Nahom gewesen. Taieb dachte, Finan müsse besonders traurig sein und er wolle ihm darum helfen.

Taieb denkt intensiv. Taieb fühlt intensiv.

Wie ich.

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