Verspätet

Wir haben den wohl letzten Sommernachmittag dieses Jahres genossen – im Freibad. Die Kinder lieben das Schwimmen, und ich liebe es, sie glücklich zu sehen. Sie wissen, dass ich eine Erkrankung habe, die bleibt, und sie wissen auch, dass ich darum vermehrt zu Hause bin. Als Wichtigstes aber wissen sie, dass ich daran nicht sterbe. (Also theoretisch wäre es schon möglich, aber die Wahrscheinlichkeit, einen Unfall zu haben oder an einer anderen Krankheit zu sterben, ist (viel) grösser – wie für alle Menschen.)

Schöne Momente geniesse ich noch mehr als früher schon und lebe noch intensiver als früher schon. So ging ich mit Naila auf die Rutschbahn. Ich hatte zwar ein bisschen „Angst“ wegen der Verletzung, aber die sprühende Freude der Kinder liess mich diese an sich ja kleine Sorge vergessen, und wir hatten es lustig. Taieb spielte mit seinem Freund Yannik eine Art Wasserball.

Wir waren im Frühling auf Kreta. Gerne würden wir in den Herbstferien in das gleiche Hotel gehen. Die Kinder lieben die verschiedenen Pools, Rutschbahnen sowie weiteren Spiel- und Sportmöglichkeiten.

Leider habe ich erst gerade angefangen, mich um die Buchung zu kümmern, und es wird offenbar schwierig, etwas Passendes zu finden. Das ist mir auf jeden Fall eine Lehre: Für nächstes Mal werde ich früher buchen, damit es klappt mit dem von den Kindern geliebten Hotel.

Luxusproblem, ich weiss.

Doch es erinnert mich daran, dass ich viel Zeit und viel Energie in Arztbesuche, Behandlungen sowie die Bewältigung von Aus- und Nebenwirkungen stecken musste. Das zehrt schon; ich bin langsamer & weniger effizient. Die Energie und die Zeit reichen dann eben nicht mehr so locker für alles.

Gestern erhielt ich die Übersicht mit den Blutwerten. Die meisten sind ganz gut, jedoch viel zu wenig Blut und viel zu wenig Eisen. Beide Werte waren im Mai schon extrem gewesen. Damals war im Gegensatz zu jetzt nachvollziehbar, warum, und ich wurde sofort zu Infusionen aufgeboten: doppelte Menge. Was jetzt geschieht, weiss ich noch nicht genau; das muss ich mit meiner Hausärztin besprechen.

Zu den Blutwerten vom Mai meinte der Versicherungsarzt übrigens: „Ja, und Sie hatten da ja einmal ein bisschen wenig Blut…“ „Genau, Herr Kurmann, ein bisschen wenig. So kann man es auch ausdrücken. Es war beängstigend wenig, es war gefährlich wenig.“

Aber wen interessiert das? Ihn sicher nicht.

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