Risotto – spirituell

Sommer-Flash 11:

In Noras Garten wachsen nicht nur verschiedene Gemüse und Kräuter, sondern auch Früchte, zum Beispiel die Äpfel auf dem Beitragsbild. Auch die Zitronenverveine, mit der ich nachher einen Risotto zubereiten werde. Auf dem Rezept sieht er köstlich aus: mit Mascarpone und Weisswein. Da wir Kinder am Tisch haben, lass ich ihn dann noch fünf Minuten länger kochen… 🙂

Heute waren wir wandern: von Loco im Onsernonetal zurück nach Intragna und Golino. Durch den Wald, hinauf und hinunter und über die Brücke „Ponte di Niva“, wo – laut Tafel, die Entstehung und Bau erklärt – den Wanderer ein Gefühl der spirituellen Erhöhung überkommen soll. Leider schien ich dafür nicht offen zu sein; jedenfalls überkam mich eher eine Art Höhenangst denn eine Erhöhung.

Macht nichts – mit Spiritualität habe ich nicht viel am Hut, mit Esoterik schon gar nicht, weshalb mich die fehlende Erhöhung nicht überraschte und schon gar nicht enttäuschte. Die Brücke aus Lärchenholz gefällt mir trotzdem, und die zweieinhalbstündige Wanderung, für die wir vier Stunden brauchten, weil wir eine Picknick- und eine Trinkpause einlegten, Eidechsen beobachteten, Blumen anschauten und viel redeten, hat sehr gut getan.

Vielleicht hilft Wandern auch, das heruntergefahrene Immunsystem zu stärken; irgendwie muss ich ja den kommenden Winter überleben. Das heisst, ich möchte ihn nicht nur überleben; ich möchte ihn erleben und vor allem beim Schreiben produktiv bleiben, und ich möchte, dass er keine Fortsetzung der beiden vergangenen Winter wird. Ich möchte dann auch ein bisschen – oder ein bisschen mehr als ein bisschen – auspacken. Ich weiss, das habe ich schon mehrere Male angedeutet. Aber ihr könnt mir glauben: Ich habe wirklich noch ein bisschen was zu erzählen. Nora meinte: „Schreib ein Buch darüber.“

Buch, Blog, Blog und Buch, Blog, aus dem ein Buch wird…: Wir werden sehen. Es gibt auch Leute, die versucht haben, mich zum Schweigen zu bringen, mich quasi mundtot zu machen. Es gibt ein paar hübsche Strategien, wie versucht wird, Personen wie mich zum Schweigen zu bringen. Weil ich diese hübschen Strategien jedoch längst durchschaut habe, hat dann jemand zu einem härteren Mittel gegriffen. Das war nicht ganz lustig für mich, aber ich lasse mich nicht verunsichern. Umso mehr Stoff ich habe, desto brisanter wird meine Geschichte, wird mein Buch, mein Blog – oder beides. Gestern habe ich der betreffenden Person, die zur Polizei gerannt ist, meinen Entschluss schriftlich mitgeteilt: Ich lasse mich nicht mundtot machen. Keine Chance mit mir.

In der Türkei fürchten Erdogan-Gegner um ihr Leben; in der Schweiz ist es nicht ganz so schlimm. Aber es ist erschreckend zu erkennen, wie in gewissen Systemen (die, wie schon einmal erwähnt, wohl kaum aus dem Nichts entstanden und wohl kaum von Tieren aufgestellt worden sind) alle einander decken, wie ungerecht und menschenverachtend vorgegangen und wie versucht wird, die vielleicht 5% der Betroffenen, die sich wehren, weil sie die dazu notwendigen Ressourcen haben, zum Schweigen zu bringen. Man wird eingeschüchtert, man wird als die „Böse“ oder „Blöde“ hingestellt, man wird schikaniert, man wird behindert, man wird bestraft. So weit, so schlecht. Ich halte das alles aus. Meine Resilienz ist – im Gegensatz zu meinem Immunsystem – so stark wie nie zuvor.

Dauererkältungen und Dauerhalsschmerzen können – nebst Konzerten, aus denen nichts wird – auch was Positives haben, zum Beispiel besondere Begegnungen: Vor ein paar Tagen fragte der mich bedienende Herr in einem Mobiltelefongeschäft, ob ich ein Taschentuch bräuchte. Ich brauchte tatsächlich eines, und er ging in den Nebenraum, um mir eines zu holen. Dann fragte er mich, warum ich denn mitten im Sommer und bei diesen Temperaturen erkältet sei. Ich sagte ihm die Wahrheit; nämlich dass harte Medikamente gegen eine schwere Erkrankung mein Immunsytem heruntergefahren hätten, was eigentlich gut sei, aber halt unliebsame Nebenwirkungen habe. Er verstand sofort und erzählte mir von seiner Schwester, die eine Autoimmunerkrankung habe. Dann nannte er den Namen. „Genau, das habe ich auch – unter anderem.“ Wir redeten noch ein paar Minuten, und er gab mir zwei weitere Taschentücher mit auf den Weg. Die konnte ich später brauchen, und es tat mir fast weh, sie wegzuwerfen.

So, jetzt muss ich aber hinter den Risotto. Sonst wird das nichts mehr. Nora freut sich ja auch schon darauf. Sie hatte auf der Brücke – leider – auch keine spirituelle Erhöhung. 😉

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert