Ferienflash 10 – der luzide Moment

Die Standing Ovation gleich zu Beginn des Konzerts, bevor er überhaupt eine erste Zeile gesungen oder auch nur ein Wort gesprochen hatte, fand ich wunderschön. So quasi die Anerkennung für das Lebenswerk von Chris de Burgh. Ca. 330 eigene Songs lassen sich sehen.

Auch wenn ich es schon zwei- oder dreimal geschrieben habe: Wer von ca. 330 Songs zwei oder drei kennt, kennt fast nichts davon. Das ist ja nicht „schlimm“ oder so. Aber es berechtigt nie & nimmer zu einer Wertung oder gar einem Urteil über seinen Stil oder sein Schaffen. Es reicht dazu nie & nimmer aus. Darum: Fresse halten. (Ja, ich mag die Jugendsprache.)

„Balladensänger“, „Frauenversteher“ u. ä.: Diese Bezeichnungen sind nur ein (ganz) kleiner Teil in einem (sehr) weiten Spektrum an Themen, die er abdeckt. Und eben nicht nur abdeckt, sondern vertieft, illustriert, anschaulich & lebendig macht. Trotzdem wünscht sich so manch eine Frau zu Recht, gewisse Männer hätten auch nur ein klein wenig von Chris‘ Einblick in das Herz von reinen, gradlinigen & leidenschaftlichen Frauen. Nur ein klein wenig von seiner Stärke, eben diese zu verstehen, zu bewundern, zu verehren & mit ihnen umgehen zu können, auch.

So oder so genoss ich es, wieder mal an einem grossen Konzert zu sein. Seit den Lockdowns bin ich zwar schon wieder an mehreren Konzerten gewesen, aber vor allem an kleineren Gigs. Das gefällt mir auch sehr, sehr gut. Doch die Samsung Hall, die sich jetzt ein bisschen asketisch & ein bisschen überheblich „The Hall“ nennt, war wieder mal ein Erlebnis einer grösseren Dimension.

Das letzte Mal war ich vor drei Jahren dort, ebenfalls an einem Konzert von Chris. Damals widmete er einen Song einer an jenem Abend assistiert sterbenden Bekannten, die dement gewesen war. Das Lichtermeer in der Halle berührte mich zutiefst. So tief, dass ich mir schwor, mich von der Narzisstin, die so ca. zur Hälfte für meinen damaligen heftigen Krankheitsschub verantwortlich war, zu befreien. Was ich dann auch tat.

Darum an dieser Stelle ein grosser Dank den beiden Fachfrauen & dem Fachmann, die mir vollkommen unabhängig voneinander aufzeigten, dass eine natürlich & wahrhaft selbstbewusste & starke Frau von einer Narzisstin immer so klein wie irgendwie möglich gehalten & fertig gemacht wird. Immer. Dass das nie zusammengeht. Nie.

Zwar wird der Begriff seit einiger Zeit leider völlig inflationär gebraucht & gerne als Waffe von extrem feigen, schwachen, tief verstrickten & verlogenen Bubis oder von Frauen, die nicht arbeiten wollen, sondern lieber die ganze Zeit den Exmann beschimpfen, warum er nicht noch mehr bezahle, eingesetzt & damit diametral missbraucht. Aber klar – ist halt einfach & bequem. So kann man die eigenen Abgründe – ein weiteres Mal (!) – von sich weisen & unter den Teppich kehren.

Anyway: Der luzide Moment am Konzert vor drei Jahren war mein mentaler Befreiungsschlag von der Narzisstin aus der miefigen Kleinstadt gewesen. Zwei Wochen später folgte der physische Befreiungsschlag. Das hat mich, auch wenn der Krankheitsschub bereits ausgebrochen & nicht mehr zu stoppen war, so einiges gelehrt…

Über Berlin & London schreib‘ ich dann mal noch etwas mehr. Wir haben nämlich noch mehr, als was ich schon erwähnt habe, gemacht. 😊

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