Ende Jahr ziehen wir noch einmal um – sozusagen ans andere Ende der gleichen Buslinie in Winterthur, an der „unser“ jetziges Haus liegt. „Unser“ steht in Anführungs- und Schlusszeichen, da es eben nicht uns gehört: Wir mieten es. Und mieten ist (sehr) teuer; die monatlichen Kosten sind in etwa doppelt so hoch wie bei Eigentum. Ausserdem hab‘ ich ja auch noch das Haus in Eglisau; wir bezahlen also seit anfangs Oktober für zwei Häuser.
Vor wenigen Wochen haben wir uns entschieden, das Haus in Eglisau zu verkaufen und dafür ein Haus in oder um Winterthur zu kaufen. Dies würde kein einfaches Unterfangen werden, hörten und lasen wir von verschiedenen Seiten: Winterthur ist beliebt und teuer; viele wollen hier wohnen, doch das Angebot an Häusern ist klein.
Wir starteten trotzdem ein Suchabo, haben bis jetzt drei Häuser angeschaut und uns für zwei davon beworben. Die Zusage für das erste kam am letzten Montag; dass wir auch das zweite bekommen hätten (!!), erfuhren wir ein paar Tage später: fast schon unglaublich – aber wir bleiben beim ersten.
Fast schon unglaublich – und auch eine Art Entschädigung für das vergangene halbe Jahr, das, weil wir das Haus in Eglisau nicht vermieten konnten und merkten, dass die Klientel, die ein Haus mieten möchte – oder so tut, als ob (!) -, zu einem grossen Teil nicht unserer Wellenlänge entspricht:
anspruchsvolle Leute, die entweder im Leben tatsächlich zu kurz gekommen sind oder meinen, zu kurz gekommen zu sein. Beides führt zu auffälligem Verhalten – jedenfalls auffällig für diejenigen, die sich im psychologischen Bereich gut auskennen: sei es durch Gespür, Wissen oder Erfahrung – oder alles zusammen. (Aber das hier nur am Rand erwähnt.)
Fast schon unglaublich – und eine Erleichterung. Wie viel wir zur Zeit jeden Monat für Immobilien ausgeben, möcht‘ ich hier gar nicht hinschreiben – es ist definitiv (viel) zu viel. Darum sind wir erleichtert. Und ich freue mich auch sehr, wieder ein eigenes Haus zu haben – wie in Eglisau -; es ist „einfach“ etwas (ganz) anderes und macht (viel) mehr Freude. Ich freue mich auf die Renovationen nach unserem Geschmack; ich freue mich darauf, den Sitzplatz und den Garten so zu gestalten, wie es uns gefällt; ich freue mich darauf, das Haus gemütlich einzurichten und neue Möbel, die wir zusammen aussuchen werden, zu kaufen.
Damit es keine Missverständnisse gibt: Das Haus, in dem wir jetzt zur Miete sind, ist sehr schön und geräumig; wir haben ein Büro, einen grossen Partyraum, einen Wintergarten und einen hübschen Garten. Es gefällt mir nach wie vor sehr gut; ich habe meine Meinung nicht geändert.
Doch aus oben genannten Gründen, mit denen wir (erst) im vergangenen halben Jahr so richtig konfrontiert worden sind, bin ich jetzt eben sehr froh, dass wir ab Dezember dieses Jahrs Eigentümer unseres eigenen Hauses sein werden.
Zudem liegt es in einem sehr schönen, ruhigen, fast schon dörflichen Quartier mit einer beeindruckenden Aussicht – und gehört doch zu Winterthur. Das ist cool; wir fühlen uns in einer urbanen Umgebung wohl.
Die Freude über die Zusage am Montagmorgen war gross; am Abend stiessen wir in unserem Home-Ristorante, dem wir auch nach unserem Umzug auf jeden Fall treu bleiben werden, darauf an. Und am Freitagabend grad nochmals. 🙂
Mit der Gewissheit, dass die Wohnsituation sich bald ändern wird, können wir das jetzt auch wieder unbeschwerter tun. Und es geht (längst) nicht nur um unbeschwerte Restaurantbesuche; es geht auch um Aktivitäten, Ausflüge, Wochenenden, Reisen, Ferien, Kurse und Hobbies der Kinder etc. Und was mir ebenfalls sehr wichtig ist: Ich möchte grosszügig sein können. Das heisst, ich bin grosszügig, schon immer gewesen; ich kann gar nicht anders. Wenn es eigentlich nicht mehr drin liegt, geht es mir nicht gut, fühle ich mich wie unterdrückt, beengt und gefangen, bin ich nicht mehr ich selbst.
Leute, die nur an sich selbst und ihre eigene Familie denken, bewusst oder unbewusst immer und überall auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und Geld nur für sich selbst und ihre eigene Familie ausgeben wollen, finde ich ganz schlimm – und erbärmlich, im wahrsten Sinn des Wortes: Sie tun mir nämlich insofern leid, als dass sie vom Sinn des Lebens kaum ‘was verstanden haben. Aber auch wenn sie mir insofern durchaus leid tun und ich ihnen gerne wenigstens ein bisschen mehr Intensität, Ehrlichkeit und Grosszügigkeit für ihr Leben wünschen würde, so kann ich mit ihnen doch nichts anfangen und tun sie mir nicht gut.
Wir sind – zum Beispiel (und der Beispiele gibt es in meinem Leben je länger je mehr…) – grad jetzt im Tempodrom Winterthur. Das ist eine Kartbahn – mega cool und ziemlich teuer. Wir sind nicht nur mit Taieb und Naila hier, sondern Taieb hat einen Freund, dem ich fünf Runden schenkte, mitnehmen dürfen. Das mache ich gerne, das mache ich schon lange so, das möchte ich weiterhin machen können. Wie erwähnt: Auch darum bin ich über die baldige Entspannung der Wohnsituation froh.
Und ich schreibe das hier auf, weil der Blog auch eine Art „Tagebuch“ für mich ist, weil ich mich hier möglichst offen ausleben möchte – auch wenn mir das schon so allerhand an Aufregung, um es mal mild auszudrücken, beschert hat.
Ich schreibe das hier aber auch auf, weil die Lesenden, die es nicht eh schon tun, sich vielleicht mal überlegen könnten, ab und zu Geld für andere Menschen auszugeben oder Geld zu spenden und grosszügig(er) zu sein.
Anstatt nur immer an sich selbst zu denken und von auf sich selbst fokussierten Ängsten getrieben durchs Leben zu gehen – besser gesagt zu schleichen, zu straucheln, zu kuschen. So müsste man das doch ungefähr nennen, oder?
Zu Ängsten, Egoismus und Heuchelei hab‘ ich noch einen Text parat, der sich vor allem mit den lächerlichen, hässlichen und höchstwahrscheinlich unnützen, wenn nicht gar schädlichen Gesichtsmasken befasst. Aber den füg‘ ich hier nicht auch noch an; das wäre zu viel und irgendwie doch nicht ganz passend. Darum grüsse ich vorerst aus dem Tempodrom Winterthur und wünsche einen erholsamen Sonntagnachmittag. Bis bald.
Und zum Beitragsbild schreib‘ ich auch bald noch ‘was. 🦋 🦋 🦋
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