Ferienflash 2 – die kleine Bühne

Wir hatten es lustig mit dem supernetten Buschauffeur & wünschten ihm ebenfalls einen schönen Tag. Meine Tochter wollte noch von ihm wissen, ob er nach N. fahre, dort sei doch „Chilbi“. My girl – sehr gesellig, sehr unternehmungslustig & sozial. Wobei ich da schreiben müsste „our girl“; sie hat das nämlich nicht nur von mir, sondern genauso von ihrem Vater.

Wir Lehrer haben ja, wie gestern bereits erwähnt, schon wieder Ferien. Wobei diese in anderen Kantonen, beispielsweise in zwei Kantonen, in denen ich nie wieder arbeiten würde (viel zu ländlich, viel zu bünzlig, viel zu kleinkariert… & sogar noch stolz drauf 🙈 😨 🙈), schon eine Woche früher anfingen. Aber in „meinem“ Kanton, in dem glücklicherweise vieles von dem so nicht möglich wäre, beginnen sie erst morgen.

„Ich habe keine Ferien wie ihr Lehrer. Das ist die Realität.“ So musste ich mir das anhören, als ich nach der strengsten Zeit im Schuljahr mitten in einem lebensbedrohlichen Krankheitsschub steckte. Und trotzdem 100% arbeitete – man muss sich das einmal vorstellen! Es war der Wahnsinn, was ich da machte, der totale Wahnsinn.

Aber ich stand massivst unter Druck – und zwar von zwei Seiten her: einer beruflichen & einer privaten. Mit dem Unterschied, dass die private Seite sehr wohl um meine Erkrankung & die Medikationen, die ich nicht vertrage, wusste, die berufliche Seite hingegen nicht. Trotzdem füge ich fairerweise an, dass der Druck von beiden Seiten her zum Ausbruch des Krankheitsschubs & zu dessen Heftigkeit geführt hatte. Es hatte beides dafür gebraucht.

Der Satz mit der Realität aus den Reihen der Babyface-Firma ist so oder so die Lachnummer schlechthin. Und dieser Satz zu einer Lehrerin, die an einem Tag mehr mit all‘ den Realitäten, die es da gibt, konfrontiert ist, als es die Babyfaces in einem ganzen Jahr sind, ist grad nochmals zum Lachen. Darum ging ich damals auch nicht drauf ein.

Ich hatte auch keine Kraft für solch‘ unsachlichen Schrott, der ein Vorwand war, das hyperemotionale Dauerdrama um die ewige Simulantin zu kaschieren. Wie etliche andere Vorwände ebenfalls… Die Peanuts eben.

Burnouts sind im Lehrerberuf viel häufiger als in den meisten anderen Berufen. Und auch diese Tatsache ist müssig zu erläutern. Darum hier einfach noch der erste Satz aus einem Englisch-Didaktik-Buch, das ich fürs Höhere Lehramt lesen musste: „Teaching is a job where frequent breaks are needed.“

Trotzdem oder vielleicht gerade wegen all‘ den Herausforderungen auf allen erdenklichen Ebenen liebe ich meinen Beruf immer noch. Wir haben so eine kleine Bühne für uns. Zwar nur mit ca. 20 Zuschauenden und, wenn es rund läuft 😅, Zuhörenden aufs Mal, dafür aber drei-, vier- oder fünfmal pro Woche für fünf, sechs oder sieben Stunden. Und wenn wir es schaffen, unser Publikum, das ja nicht freiwillig zu uns gekommen ist, in den Bann zu ziehen, dann ist das eine sehr grosse Leistung.

Performen kann ich dann so richtig, wenn meine Stärken wertgeschätzt werden. Wenn die anderen sich vor ihnen nicht fürchten, weil sie selbst stark, cool, offen & selbstbewusst sind. So, wie es jetzt eben ist. Darum an dieser Stelle ein Dank an mein Kollegium. ❤️

 

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