Transit: Grüsse aus Abu Dhabi

Wir sind unterwegs auf die Malediven. Ich freue mich sehr darauf. Gleichzeitig weiss ich, dass ich Stefan vermissen werde. Als ich die Reise im Juni 2022 buchte, kannten wir uns noch nicht.

Ich war auf dem Weg aus dem heftigsten Krankheitsschub, den ich je gehabt habe & der mir bleibende Schäden wie eine verminderte Sehkraft in die Weite & einen Herzklappendefekt hinterlassen hat, heraus. Ausserdem war ich befreit worden. Ja – befreit: erstens aus einem hochgradig manipulativen & höchst toxischen Familiengefüge bzw. dessen hässlichen Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen & zweitens aus einer militärisch & völlig übertrieben formalistisch geführten Schule, in der viel geschleimt wird & viele meinen, sie seien etwas Besseres.

Dass das Gegenteil der Fall ist, merken sie in ihrer elitären Verblendung nicht einmal (mehr). So viele Fehler, sei es sprachlich, sei es menschlich, sind mir in über 25 Jahren jedenfalls noch an keiner anderen Schule begegnet. Na ja, wie sagt man so schön: Der Fisch stinkt vom Kopf her.

Das einfach so als ganz, ganz kurze Rekapitulation. Mehr dazu wird in diesem Blog auch nicht kommen. Die im letzten Jahr verfassten Beiträge (bzw. die betreffenden Passagen daraus) über die Doppel-Befreiung, die mir so viel mehr, als ich je hätte ahnen können, eröffnet hat, kopiere ich in einen zweiten separaten Blog hinein, sobald ich die Zeit dafür habe.

(Hier wollte ich lediglich kurz aufzeigen, dass ich im Sommer 2022 froh war, noch am Leben zu sein, Ferien nötig hatte wie nie zuvor in 49 Jahren & spürte, dass ich mal so richtig ‘was anderes & so richtig ‘was Besonderes brauchte.)

So wollten wir im Juli / August 2022 auf die Malediven. Dann merkte ich, dass das nicht grad die beste Jahreszeit ist, und suchte eine neue Destination im indischen Ozean. Obschon ich schon sehr viel & sehr weit gereist bin, hatte ich den indischen Ozean noch nie gesehen. Bis eben dann im Juli / August 2022, als wir drei volle Wochen auf Sansibar verbrachten. Dazu kamen zwei Reisetage mit je einem Zwischenstopp in Doha, der Hauptstadt von Katar.

Die Ferien waren wunder-, wunder-, wunderbar & haben mich mit in mir drinnen gespeicherter Leichtigkeit, Sonne & Wärme durch den Herbst & den Winter getragen. Die Beiträge, die ich auf Sansibar schrieb, werde ich im Verlauf dieses Jahrs wieder neu veröffentlichen. Das heisst, sobald ich dazukomme, sie zu überarbeiten & die Teile, die nicht dazugehören bzw. all‘ das Wunderbare aus jenen Ferien eigentlich nur „verschmutzen“, rauszukopieren & in einem zweiten separaten Blog unterzubringen.

Ich hoffe, dass ich das im Verlauf dieses Jahrs machen kann. Es braucht ja doch Zeit. Aber da Stefan im Sommer mit einem Freund auf eine fünfwöchige Alaska-Kanada-Reise, die er ebenfalls schon geplant & gebucht hatte, bevor wir uns kennenlernten, geht, habe ich dann vielleicht die notwendige Zeit für den Blog. Und für ein paar Dinge im Haus. 😅 Ja, vielleicht habe ich sie dann.

In den Frühlingsferien wollen wir zusammen etwas unternehmen. Er hat schon einmal die Idee geäussert, dass wir ins Tessin, wo er mit einem Cousin zusammen ein Steinhäuschen hat, fahren. Das tönt für mich natürlich auch verlockend. 😊

Auch die Herbstferien wollen wir zusammen verbringen. Das hat Stefan mir mal geschrieben, als ich grad am Unterrichten war. Also macht er dieses Jahr etwa zehn Wochen Ferien. Das heisst, er macht das alle paar Jahre so. Und ich könnte den Satz, den ich in den vergangenen Monaten immer wieder gedacht habe, anfügen: Aha, es geht auch so.

Zurück zu jetzt: Die Malediven-Reise verschob ich also auf die bessere Jahreszeit. Damit erfülle ich auch meinem Sohn einen grossen Wunsch: nämlich für zwei Wochen in einem Wasserbungalow direkt über dem Meer zu wohnen. Dass ich ihm den Wunsch erfüllen kann, macht mich glücklich. Glücklich & dankbar. Sehr dankbar sogar.

Durch den Verkauf des Hauses in Eglisau konnte ich das ruhig & schön gelegene Haus in Winterthur kaufen sowie sämtliche Umbauten finanzieren. Dann blieb noch etwas Geld übrig… Es reichte für neue (etwas teurere) Möbel im ganzen Haus & für die beiden weiten Reisen: drei volle Wochen auf Sansibar im Sommer & eben jetzt die beiden vollen Wochen auf den Malediven.

Und ich schreibe, was ich schon einmal geschrieben habe: Das Geld auf dem Konto von älteren & alten Menschen erzählt – nicht immer, aber sehr häufig – von nicht gelebtem Leben. So ungefähr das Schlimmste, was es gibt. So ungefähr das Letzte, was ich mir wünschen würde.

