Für Roberto

Ich dachte, er würde sterben, ich weinte schon fast, verkrampfte meine Hände & spürte mein Inneres, als ob es meine Haut wäre. „Häng mal, Mama“, versuchte Naila mich zu beschwichtigen, „er bewegt sich ja.“ Womit sie recht hatte, aber die Bewegungen waren ruckartig & spastisch.

Eine Passagierin mit mittellangen & zusammengebundenen grauen Haaren kümmerte sich super um ihn; ich vermute, sie ist FaGe (ehemals Krankenschwester). Ich ging nach draussen & informierte das herbeieilende Zugpersonal. Wir waren grad in Madrid eingefahren.

Als ich zurückkam, traute ich meinen Augen kaum: Roberto, so heisst der dunkelblonde, feingliedrige junge Herr aus Mexiko, war aufgesessen & konnte die Fragen der oben erwähnten Passagierin grösstenteils beantworten. Bier habe er getrunken, sagte er. Und wohl noch mehr bzw. anderes…

Ich war erleichtert. Kein Herzinfarkt, kein Hirnschlag. Sondern höchstwahrscheinlich „einfach“ zu viel, was dem Körper nicht guttut, eingenommen. In dem Alter ja irgendwie auch nachvollziehbar. Das Alter, in dem ausprobiert wird, Grenzen ausgetestet & überschritten werden & alles möglich erscheint. Eigentlich ja wunderschön…

Am Donnerstagabend, als ich mit einer Arbeitskollegin & Freundin im Hiltl ass, redeten wir auch kurz über Alkohol. Beide hatten wir im Januar fast nichts getrunken, also nicht ganz ein „Dry January“, aber nahe dran. Darum freuten wir uns besonders auf unsere Drinks.

Sie hatte die Gewohnheit, jeweils am Freitag Alkohol zu trinken, fand dann aber, dass das, obschon es ja nicht viel, aber halt eben doch regelmässig ist, nicht sein müsse, und hat schmackhafte alkoholfreie Alternativen entdeckt. Ihre Erkenntnis, dass jeden Freitag eben auch schon eine Regelmässigkeit, die man durchaus hinterfragen kann, darstellt, zeugt von Intelligenz sowie Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Wie viele Leute gibt es, die viel mehr trinken, um nicht zu sagen saufen, und dies dennoch beharrlich ignorieren oder, darauf angesprochen, gar abstreiten bzw. bagatellisieren & schönreden.

Ja, man kann sich alles schönreden: Beziehungen & Trennungen (wie am Ende des letzten Beitrags erwähnt), das eigene Trink- & Essverhalten, die eigenen schwierigen Charaktereigenschaften & Verhaltensweisen, die eigenen Umfelder, … und vieles mehr. Das ist extrem einfach & extrem bequem, bringt einen aber in der Persönlichkeitsentwicklung nie weiter. Kein einziges noch so kleines Schrittchen.

Und es ist ein Dauerbetrug an sich selbst sowie an den anderen. Am meisten an denjenigen, die diese Spielchen nicht mitspielen. Weil sie dazu viel zu ehrlich sind, weil sie gesund & intakt selbstbewusst sind, weil sie stark sind.

In Marokko werde ich, obschon Gerouane ein bekanntes & gutes Weinanbaugebiet ist, keinen Alkohol trinken. Auch aus Rücksicht auf die muslimische Bevölkerung. So, wie ich die Rücksicht derjenigen, die in meiner Gegenwart kein oder zumindest weniger Fleisch essen, ebenfalls schätze.

So oder so bin ich froh & dankbar, dass mein Körper sich die natürliche Abwehr & den natürlichen Schutz gegen zu viel Wein bewahrt hat. Finge ich nämlich an, jeden Tag ein Glas Wein zu trinken, würde ich es spätestens am vierten Tag gar nicht mehr runterkriegen. Ab dann empfinde ich nämlich so wie eine Art Ekel dagegen & es schmeckt mir überhaupt nicht mehr.

Dabei handelt es sich um eine gesunde Reaktion des Körpers, eine gesunde Barriere. Das weiss ich, seitdem ich vor genau einem Jahr auf den Malediven für zwei Wochen jeden Tag ein kleines Glas Wein trinken wollte, da wir – mein Zugeständnis an die dauerhungrige Adoleszenz… 😂 – „all inclusive“ gebucht hatten. Die beiden kosteten die Buffets denn auch aus.

Aber aus meinem täglichen Glas Wein wurde nichts. Am vierten Tag war Schluss damit. Und das war gut so.

Roberto ist in einem Alter, wo Exzesse dazugehören. So hoffe ich, dass er sich schnell erholt & weiterreisen kann. Den Schrecken darüber, wie er im Zuggang zu Boden fiel, liegen blieb & nicht ansprechbar war, werde ich so schnell nicht vergessen.

Mittlerweile sind wir mit 80 Minuten Verspätung & Riesenhunger, der durch zwei ins „Octavio Mir“ gelieferte Pizzas gestillt worden ist, in Algeciras angekommen, wo wir im gleichen Hotel wie im letzten Sommer mit Taieb übernachten. Es liegt perfekt, nämlich in unmittelbarer Nähe sowohl des Bahnhofs wie auch der Busstation. Ein Vorteil, dass ich das wusste & beim Buchen berücksichtigen konnte.

Morgen fahren wir mit dem Bus nach Tarifa, von wo aus um 13 Uhr unser Schiff nach Tanger Ville abfährt. Dann sind wir auf dem afrikanischen Kontinent. Wir freuen uns auch auf die höheren Temperaturen. ☀️

Hier & jetzt bedanke ich mich ein erstes Mal für die freundlichen, anerkennenden & wohlwollenden Reaktionen auf die Fotos von unserem Dienstagabend-Shooting in Zürich. Sie sind gar nicht selbstverständlich; es gibt ja auch immer & überall (viele) Leute, vor allem natürlich Frauen, die neidisch sind, was sie jedoch nie & nimmer zugeben würden. Nun gut, das macht nichts, denn wie lautet das überaus treffende Zitat schon wieder…?!

Die superlangen Zugfahrten nutze ich auch, um möglichst vieles, was die Handwerker & Generalunternehmer mir vergangene Woche aufgezeigt & erklärt haben, Revue passieren zu lassen, mir zu überlegen, wie die Platten aussehen & welche Farben ins Konzept Einzug finden sollen. Violett & Gelb sind nicht nur meine Favoriten, sondern passen auch tip top zusammen.

Gefreut hat mich auch die Aussage des Generalunternehmers, dass mein Budget gut für alles, was ich machen (lassen) möchte, reichen sollte. Und ich möchte vieles machen (lassen). Jetzt hab‘ ich grad noch mehr Freude daran.

Den Garten werden wir total entrümpeln & umgestalten. Ich kann es kaum erwarten, bis die Mulde dort steht & so gut wie alles rein- & dann wegkommt. Das jetzige Gerümpel-Flickwerk gefällt mir gar nicht.

Ausserdem ist für Naila glasklar, dass die beiden Katzenklappen in den Türen ein Zeichen sind, dass wir eine Katze haben müssen. Schon fast bin ich so weit, ja zu sagen, hab‘ aber Bedenken wegen dem Verkehr. Das heisst, je nachdem auf welche Seite raus die Katze dann ginge… 🤷🏻‍♀️

Übrigens, Herr C. (GU) sagte ausserdem, das Haus sei grösser, als er von aussen gedacht hatte, biete verschiedene Möglichkeiten & das Quartier mit den vielen farbigen Fassaden sei sehr cool. Sein Sinn für Ästhetik hatte mich schon beim Rundgang im Innern des Hauses überzeugt. Und sein Fachwissen sowieso.

Ach ja, das überaus treffende Zitat heisst: Neid ist die höchste Form der Anerkennung.

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