Frisch und Fisch

Nahom soll in meinem Blog einen Platz haben, ab und zu möchte ich an ihn erinnern. Ich möchte ihn nicht vergessen. Viele Leute vergessen schnell, zu schnell.

Das musste ich auch erfahren:

Verständnis auf Zeit. Für ein paar Tage, ein paar Wochen, höchstens ein paar Monate. Dann ist Schluss.

Verständnis auf Zeit. Als ob es etwas nützen oder helfen würde. Chronische Erkrankungen sind nicht auf Zeit. Oder doch: auf Lebenszeit.

Es gibt gute Tage und schlechte Tage, es gibt schlechte Zeiten und gute Zeiten. Auch während der guten Zeiten ist nicht alles einfach und normal, auch während der schlechten Zeiten kann es (viele) schöne, glückliche und intensive Momente geben. Schwarz-Weiss-Malerei funktioniert auch bei chronischen Erkrankungen nicht.

Unter Kortison hören die Nebennieren auf, körpereigenes Cortisol zu produzieren, da es ja von aussen immer zugefügt wird. Wenn die Einnahme wegfällt, können sie es nicht mehr. Ich bin jetzt in dem Stadium, wo sie wieder anfangen müss(t)en, es zu tun. Das macht zusätzlich müde.

Herr Kurmann stellte mir auch zu meinem zukünftigen Berufsleben eine seiner extraschlauen „Denken Sie …?“-Fragen:

„Nein, Herr Kurmann, ich denke nicht, dass ich noch dieses oder schon nächstes Jahr in meinem Beruf weiterarbeiten werde, und wir denken, dass die Erholungsphase, wenn sie denn eine solche genannt werden kann, mindestens so lange wie der Schub an sich dauern wird. Aber was kümmert Sie das? Sie waren nicht nur unvorbereitet und uninformiert, sondern sie sind auch empathielospathologisch empathielos.“

Auf die Frage, was ich denn machen wolle, antwortete ich: „Schreiben.“ Darauf er: „Ah, Sie wollen also Schriftstellerin werden?“ (Ha, ha, wie witzig.) „Ja genau, das will ich; mein Lieblingsautor und grosses Vorbild ist übrigens Max Frisch, und ich möchte in seine Fuss-Stapfen treten.

Mein Name sei Gantenbein.

Ironie beiseite.

Kennen Sie seriöse, kritische Zeitschriften? Sie berichten über Leute wie Sie. Wobei Sie ja noch ein kleiner Fisch sind, würde ich meinen. Ihre grossen Fisch-Kollegen sehen ja, um ein einziges Beispiel zu nennen, bei einem Mann, dem beide Beine amputiert werden mussten, nicht ein, warum er eine IV-Rente erhalten sollte. Solange Sie und Ihre stinkenden Fisch-Kollegen keine entzündeten Organe und alle Beine, pardon Flossen, haben, ist die Welt doch in bester Ordnung.

Und übrigens: Mit Max Frisch verbindet mich mehr, als Sie wissen können. Er war sich nämlich nicht zu schade, Wahrheiten – ja, Wahrheiten, nicht: verschiedene Wahrnehmungen 🙉 🙈 🙉 – aufzudecken und gegen Ungerechtigkeiten anzukämpfen. Solche Menschen fehlen diesem Land so sehr.

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