Als ich Stefan kennenlernte, merkten wir schnell, dass wir auch diesbezüglich ähnlich „ticken“. Er macht, wie erwähnt, immer mal wieder viel mehr Ferien als vorgesehen – manchmal auch noch (einiges) mehr als die oben erwähnten zehn Wochen. Er schaut sich immer wieder um, was wir zusammen unternehmen könnten. Und er plant schon lange, sich vorzeitig pensionieren zu lassen. Und zwar nicht nur so zwei, drei Jährchen, sondern etwa acht Jahre früher.

Nicht, dass ich das auch möchte. Ich liebe meinen Job (wieder) so sehr, dass ich es wirklich nicht möchte. Ja, mir (zumindest zur Zeit) nicht einmal vorstellen könnte. Aber mir gefällt seine Einstellung. „Das Leben ist zu kurz, um so lange zu arbeiten“, hat er schon ein paarmal gesagt. Und ich verstehe ihn darin ja so gut.

Ausserdem hat er zwei ambitionierte Projekte, bei denen ich ihn, wenn ich kann, gerne unterstützen werde: nämlich den Lachs zurück in die Schweiz zu holen & das Oberengadin autofrei zu machen. Und eigentlich auch noch ein paar Hochspannungsleitungen zu sprengen… 😂 Stimmt – das Rebellische in uns beiden verbindet uns ebenfalls.

Gestern (Freitag) Morgen tranken wir noch Kaffee zusammen, bevor wir einander umarmten & uns voneinander verabschiedeten. Ein letzter Kuss draussen vor dem Haus; dann ging er die Treppe runter auf den Bus, ich ging die Treppe hoch zum Auto. Ich stelle es seit kurzem in unsere (drei oder vier Gehminuten vom Haus entfernte) Garage.

Als ich ein paar Minuten später am Lindenplatz vorbeifuhr, sah ich ihn noch auf den Bus warten. Er sah mich auch & wir winkten einander zu. Zuerst hatte er noch eine online-Besprechung, danach fuhr er ins Engadin. Und ich fuhr zur Schule. Einfach war es nicht, aber es ging trotzdem ganz gut.

Die vergangene Arbeitswoche hat mich extrem gefordert – auf allen Ebenen. Doch ich laufe, wenn ich so richtig gefordert bin & (sehr) viele (total) überfordert wären, auch zu Höchstform auf. Von daher habe ich das sehr gut gemanagt. Auch unser Interimsschulleiter sieht das so. Und so danke ich ihm denn auch an dieser Stelle noch für seinen Einsatz, seine klare Haltung & seine Wertschätzung mir gegenüber.

Worum es ging (bzw. geht), kann ich hier nicht schreiben. Mit mir persönlich hat es gar nix zu tun. Aber es berührt & beschäftigt mich enorm. Und ich kann nicht einfach zuschauen & das ach so professionell klingende & superegoistische Gefasel von „sich distanzieren & sich abgrenzen müssen“ herunterleiern. Die Überforderung, die zumeist dahinter steckt, ist nicht meine. Ich schaue hin, ich setze mich ein. I care. I really, really do.

Darum habe ich auch – entgegen meines Vorhabens – mein Schul-iPad auf die Reise mitgenommen. („Nur“ deswegen. Aber deswegen mit grosser Überzeugung.) Es ist in meinem Koffer, den ich in Male wieder in Empfang nehmen werde, verstaut. Das heisst, es ist gar nicht mein Koffer; er gehört Stefan.

Meiner hat auf den Flügen nach London & Berlin im Oktober (etwas) gelitten, sodass ich nichts dagegen hatte, als Stefan sagte, ich könne seinen Koffer haben. Überdies ist der Koffer neu. Stefan reist immer mit dem Rucksack & hat den Koffer noch gar nie gebraucht.

Unser Flug vom Flughafen Zürich nach Abu Dhabi war sehr angenehm. Wir starteten um 10.15 Uhr, genossen später das Mittagessen & spielten dann „Uno“ auf den Screens der Vordersitze. Das machte mir, obschon ich eigentlich gar nicht der Spiel-Typ bin, Spass. Als Player-Name wählte ich „iloveStefan“. 😀

Jetzt haben wir einen fünf- bis sechsstündigen Aufenthalt am Flughafen von Abu Dhabi, bevor es um 00:55 Uhr (21:55 Uhr Schweizer Zeit) wiederum mit der „Etihad“ weitergeht. Von Male aus werden wir mit einem „Speed Boat“ auf Thulhagiri Island fahren. Ich habe extra eine Insel in der Nähe der Hauptstadt gewählt, da ich nicht mit einem Wasserflugzeug fliegen möchte. Das muss ich mir echt nicht auch noch geben… 😧

Der Flughafen von Abu Dhabi ist weniger pompös als derjenige von Doha. Das finde ich sympathisch. Wir haben indisch gegessen (Paneer Butter Tikka) und „hängen es“ jetzt ein bisschen. Vielleicht gehen meine Tochter & ich uns nachher noch die Geschäfte anschauen.

Hinter mir hat es eine Sky Bar; da wär‘ ich jetzt natürlich gerne mit Stefan. Aber es geht mir trotzdem gut. Er hat mir auch schon Fotos & ein Video aus dem Engadin geschickt. Und es ist ja auch wunderschön, einander wiederzusehen & vieles erzählen zu können.

So, jetzt hab‘ ich grad meiner Sitznachbarin helfen können. Sie war sich nämlich nicht sicher, ob das hier wirklich die „Area“ für die Transit-Flüge sei. Auf meine Zusicherung hin ist sie jetzt beruhigt. 😄

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert